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Kampf nicht belohnt

Melsungen. Nach einem klassischen Fehlstart und anschließend großem Kampf unterlag die MT Melsungen vor 2.085 Besuchern in der Rotenburger MEIROTELS-Halle der favorisierten HSG Nordhorn mit 30:34 (13:15). Noch 10 Minuten vor Schluss war selbst ein Sieg der Gastgeber im Bereich des Möglichen, doch dann zog Nordhorn binnen zwei Minuten auf vier Tore davon, und verteidigte diese Führung bis zumEnde.

Noch vor Anpfiff der Begegnung mußte die MT mit dem Ausfall von Vladica Stojanovic den nächsten Nackenschlag hinnehmen, nachdem bereits Torhüter Zoran Djordjic nur für Noteinsätze zur Verfügung stand, und auch Predrag Kontic eigentlich kaum einsatzfähig war. Während Radek Musil seinen Torwartkollegen erstklassig vertrat, und Kontic gerade in der Deckung maßgeblich zur Stabilität beitragen konnte, war vorn Regisseur Petr Hazl in Sachen Spielgestaltung fast auf sich allein gestellt. So verwunderte es nicht, daß anfangs mächtig Sand im Getriebe war, und die ohnehin personell glänzend besetzten Gäste ihr temporeiches Konterspiel nach technischen Fehlern oder Fehlwürfen der Rot-Weißen nahezu ungestört aufziehen konnten.

Als Michal Kraus nach über sechs Minuten erstmals traf, hatte die HSG schon vier Bälle im Kasten versenkt. Keine zwei Minuten später stand es gar 1:6, und es roch förmlich nach einem Debakel.Die Bartenwetzer ließen sich jedoch nicht entmutigen. Hazl fand mit jeder Minute besser ins Spiel, wovon Georgios Chalkidis am Kreis profitierte. Seine zwei Treffer gaben den Startschuß zur beeindruckenden Aufholjagd, die nach knappen 17 Spielminuten in Daniel Valo’s Ausgleichstreffer zum 9:9 mündete. In dieser Phase lief Radek Musil im Tor zu absoluter Höchstforn auf. Er verzeichnete nur fünf Minuten später schon seine zehnte Parade des Spiels und ließ den Nordhorner Angriff minutenlang verzweifeln.

Nicht in den Griff zu bekommen war im ersten Durchgang Holger Glandorf. Sowohl Sanikis, als auch später Balomenos ließen ihm viel Raum, den der frischgebackene Weltmeister eiskalt nutzte. Neben Glandorf (7) trugen sich im ersten Durchgang aber Lediglich Regisseur Börge Lund (4) und Rechtsaußen Jan Filip (4) in die Torschützenliste ein. Ganz anders dagegen die Bilanz der Melsunger mit schon sieben verschiedenen Torschützen nach dreißig Minuten, aufgeteilt auf sämtliche Spielpositionen.

Nach dem Wechsel wirbelte im Unterscheid zum Spielbeginn nur noch die MT Melsungen und Nordhorn sah sich urplötzlich in die Defensive gedrängt. Daniel Valo, Petr Hruby und Predrag Kontic machten aus dem Pausenrückstand die erste Hausherren. Dabei leistete man sich sogar noch den Luxus eines vergebenen Strafwurfes von Karsten Wöhler. Beim Stand von 18:17 leistete sich der nach halblinks ausgewichene Lund ein klares Stürmerfoul gegen Sead Kurtagic, bekam aber zum Erstaunen aller dafür einen Strafwurf zugesprochen, den Jan Filip sicher verwandelte. Das steckte die MT noch weg, blieb weiter jeweils mit einem Tor in Vorlage. Vornehmlich das Spiel über den Kreis funktionierte prima. Hazl fand immer wieder Lücken zum Anspiel, Hruby oder der vorgerückte Kontic vollstreckten. Bei 22:22 jedoch eine exakte 1:1-Kopie der Szene 10 Minuten zuvor: Lund rannte wieder ohne erkennbare Wurfabsicht einfach in Kurtagic hinein, und bekam dafür den nächsten Strafwurf.

Erneut vollstreckte Filip nervenstark zur neuerlichen Führung der Gäste. Doch damit nicht genug. Daniel Valo hatte gerade die MT wieder auf 24:25 herangebracht, die Abwehr hatte Lund, Glandorf und Co. am Rande des Zeitspiels, da rannte Machulla einfach Valo um, und bekam auch prompt den angestrebten Siebenmeter, den Filip eiskalt verwandelte. Die entstehende Unruhe nutzten Machulla und Filip per Tempogegenstoß binnen 40 Sekunden, ihre Mannschaft erneut mit 4 Toren in Führung zu bringen.

Das Spiel war innerhalb zweieinhalb Minuten völlig gekippt, und daran konnte auch das sofort von Robert Hedin genommene TimeOut nichts mehr ändern.Allerdings sahen die über 2.000 Zuschauer direkt im Anschluss das mit Abstand spektakulärste Tor des Tages: Pass von Hazl nach rechts in den Kreis auf den einfliegenden Kraus, der klatschte den Ball quer durch den gegnerischen Torraum ab am verdutzten Gentzel vorbei auf Halblinks, wo Sanikis schon in der Luft stand und beidhändig vollstreckte.

Im Gefühl des dennoch nun wohl sicheren Sieges spielten die Gäste aber plötzlich befreit und völlig entkrampft auf. Die zuvor lange Zeit vermißte Lockerheit kam wieder, während sich auf Melsunger Seite Verschleißerscheinungen bemerkbar machten. Sanikis versuchte phasenweise Hazl auf der Spielmacherposition zu entlasten, was aber keinen wirklich zählbaren Erfolg brachte. Im Gegenteil zogen die Grafschafter zwischenzeitlich auf sechs Tore Differenz weg. Dickes Kompliment an die Hedin-Mannschaft, die sich trotzdem nicht aufgab oder hängen ließ, und bis zum Schlußpfiff auf vier Treffer wieder herankam.

Stimmen zum Spiel
Ola Lindgren: Ich bin froh, dass wir diese beiden Punkte mitgenommen haben. Wir mussten wie erwartet gegen eine sehr schwer zu spielende Abwehr antreten. Trotz unserer 34 Tore hat man gesehen, daß wir manchmal echte Probleme hatten, unsere Möglichkeiten zu bekommen. Melsungen war in der 2.Halbzeit zwar dran, aber durch unsere Gegenstöße sind wir wieder weg gekommen. Mit unserer Spielweise war ich nicht ganz zufrieden, aber wichtig sind am Ende nur die Punkte.

Robert Hedin: Ich bin sehr enttäuscht.In diesem Spiel war weit mehr drin für meine Mannschaft. Wir sind wieder einmal sehr schlecht gestartet, und mußten uns erst wieder ins Spiel zurückkämpfen. Nordhorn war einfach ein Stück cleverer als wir. Zudem befanden wir uns gerade durch den Ausfall von Stojanovic, aber auch durch die anderen Angeschlagenen, in einer schwierigen Situation. Mehrere Spieler mußten so große Teile der Partie durchspielen wie Predrag Kontic, der sogar noch Tore machte, obwohl er kaum werfen konnte.

Statistik
MT Melsungen:
Djordjic, Musil; Brouko 1, Wöhler 1/1, Kraus 2, Kontic 3, Hazl 5/2, Valo 5, Hruby 4, Sanikis 4, Chalkidis 3, Kurtagic 1, Balomenos 1
HSG Nordhorn: Gentzel, Larsson; Verjans, Lund 5, Machulla 3, Myrhol 1, Mickal, Filip 12/5, Glandorf 8, Kubes, Przybecki, Sprem 3, Stojkovic 2, Bult
SR: Lars Geipel (Steuden) / Marcus Helbig (Landsberg)
Zeitstrafen: 2 – 4 (Balomenos 48:57 – Stojkovic 20:52, Bult 36:56)
Strafwürfe: 4/3 – 5/5 Wöhler scheitert an Gentzel (33:17)
Zuschauer: 2.085 in der MEIROTELS-Halle, Rotenburg/Fulda

Spielfilm
0:4 (5.), 1:4 (7.), 2:6 (8.), 7:9 (15.), 9:9 (17.), 9:10 (18.), 11:11 (25.), 11:13 (26.), 13:13 (29.), 13:15 (HZ), 16:15 (36.), 18:18 (39.), 20:20 (42.), 22:22 (47.), 22:23 (48.), 24:25 (51.), 24:28 (53.), 27:31 (56.), 27:33 (57.), 29:33 (58.), 30:34 (EN)

Foto: Radek Musil im Tor.(Heinz Hartung)