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„Es war super, es hat Spaß gemacht!“

Kassel/Melsungen. „Das war doch super, oder?“. MT-Geschäftsführer Martin Lüdicke strahlte nach dem Schlusspfiff trotz der gerade erlittenen 31:36-Heimniederlage gegen den THW Kiel über das ganze Gesicht. Und er konnte sich dabei sicher sein, dass dieses „Heim“ ein absolut authentisches Zeugnis dessen war, was sich in den zwei Stunden zuvor in der Rothenbach-Halle an der Kasseler Messe abgespielt hatte.

Prall gefüllt die Tribünen am Spielfeldrand. Schon sechzig Minuten vor dem Anwurf mussten die Zuschauer auf der Stehtribüne hinter dem Tor zum Zusammenrücken aufgefordert werden. Wer keinen festen Sitzplatz hatte, der wollte sich unbedingt einen möglichst guten Blick auf das Geschehen sichern und kam überpünktlich. In der einen Ecke die Melsunger Fanclubs mit ihren Trommlern, die hörbar von der beeindruckenden Akustik der hohen Messehalle profitierten.

„Sitzen die immer da und sind die immer so laut?“, fragte ein verstörter Besucher, der seinen Platz ausgerechnet knapp oberhalb der Batterie erwischt hatte. Er wird sich wohl um einen etwas „leiseren“ Platz bemühen beim nächsten Besuch, aber wiederkommen wird er: „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, wie er lachend nachschob. Schräg gegenüber in der anderen Ecke der vergleichsweise kleine, aber dafür umso stimmgewaltigere Anhang aus dem hohen Norden. „THW, THW“ war über volle 60 Minuten zu hören, jedenfalls immer dann, wenn das die übrigen knapp über 4.000 Anhänger des Gastgebers in einer ihrer seltenen Verschnaufpause zuließen.

Hörte man sich bei denen um, die auf dem Spielfeld ihrer Arbeit nachgingen, bekam man eine ganz eigenartige Einschätzung von Arbeitszeit. „Uns hat es Spaß gemacht, hier zu spielen. Die Stimmung war toll“, meinte Thierry Omeyer. Und Nikola Karabatic, einer der weltbesten Spieler überhaupt, schloß sich nahtlos an: „Die Stimmung war klasse. Es macht Riesenspaß, vor ausverkauften Hallen zu spielen. So etwas wie heute ist der Grund, warum ich hier in Deutschland geblieben bin“. Auch auf der anderen Seite die gleichen Vokabeln. Robert Hedin sprach in der Pressekonferenz davon, dass er seinen Jungs „den Spaß richtig angesehen“ hat. Und Spyros Balomenos bestätigte wie auf Kommando: „Trotz der Niederlage hat es heute Spaß gemacht“. Es war kaum noch zu zählen, wie oft der Begriff „Spaß“ an diesem Abend fiel.

In der Tat herrschte in der Rothenbach-Halle eine gigantische Stimmung, wie man sie bisher in Nordhessen kaum für möglich gehalten hätte. Ja, gegen die Rhein-Neckar-Löwen war es in der MEIROTELS-Halle ebenfalls hoch her gegangen. Doch da wurde das Spiel gewonnen, und die eher bescheidene Kulisse von 2.000 Besuchern bestand größtenteils aus „Wiederholungstätern“, also Zuschauern, die vergleichsweise oft zum Handball kommen. Und einer der Hauptansatzpunkte der Kassel-Kritiker war ja, dass wegen des vermutlich hohen Anteis eventueller „Event-Hopper“ nicht eben fachkundiges Publikum zu erwarten sei, das dann folgerichtig auch keine Stimmung machen kann. Diesen Kritikern wurde beim Premierenauftritt in Kassel auch die letzte verbliebene kleine Brise aus den Segeln genommen. Nicht nur Tore wurden beklatscht, sondern auch bei gelungenen Abwehraktionen oft Szenenapplaus gegeben.

Volksfestcharakter schon vor dem Spiel an den Getränketheken hinter der Tribüne, und nach dem Spiel platzte der liebevoll dekorierte PlatinClub für die VIP-Gäste im Obergeschoß fast aus allen Nähten. Das war sie also, die bissig prophezeite „nordhessische Zurückhaltung“?!

Schon das Geschehen in der Rothenbach-Halle war beeindruckend, aber längst nicht alles. Auch in den genau nebenan liegenden Hallen 8 und 9 der Messe Kassel war Aktion angesagt. Da verfolgten weitere 1.700 Zuschauer das Geschehen per Großbildleinwand. Man fühlte sich zurückversetzt in den Sommer 2006, als die Fußball-WM letztmals in unserer Region so einen Enthusiasmus möglich machte. Aber anders als damals wurde von den MT-Verantwortlichen diesmal auch über den Tellerrand hinaus gedacht und gehandelt. Eine Spielecke mit vielen großen und kleinen Bällen sowie einem Handballtor gab es ebenso wie eine große Hüpfburg für die kleinen Fans, damit der Ausflug zum Handball auch wirklich zur Familienangelegenheit geraten konnte.

Rechtzeitig zum Spielschluss wurden die Türen geöffnet, damit auch die „Public Viewer“ sich noch mit Autogrammen der Stars eindecken oder ihr ganz persönliches Erinnerungsfoto mit Nikola Karabatic oder Thierry Omeyer schießen konnten.

Das war sie also, die durch die relative Kürze des Planungsvorlaufes gar nicht so lang erwartete Premiere vom Bundesliga-Handball im Oberzentrum Nordhessens. Wenn es noch irgendeines Nachweises bedurft hätte, dass das der richtige Schritt für die Zukunft von Spitzensport in der Region war, dann wurde der an diesem 2.Weihnachtstag des Jahres 2007 ohne jeden Zweifel erbracht. „Nicht jedes Spiel wird ausverkauft sein“, wie Barbara Braun Lüdicke, Mitglied im Aufsichtsrat des Bundesligisten, in ihrer Eröffnungsansprache bemerkte. Aber man darf sicher sein, dass auch nach den weiteren Handballspielen in Kassel viele wieder feststellen werden: „Das war richtig klasse!“
(Michael Koch, MT-Pressestelle | Foto: Heinz Hartung)




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