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Nicht verlegte Stolpersteine als Dauerausstellung

Spangenberg. Die ersten neun Stolpersteine zur Erinnerung an die während der Zeit des Nationalsozialismus in Spangenberg umgekommenen Juden sind im November gesetzt worden. Dies habe zur Beruhigung und Versachlichung der Diskussion geführt, stellten die Mitglieder der Initiative Stolpersteine in ihrer letzten Sitzung fest. Erfreulich sei die große Beteiligung Spangenberger Bürger an der Verlegeaktion gewesen. Auch das Engagement der Burgsitzschüler wurde noch einmal besonders hervorgehoben.

Den Blick richteten die Mitglieder der Initiative jetzt allerdings weiter nach vorn, denn die zweite Verlegeaktion ist bereits für den 29. April geplant. Bis dahin will man weitere Überzeugungsarbeit bei jenen Hausbesitzern leisten, die sich bisher noch nicht mit einer Verlegung vor ihren Häusern einverstanden erklärt haben. Man respektiere deren Entscheidung zwar, wolle aber dennoch versuchen etwas zu bewegen. Sicher – so war man sich einig – sprechen die nun verlegten Steine auch für sich selbst.

Als beispielhaft stellte man das Verhalten der Familie Najah in der Langen Gasse heraus, die aus Marokko stammt. Für Benjounes Najah war es eine Selbstverständlichkeit, der Verlegung von Stolpersteinen vor seinem Haus zuzustimmen und damit auch ein Zeichen für die Verständigung über Grenzen von Religionen und Kulturen hinweg zu setzen. Mitglieder der Initiative berichten von einem spontanen Gespräch, das am 9. November zwischen ihm und dem ehemaligen jüdischen Bürger Spangenbergs, Jechiel Ogdan – auf Arabisch – an seiner Haustür stattgefunden hat. Man hofft nun, dass sich auch andere Hausbesitzer diesem Beispiel anschließen.

Beschlossen wurde von der Initiative, dass alle noch ausstehenden 21 Steine für die Spangenberger jüdischen Opfer vom Künstler Gunter Demnig bis zum April 2008 hergestellt werden sollen. Die Steine, die wegen Einsprüchen der Hausbesitzer noch nicht verlegt werden können, sollen in Vitrinen im Rahmen einer Dauerausstellung präsentiert werden. Ergänzend will man Ausstellungstafeln gestalten, die Informationen zum Schicksal der Betroffenen enthalten. Man denkt daran, die Ausstellung etwa in der Burgsitzschule oder im Foyer des Spangenberger Rathauses zu zeigen.

Sollten sich Hausbesitzer dann doch noch überlegen, die Steine vor ihren Häusern verlegen zu lassen, könne dies ohne größeren Aufwand geschehen. Man hofft auf diese Weise, alle Steine nach und nach an den Ort zu bringen, an dem sie nach Auffassung der Initiativmitglieder gehören: Vor die Häuser, in dem die ermordeten Juden ehemals ihren Lebensmittelpunkt hatten, bevor sie Opfer von Hass, Ausgrenzung und Intoleranz wurden.

Die Initiative wird sich das nächste Mal am 12. Februar 2008 um 20 Uhr wieder in den Räumen der Chrischona-Gemeinde in der Klosterstraße treffen. Interessierte sind – neben den rund 20 aktiven Mitgliedern – herzlich eingeladen.

Foto: Vor der Haustür in der Langen Gasse: Ein Gespräch über Kulturelle und religiöse Grenzen hinweg zwischen (v.l.) Marion Regenbogen (Initiative Stolpersteine), Benjounes Najah (Hausbesitzer) und Jechiel Ogdan (Jerusalem).