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VW-Oper war Kern bissiger Satire

Borken. Im vergangenen Jahr war der Sturm „Kyrill“ stürmischer Begleiter des satirischen Jahresrückblick von Bernd Gieseking. Am vergangenen Mittwoch heulte kein Wind um die Gemäuer des „Hotel am Stadtpark-Bürgerhaus“. Dafür rauschte gekonnt, mit Witz und Spott gespickt und im atemberaubenden Tempo der tägliche Irrsinn der letzten 365 Tage durch die voll besetzten Zuhörerreihen. Bernd Gieseking und die Stadt Borken boten ihrem Publikum eine rasante Achterbahnfahrt in die jüngste Vergangenheit.

„Stolper nicht“, waren die Begrüßungsworte des Kabarettisten an Bürgermeister Bernd Heßler, bevor Bernd Gieseking mit spitzer Zunge scharfe Schnitte machte.

Geheime Wahl
Roland Koch bezeichnete Gieseking als seinen Lieblingsrottweiler. Der Einstieg zu den aktuellen Landtagswahlen. „Herr Koch, ich weiß gar nicht ob ich gewählt habe. Das ist doch geheim!“ Hintersinnig seine Worte, gewürzt mit Erinnerungen und Anekdoten. 2007 war das Jahr der Jubiläen. 60 Jahre Ferrari, 75 Jahre Freibad Herzogenaurach und Astrid Lindgren wäre 100 Jahre alt geworden „Sie starb zu früh“, stellte Bernd Gieseking fest. Doch auch das Lesen von Todesanzeigen hat einen Sinn. Man kann die Namen aus den Telefonbüchern streichen. Makaber.

Auch beim Sport zog der gebürtige Westfale Bilanz. So sprach er von gebremster Euphorie, als Deutschland nur Frauenfußballweltmeister wurde. Und auch der gedopte Radsport bekam sein Fett weg. Dazu immer wieder spontanen, herzlichen Applaus aus dem Publikum.
Ja, Lachen ist Balsam für die Seele.

Konfusius, der Weise
Schmiergelder, gekaufte Politiker, Siemens als Alternative zu Nokia. Dazu Schuldgefühle und Klimakatastrophen. Bernd Gieseking zitierte gern und oft Konfusius, den ostwestfälischen Weisen. „Schuhe, die zu klein sind, passen nicht.“ Oder: „Wer unter Wasser atmet, ertrinkt trotzdem.“ Und noch einen: „Das Schöne am Erinnern ist, es hilft gegen das Vergessen.“

Der Stammkneipe als natürliches Biotop folgte ein Zitat des Kölner Dichters Karl Deutschland:
„Wer hätte das gedacht, bei Kerner tobt die Hermann-Schlacht.“

Doch im Mittelpunkt des mit Komik und Nonsens gespickten Jahresrückblick stand die VW-Oper in fünf Akten, zu der auch Richard Wagner seine Zustimmung gegeben hätte. Brutto oder Netto, die Legende der ehrbaren Führungskräfte, nonverbale Kommunikation, brasilianische Schönheiten, der Chor der Werktätigen, Unschuldslämmer und ein Ferdinand Piech, der in der Schlussszene zu Mephisto mutiert.

Gut rasiert
Stoiber, Oettinger, Pauli, Merkel und Schröder waren Zielscheiben in Sachen Sprachwitz, Komik, Logik und Unsinn. Wortspiele um würden gerne Würde, Amt und Sinn. „Auch mit Bundestagssalär hätte gerne jeder mehr.“ Dazu die Erkenntnis, siehe Merkel: „Gut rasiert wird man Kanzler.“

Bernd Gieseking war bei seinem Auftritt in Borken gut. Ihm zuzuhören machte mehr als Spaß. Ab dafür! Ein gelungener Jahresrückblick 2007. Schon deshalb sollte Bernd Gieseking einen neuen Vertrag für Januar 2009 erhalten. Ehrlich. Dann besteht auch die Chance auf ein weiteres Kapitel zum Überleben beim Kontakt mit Polarbären und Küstenseeschwalben. sb.

Foto: Bernd Gieseking – erst nach der dritten Zugabe entließ ihn schweren Herzens das Borkener Publikum nach einem Abend über rund 130 Minuten Satire, Komik, Nonsens und hintersinniger Kommentare. sb.




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