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MT setzt Triumphzug gegen Rhein-Neckar-Löwen fort

Melsungen. Die MT rang die mit sieben angereisten WM-Teilnehmern hervorragend besetzte Mannschaft der Rhein-Neckar-Löwenmit unbändigem Kampfgeist und jeder Menge Leidenschaft nieder. Sechzig Minuten Hochspannung erlebten 2.401 Besucher in der in dieser Saison erstmals ausverkauften Rotenburger Meirotels-Halle. Und sie wurden reichlich belohnt. Mit sage-und-schreibe 42:40 (19:16) behielten die Nordhessen die Oberhand, schraubten ihr Punktekonto damit auf 14 Zähler und setzen sich frech auf den fünften Tabellenplatz.

Knappe drei Minuten Anlauf waren nötig, um das Leder erstmals an Vizeweltmeister Slawomir Szmal vorbei in die Maschen zu wuchten. Savas Karipidis besorgte den Torauftakt per Tempogegenstoß, nachdem zuvor bereits Mario Kelentric zweimal gegen Uwe Gensheimer und Mariusz Jurasik pariert, und Daniel Valo auf der Gegenseite den Querbalken anvisiert hatte. Weitere neunzig Sekunden später legte Thomas Klitgaard noch einen nach, so dass die Rhein-Neckar-Löwen schon in der Anfangsphase unter Druck gerieten. Sie begannen mit Michael Haaß auf der Spielmacherposition, um den noch vom
Supercup angeschlagenen Oleg Velyky zu schonen. Doch bis Marius Jurasik nach viereinhalb schier endlosen Minuten erstmals Mario Kelentric überwinden konnte, hatte der Melsunger Schlussmann bereits vier Paraden in der persönlichen Statistik stehen.

Der Angriff der Badener lahmte gewaltig, weil Haaß zu keiner Zeit eine Linie ins eigene Spiel bringen konnte. Während die MT-Offensive langsam in Schwung kam, krampfte der Löwen-Rückraum mehr schlecht als recht herum. Eine weitere Einzelaktion von Jurasik und der erste strukturierte Angriff überhaupt über Rechtsaußen David Szlezak brachten zwar Erfolge, aber die dienten zunächst eher dazu, den Rückstand in Grenzen zu halten. Denn während Kelentric schon früh zu ganz großer Form auflief, bekam Szmal kaum noch eine Hand an den Ball.

Jeder Wurf ein Treffer, und sogar ein Klitgaard-Ball unter weltmeisterlicher Bedrängnis von Oliver Roggisch und Christian Schwarzer fand seinen Weg am konsternierten Löwen-Torhüter vorbei ins Netz zum 6:3, obwohl der Däne „blind“ hinter dem Rücken im Fallen abgezogen hatte.

Was Mario Kelentric hinten hielt, das traf Vladica Stojanovic vorn. Genial seine Anspiele, unwiderstehlich seine Soli und die fast ansatzlosen Würfe am hilflosen Szmal vorbei. Bis zum 8:5 nach zwölf Minuten hatte der Serbe schon vier Tore selbst gemacht, eins vorbereitet und zusätzlich noch einen Siebenmeter herausgeholt, den Savas Karipidis in gewohnt sicherer Manier verwandelte.

Auf der anderen Seite war David Szlezak zunächst von der Strafwurflinie an Kelentric gescheitert, konnte aber im zweiten Versuch (Balomenos war zu früh über die 9m-Linie getreten) doch noch verwandeln. Nur vier Minuten später brachte auch Jurasik einen Siebenmeter erst im Nachwurf unter. Und weitere 120 Sekunden darauf setzte er den Ball dann von der Linie als Dreher angesetzt glatt rechts am Gehäuse vorbei.

Daraufhin bekam er von Iouri Chevtsov prompt eine Denkpause auf der Bank verordnet. Oleg Velyky kam für den restlos enttäuschenden Michael Haaß, Sergiy Shelmenko für den trotz dreier Tore zunächst indisponierten Mariusz Jurasik. Das gab einerseits dem Spiel der Löwen mehr Struktur, andererseits endlich auch Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Trotzdem blieb Melsungen in Vorlage, und konnte den Vorsprung sogar sukzessive ausbauen.

Stojanovic zeigte, dass er auch Sprungwürfe aus neun Metern beherrscht (11:8, 19.), Balomenos bewies neben exzellenter Abwehrarbeit auch Vollstreckerqualitäten (13:9, 21.), Karipidis lief allein auf und davon (14:9, 21.). Und zwischendurch immer wieder Mario Kelentric. Ob Gewaltwurf von Shelmenko oder Tempogegenstoß von Szlezak – Kelentric blieb Sieger. Nicht weniger als vierzehn Paraden standen bei Halbzeit für den Kroaten zu Buche.

Iouri Chevtsov versuchte seinerseits wirklich alles, brachte nach einer Auszeit auch noch Christian Caillat. Doch zu mehr als einer Ergebniskorrektur sollte es zur Pause nicht mehr reichen für die Gäste. Wer nach dem Wechsel konzentriertere Löwen erwartet hatte, sah sich zunächst noch getäuscht. Zwar brachte die schon gegen Ende der ersten Hälfte auf 5-1 umgestellte Deckung der Kronauer den MT-Angriff etwas ins Stocken, doch dafür griffen sich Tellander und Valo mehrfach Bälle aus dem nach wie vor behäbigen und durchsichtigen Positionsspiel der Gäste heraus und verwandelten ihre Gegenstöße traumhaft sicher.

Bis zum 24:19 nach 36 Minuten, das Tellander sogar in Unterzahl machte, wurde der Vorsprung wieder ausgebaut. Doch ganz plötzlich blockierte das Spiel der Bartenwetzer völlig. Uwe Gensheimer „kümmerte“ sich als Spitze der 5-1-Verteidigung intensiver um Vladica Stojanovic, nahm den MT-Regisseur völlig an die Kette. Gleichzeitig übernahm Jurasik die rechte Außenbahn von David Szlezak. Das zeigte nun Wirkung, und Tor um Tor schmolz der scheinbar so komfortable Vorsprung dahin.

Nun war Robert Hedin in Zugzwang, denn der mögliche Erfolg schien plötzlich doch wieder in Gefahr. Petr Hazl kam, Stojanovic entzog sich der Gensheimer-Bewachung. Doch Hazl brauchte Anlaufzeit, und die nutzten die Rhein-Neckar-Löwen zum ersten Ausgleich des Spiels durch Gensheimer (27:27,45.). Notbremse Hedin, Auszeit MT, Durchschnaufen war angesagt. Die einzige sichtbare Veränderung war spektakulär. Linksaußen Tellander ging, Kreisläufer Hruby kam und variierte zwischen den Positionen als zweiter Kreisläufer und als Linksaußen.

Kronau schien nun im gewohnten Lauf, auch weil Kelentric nach der Pause längst nicht mehr so gut hielt wie im ersten Durchgang. Vornehmlich Gensheimer und Jurasik übernahmen erfolgreich die Verantwortung. Melsungen haderte in dieser Phase etwas mit einigen unglücklichen Entscheidungen der Schiedsrichter, doch das war eher Ablenkung von eigenen Unkonzentriertheiten. Kurz darauf löste auf Seiten der Bartenwetzer Radek Musil seinen Kollegen zwischen den Pfosten ab und bei den Löwen nahm Chevtzov Kreisläufer Klimovets raus.

Doch zunächst blieben die Badener noch vorn. Knapp zwar, aber es reichte immer wieder für die Führung. Tore fielen um die 50. Minute herum fast schneller, als sie durch Hallensprecher Bernd Kaiser verkündet werden konnten. Zwischen dem 29:30 durch Sergej Harbok und dem 31:32 durch Thomas Klitgaard lagen exakt 33 Sekunden. Inzwischen griffen auch die taktischen Änderungen von Robert Hedin. Stojanovic hielt sich fern der Mitte, wo Gensheimer sich nun um Hazl kümmerte, Klitgaard und Hruby gemeinsam am Kreis banden die übrige Deckung auf der Torraumlinie. Das schuf viel Platz für die Halbpositionen.

Stojanovic führte Regie von halblinks, der in der ersten Halbzeit offensiv blass gebliebene Valo lief halbrechts zu Höchstform auf. Binnen drei Minuten wurde aus einem Zwei-Tore-Rückstand wieder eine Führung. Chevtsov hatte zwischenzeitlich sogar Fritz-Ersatz Daniel Unser, der sonst das Tor der Regionalliga-Mannschaft hütet, gebracht, doch auch der war machtlos gegen die gewaltigen Geschosse von Daniel Valo.

Bei den Löwen machte sich immer mehr bemerkbar, dass Christian Schwarzer, der in den letzten zehn Minuten Klimovets ersetzte, einen ganz schwachen Tag erwischt hatte. Mit zwei gegnerischen Kreisläufern um sich herum verlor er jede Orientierung, was Hruby dankbar nutzte. Und spätestens jetzt zahlte sich auch wieder einmal aus, dass die MT auf der Torhüterposition so stark und ausgeglichen besetzt ist.

Radek Musil zeigte Reaktionen wie Kelentric zu Beginn, und avancierte mit sechs Paraden in nur elf Minuten Einsatzzeit zu einem der „Väter“ des späteren Erfolges. Er entschärfte ein Jurasik-Geschoss beim Stand von 35:35 sowie kurz darauf bei 36:36 noch einen Ball von Velyky. Sein Meisterstück lieferte er dann exakt zwei Minuten vor Schluss ab, als er gegen Shelmenko gleich im Doppelpack erfolgreich blieb, und im Gegenzug Daniel Valo das vorentscheidende 39:37 ermöglichte.

Die Zuschauer in der MEIROTELS-Halle hielt es schon lange nicht mehr auf den Sitzen. Schon fünf Minuten vor Abpfiff gab es ausschließlich nur noch Stehplätze im weiten Rund, und der Lärmpegel stieg in nie für möglich gehaltene Dezibel-Höhen. Unbeschreiblich die Szenen nach Daniel Valo’s „Tor des Jahres“ aus rund 15 Metern zum 40:38 kurz nach angetzeigtem Zeitspiel durch die Referees.

Die letzten achtzig Sekunden sahen noch einmal ungestüm angreifende Gäste, doch Treffer von Harbok und Velyky beantwortete umgehend Petr Hruby, so dass sich am absolut verdienten Sieg der Bartenwetzer nichts mehr änderte.

Stimmen zum Spiel
Iouri Chevtsov: Glückwunsch am Melsungen zum Sieg. Wir haben das Spiel heute eindeutig in der Defensive verloren. Unsere 6-0 hat im ersten Durchgang nicht die richtige Aggressivität gefunden. Nach der Pause ist es uns zunächst gelungen, mit Umstellung auf 5-1 Stojanovic aus dem Spiel zu nehmen und selbst in Führung zu gehen.
Robert Hedin: Unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass wir das heute so hinbekommen. Wir haben alles umsetzen können, was wir uns in der Vorbereitung auf die Partie vorgenommen hatten. Die 6-0-Deckung der Rhein-Neckar-Löwen in der ersten Hälfte kam uns sehr entgegen. Hinten raus haben uns zwei gehaltene Bälle von Radek Musil auf den richtigen Weg gebracht. Die waren unglaublich wichtig.

Statistik
MT Melsungen – Rhein-Neckar-Löwen 42:40 (19:16)
MT Melsungen: Kelentric (1.-48., 16 P.), Musil (ab 49., 6 P.); Brouko (n.e.), Jacobson (n.e.), Kurtchev (n.e.), Klitgaard 4, Hazl 1, Valo 10, Tellander 3, Hruby 3, Stojanovic 10, Karipidis 9/3, Balomenos 2.
Rhein-Neckar-Löwen: Szmal (1.-52., 57.-60., 8 P.), Unser (53.-56., 1 P.); Gensheimer 4, Roggisch, Harbok 8, Schwarzer, Shelmenko 8, Velyky 3, Jurasik 9/2, Haaß, Klimovets 2, Szlezak 4/2, Grötzki (n.e.), Caillat 2.
SR: Rolf Damian (Bingen) / Frank Wenz (Mainz)

Zeitstrafen: 4 – 6 (Tellander 09:30, Klitgaard 35:35 – Gensheimer 21:44, Caillat 25:12, Velyky 33:00)
Strafwürfe: 3/3 – 7/4: Szlezak scheitert an Kelentric (09:30), Jurasik scheitert an Kelentric (13:37), Jurasik wirft neben das Tor (15:37)
Spielfilm: 1:0 (3.), 3:1 (5.), 6:3 (10.), 9:6 (13.), 12:8 (20.), 15:11 (24.), 17:13 (26.), 19:16 (HZ) – 20:18 (33.), 25:21 (39.), 26:25 (42.), 27:28 (46.), 30:32 (50.), 34:34 (53.), 36:35 (55.), 37:37 (57.), 40:38 (59.), 42:40 (EN).

Zuschauer: 2.401, MEIROTELS-Halle, Rotenburg/F. (ausverkauft).

Foto: Heinz Hartung