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Wolff zum Start ins neue Schuljahr

Wiesbaden. „Schule für Kinder mit Zukunft ist auch im Schuljahr 2007/2008 unser wichtigstes Ziel. Deshalb hat die Bildungspolitik weiterhin ganz klar Priorität für die hessische Landesregierung. In diesem Jahr stehen für die hessischen Schulen rund 600 Millionen Euro mehr im Haushalt zur Verfügung als noch 1999“, fasste Kultusministerin Karin Wolff die Entwicklungen im nächsten Schuljahr zusammen, das vor allem vom konsequenten Ausbau der individuellen Fördermöglichkeiten geprägt sei.

„Es ist wichtig, jedem Kind von Anfang bis zum Ende der Schullaufbahn eine optimale Förderung zu ermöglichen“, betonte die Staatsministerin. Sie verwies darauf, dass die bislang von ihr eingeleiteten Reformen den Schülerinnen und Schülern sichtlich Nutzen bringen: „Wir hatten noch nie so niedrige Zahlen im Bereich der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss. Außerdem sehen wir einen Anstieg bei den Ergebnissen der Schülerleistungen. Das und vieles mehr ist Motivation für uns, den in den letzten Jahren verfolgten Weg ohne Experimente zielorientiert fortzusetzen. Es wird mit mir keine Einheitsschule geben, stattdessen können sich Eltern darauf verlassen, dass der Schulweg ihres Kindes planbar bleibt.“

Die Kultusministerin gab einen Überblick über die Entwicklungen im neuen Schuljahr 2007/08:

Übergang Kindergarten/ Grundschule
Um Kinder so früh, individuell und intensiv wie möglich zu fördern, soll der Bildungs- und Erziehungsplan ab dem Kindergarten-/Schuljahr 2008/09 in den Kindertagesstätten, Grundschulen und möglichst allen weiteren Institutionen des Elementar- und Primarbereichs umgesetzt werden. Für den schulischen Bereich wird dieser Prozess verbunden mit der Einführung der Bildungsstandards. Das Kindergarten-/Schuljahr 2007/08 dient als Vorbereitungsjahr für die landesweite Einführung des Bildungs- und Erziehungsplans in 2008/09.

Grundschulen
„Wenn am nächsten Montag das Schuljahr 2007/08 startet, dann beginnt für rund 56.000 hessische Erstklässler ein neuer wichtiger Abschnitt in ihrem Leben. Der erste Schultag ist ein wichtiger Wendepunkt im Leben eines Kindes. Er sollte als der Beginn eines Weges verstanden werden, der durch die bestmögliche individuelle Förderung auch mit viel Freude zum Erfolg führt“, betonte Wolff. In Hessen sollen deshalb künftig für alle Fächer der Grundschule Bildungsstandards eingeführt werden. Diese Bildungsstandards legen fest, welche Leistungen von einem Kind am Ende der Jahrgangsstufe 4 in der Regel erwartet werden und wie eine mögliche individuelle Förderung aussehen muss. Ein Entwurf der Bildungsstandards für alle Fächer der Grundschule am Ende der Klasse 4, eine Orientierungshilfe für das Ende der Klasse 2 sowie Aufgabenbeispiele zur Konkretisierung der Bildungsstandards werden derzeit entwickelt. Zusätzlich werden an den hessischen Grundschulen vielfältige Maßnahmen zur Ausgestaltung des Leselernprozesses im ersten und zweiten Schuljahr ergriffen, um eine umfassende und solide Lesekompetenz aller Schülerinnen und Schüler aufzubauen. Der Erfolg dieser Maßnahmen soll im Schuljahr 2007/08 in allen zweiten Klassen der hessischen Grundschulen durch einen entsprechenden Lesetest überprüft werden. In 35 zweiten Klassen wurde im letzten Schuljahr bereits stichprobenartig ein Lesetest durchgeführt.

„Nachdem Hessen die frühere Aufnahme der Kinder in die Schule – vor Vollendung des sechsten Lebensjahres – ermöglicht hat, wird jetzt kontinuierlich der Weg für eine weitere Flexibilisierung des Schulanfangs bereitet“, so Wolff. An insgesamt 47 Schulen werde im Schuljahr 2007/08 der Flexible Schulanfang eingeführt, der die Möglichkeit bietet, die Jahrgangsstufen 1 und 2 zu einer curricularen und unterrichtsorganisatorischen Einheit zusammenzufügen und Kindern so eine individuelle Verweildauer von einem bis zu drei Jahren zu eröffnen.

Förderschulen/ Erziehungshilfe
„Die Landesregierung steht für den Erhalt des Förderschulwesens. Denn nur so können Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf entsprechend ihrem Leistungsvermögen und der Art ihrer Beeinträchtigung optimal unterricht werden“, so die Kultusministerin. Die Anzahl der sonderpädagogischen Beratungs- und Förderzentren (BFZ) werde deshalb um weitere drei Förderschulen zum Schuljahr 2007/08 auf hessenweit 114 Zentren erhöht. Weitere 35 Stellen würden für die Dezentrale Erziehungshilfe ab dem Schuljahr 2007/08 den Schulen zur Verfügung gestellt. Die dezentrale Erziehungshilfe bietet in besonderen Einzelfällen bei Schülerinnen und Schülern mit Verhaltensschwierigkeiten an der allgemeinen Schule Unterstützung für Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler an.

Hauptschulen
„Es gibt eine große Zahl von jungen Menschen, die die spezifische Förderung an den Hauptschulen benötigen. Wir sehen aber auch, dass immer weniger Eltern ihre Kinder an den Hauptschulen anmelden. Das ändert aber nichts daran, dass es trotzdem die große Gruppe der Hauptschüler gibt, das heißt junge Menschen, die eher praktisch als theoretisch veranlagt sind.“ Diese Schülerinnen und Schüler bräuchten eine spezifische Förderung, die auf ihre besonderen Voraussetzungen hin abgestimmt sei. Der Unterricht in den neuen Lehrplänen ist deshalb praxis- und handlungsorientierter als früher. Besonderes Gewicht wird auch auf eine enge Vernetzung mit Betrieben gelegt. Betriebserkundungen und Praxistage sowie Langzeitpraktika würden im Schuljahr 2007/08 weiter forciert. „Im kommenden Schuljahr wird das erfolgreiche SchuB-Programm weiter ausgebaut, indem die Zahl der SchuB-Klassen an Haupt- und Förderschulen um weitere 20 auf insgesamt 131 ausgebaut wird. Auf den guten Erfahrungen mit den SchuB-Klassen werden wir aufbauen und dieses Modell schrittweise auf alle Hauptschulklassen ausdehnen“ beschreibt die Kultusministerin die zukünftige Entwicklung.

Gymnasien
Die Vorbereitungen für das zweite Landesabitur laufen; die entsprechenden Erlasse sind im Amtsblatt veröffentlicht. Die Abituraufgaben von 2007 werden zu Beginn des kommenden Schuljahres allen Schulen mit Oberstufe zur Verfügung stehen. „Auffallend ist der weitere Anstieg des Zulaufs zu den öffentlichen Gymnasien. Der gymnasiale Bildungsgang beweist damit seine gestiegene Attraktivität für Eltern und das auch nach der Einführung des achtjährigen Weges zum Abitur“, betonte Wolff.

Ganztagsschulen
„Beim Ausbau schulischer Ganztagsangebote setzen wir weiterhin auf Freiwilligkeit, Qualität und Vielfalt“, unterstreicht die Kultusministerin. Der im Regierungsprogramm erklärte schrittweise Ausbau schulischer Ganztagsangebote werde unvermindert fortgesetzt. Im Schuljahr 2007/08 würden weitere 64 Schulen in Ganztagsschulen umgewandelt. Damit gebe es im kommenden Schuljahr in Hessen insgesamt 470 Ganztagsschulen.

Davon sind 70 Kooperative Ganztagsschulen mit gebundener Konzeption, 35 Kooperative Ganztagsschulen mit offener Konzeption und 365 Schulen mit Pädagogischer Mittagsbetreuung. Darüber hinaus erfüllen im Schuljahr 2007/08 auch 1.051 Grundschulen und 56 Grundstufen von Förderschulen für Lernhilfe und Sprachheilschulen mit Betreuungsangeboten die Vorgaben der Kultusministerkonferenz für eine Offene Ganztagsschule, Unterricht und Betreuung an mindestens drei Tagen für mindestens sieben Zeitstunden anzubieten.

Unterrichtsgarantie
Wolff sieht zu Beginn des neuen Schuljahres die bewährte Unterrichtsgarantie durch weitere Fortschritte bei der Lehrerzuweisung verbessert: Durch die Neueinführung eines Trendfaktors sei es gelungen, die Stellen landesweit gerechter auf die Staatlichen Schulamtsbezirke zu verteilen. Dieser Trendfaktor berücksichtigt die zukünftige Entwicklung der Klassenzahlen in den einzelnen Schulamtsbezirken. Im neuen Schuljahr verfügt Hessen über insgesamt 45.278 Lehrerstellen. Gemäß Haushaltsbeschluss sind das 130 Stellen mehr als im Vorjahr, die unter anderem für die Einrichtung weiterer Ganztagsangebote und den Ausbau der dezentralen Erziehungshilfe sowie der SchuB-Klassen verwendet werden. Zusätzlich wurden zu Beginn des Jahres 2007 200 BAT-Stellen in Planstellen für beamtete Lehrkräfte umgewandelt.

Unterrichtsgarantie Plus
„Durch den Einsatz von externen Vertretungskräften können Schulen erstmals gewährleisten, dass verlässliche Schulzeiten von der ersten bis zu sechsten Stunde nach Stundenplan in den ersten zehn Schuljahren stattfinden“, so Wolff. Im neuen Schuljahr 2007/08 wird die Verlässliche Schule in einigen Punkten weiterentwickelt. Zum einen werden Förderschulen durch eine mobile Vertretungsreserve in Höhe von 52 Lehrerstellen gestärkt. So kann gewährleistet werden, dass auch bei kurzfristigem Unterrichtsausfall pädagogisch qualifizierte Vertretungskräfte zur Verfügung stehen. Zum anderen wird kleineren oder Kleinstgrundschulen ein Solidaritätsfonds zur Verfügung gestellt, um durch verhältnismäßig große Ausfälle von Lehrkräften unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Schulen auszuhelfen. Im vergangenen Schuljahr konnten alle Schulen mit 1000 Euro pro unterrichtswirksamer Lehrerstelle und Haushaltsjahr eigene Vertretungspools aufbauen. An kleineren Grundschulen kam es im abgelaufenen Schuljahr zu Schwierigkeiten mit dem zur Verfügung stehenden Budget. Darüber hinaus werden im nächsten Schuljahr den Staatlichen Schulämtern zur Organisation des längerfristigen Vertretungsunterrichts zusätzliche 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Statistischer Hintergrund:
Wenn am nächsten Montag das Schuljahr 2007/08 startet, dann beginnen knapp 56.500 Erstklässer ihre Schulzeit. Die Gesamtzahl aller Schülerinnen und Schüler an allgemein bildenden öffentlichen Schulen beträgt im kommenden Schuljahr 655.727.

Bei getrennter Betrachtung der einzelnen Schularten ergibt sich folgendes Bild: die Zahl aller Grundschüler, einschließlich Vorklassen und Eingangsstufe, sinkt um weitere 3.800 Schülerinnen und Schüler auf 23.700, da mehr Kinder in die 5. Jahrgangstufe wechseln, als neu eingeschult werden. Den Wechsel von der Grundschule in die fünfte Klasse einer weiterführenden Schule bzw. einer Förderschule vollziehen insgesamt 60.000 Schülerinnen und Schüler. Davon wechseln 4,5 Prozent auf die Hauptschule, 14,8 Prozent auf die Realschule, 17,9 Prozent auf die Integrierte Gesamtschule, 41,2 Prozent auf das Gymnasium und 3,6 Prozent an die Förderschule.

In Stufe 7 werden sich voraussichtlich 14,5 Prozent aller Schülerinnen und Schüler an Hauptschulen, 25,6 Prozent an Realschulen, 16,4 Prozent an Integrierten Gesamtschulen, und 4,0 Prozent an Förderschulen befinden. Auch hier ist das Gymnasium mit 39,5 Prozent aller Schülerinnen und Schüler am stärksten vertreten. In der Sekundarstufe I der Gymnasien steigt die Schülerzahl um 4,6 Prozent, in der Sekundarstufe II um 8,0 Prozent. Unter den neu in die Sekundarstufe II aufgenommenen Schülerinnen und Schülern sind rund 3.500 Schüler, die vorher eine Realschule oder eine schulformübergreifende Gesamtschule besucht haben.