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Senioren- Leichtathleten holen Gold

Helsinki/Melsungen. Die Melsunger Senioren-Leichtathleten Harry Geier und Alwin J. Wagner wurden bei den Hallen-Europameisterschaften in Helsinki ihrer Favoritenrolle gerecht und kehrten mit der Goldmedaille und somit als Europameister nach Melsungen zurück. Vier Tage wurde in Finnlands Hauptstadt großer Sport geboten.

Frenetisch feierten die Finnen ihre Landsleute, denn nur alle zwei Jahre haben die besten eines jeden Landes die Chance bei einer Welt- oder Europameisterschaft Gold, Silber oder Bronze zu gewinnen. Das macht den Erfolg umso wichtiger und die Favoritenstürze umso tragischer. Einigen Senioren fehlte es an Leistungsstabilität, und die Enttäuschung war bei ihnen groß. Aber Ausfälle wird es in einer großen Mannschaft immer geben, und auch andere Länder blieben davon nicht verschont. Die Entwicklung, die sich schon zwei Jahre vorher in San Sebastian deutlich abzeichnete, setzte sich auch in Helsinki fort. Immer mehr Länder teilen sich den Medaillenkuchen, und immer mehr Länder kommen hinzu. Dennoch konnten die Teilnehmer aus Deutschland überlegen die Nationenwertung gewinnen und Harry Geier mit seinen Siegen über 400 Meter und mit seinem Staffelgold über viermal 200 Meter sowie Diskuswerfer Alwin J. Wagner haben wesentlich dazu beigetragen.

Am 23. März 2007 um 16.10 Uhr war es mucksmäuschen still, als die 400-Meter-Läufer der M70 vor dem Finale in ihren Startblöcken hockten und auf den Startschuss warteten. Harry Geier, der sich bei den Europameisterschaften ein Jahr zuvor bereits in Polen den Titel sicherte, wurde auch in Helsinki auf der Zwei-Runden-Distanz seiner Favoritenrolle gerecht. In 66,90 Sekunden ließ der 71jährige der Konkurrenz keine Chance. In schnellen 32,5 Sekunden lief er die ersten 200 Meter an und ließ nie Zweifel an seinem Start-Ziel-Sieg ankommen. „Ich fühle mich wunderbar“, so Geier, der die deutschen Hallenmeisterschaften in Düsseldorf ausließ und so selbst nicht genau wußte, wie schnell er in der Halle auf den letzten Metern noch sprinten kann. Auch wenn Hans Jürgen Gasper aus Karlsruhe auf den letzten Meter noch mächtig aufkam und sich in 67,06 Sekunden die Silbermedaille holte, der Europameistertitel war Harry nicht mehr zu nehmen. „Ich sehe mich nicht gern in der Favoritenrolle, das belastet mich nur“, sagte der Melsunger Juwellier vor dem Finale und war über die Konstellation nicht gerade glücklich. Aber der schnellste Mann Europas in der Altersklasse M70 und älter meisterte diese Belastung souverän.

Am Schlusstag gab es für Harry Geier das zweite Gold bei dieser Hallen-EM. Die deutsche 4x200m-Staffel setzte auch in Helsinki ihre Tradition fort und gewann in der Besetzung Hans Bohmann, Hans Jürgen Gasper, Harry Geier, Dr. Horst Hufnagel vor dem finnischen Quartett und überquerte nach 2:02,73 Minuten als erste Mannschaft den Zielstrich.

Zum ersten Mal wurde bei diesen Hallen-Europameisterschaften in Helsinki auch das Diskuswerfen ausgetragen. Und für den Melsunger Alwin J. Wagner schloss sich damit ein sportlicher Kreis, denn 37 Jahre vorher begann der damals 20-Jährige in Finnlands Hauptstadt mit seinem Start bei den Polizei-Europameisterschaften seine erfolgreiche internationale Karriere als Diskuswerfer. Wie Harry Geier ging auch er als Favorit an den Start, hatte er doch ebenfalls ein Jahr zuvor in Polen den Europameistertitel in seiner Altersklasse gewinnen können. Durch die Sturmschäden an der Melsunger Diskuswurfanlage und dem dadurch verbundenen siebenwöchigen Trainingsdefizit, war Wagner allerdings unsicher, welche Weiten er erreichen konnte. Aber bereits beim Einwerfen zeigte die Melsunger Diskuswurflegende, wer der Herr im Ring ist. Mit seinem Auftaktwurf von 45,92 Meter setzte er sich gleich an die Spitze des Feldes, in dem noch zwei Finnen, zwei Esten, ein Schwede, ein Tscheche und ein Ungar sowie ein Spanier und ein Slovene vertreten waren. Als Wagner im zweiten Durchgang sich auf 46,17 Meter verbesserte, hatte die Konkurrenz nichts mehr hinzuzusetzen. „Nach diesem zweiten Wurf wußte ich, jetzt hast du´s“, beschrieb er seine Wettkampfgefühle. Es war auch wieder ein tolles Gefühl bei der Siegerehrung, als die deutsche Nationalhymne gespielt wurde und die anwesenden Deutschen den Text mitsangen. Damit ist Wagners Goldmedailensammlung endlich komplett. „Welt- und Europameister, Winterwurfweltmeister und nun auch Hallen-Europameister im Diskuswerfen“ „Ich muss mir neue Ziele setzen oder nach 40 Jahren von der sportlichen Bühne abtreten – schau´n mer mal….“