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Angriff kam zu spät auf Touren

Kassel/Melsungen. Aufgrund einer völlig vergeigten ersten Halbzeit hatte die MT Melsungen im Spiel gegen den SC Magdeburg vor mehr als 4.000 Besuchern in der Kasseler Rothenbach-Halle das Nachsehen. Beim 25:31 (8:16) wurde zudem die Möglichkeit verpasst, in der Tabelle wieder am SCM vorbeizuziehen. Der Auftakt der Partie gestaltete sich für beide Teams sehr holprig. Wie erwartet war die Angriffsfrequenz hüben wie drüben hoch, doch zählbare Erfolge blieben zunächst Mangelware. Das lag einerseits an der Nervosität beider Mannschaften, aber auch an glänzend aufgelegten Torhütern.

Nach fünf Minuten hatte sowohl Mario Kelentric als auch Silvio Heinevetter schon je zwei Paraden auf dem Konto, waren zudem weitere je drei Angriffe erfolglos geblieben. Dazu kamen noch zwei Treffer von Vladica Stojanovic und Alexandros Vasilakis zum 1:1 (2. Min.). Rasantes Tempo, aber äußerst bescheidene Resultate der Offensivabteilungen. Immerhin schien der Gastgeber diese Nervosität als Erster ablegen zu können und ging durch ein weiteres Tor von Stojanovic und einen Tempogegenstoß von Daniel Tellander nach herrlichem Pass von Savas Karipidis mit 3:2 in Führung. Magdeburg zog nach und bekam ebenfalls langsam Sicherheit in seine Aktionen. Das geschah im gleichen Maße, wie die Nordhessen ihren Faden früh schon wieder verloren. Damien Kabengele, Christian Sprenger und Bartosz Jurecki nutzten das zur eigenen Führung.

Wie schon mehrfach in den vergangenen Spielen war es eine Überzahlsituation, die die MT vorentscheidend ins Hintertreffen brachte. Nach dem Anschlusstreffer durch Nenad Vuckovic musste Jurecki auf die Bank. Doch statt ruhig aufzubauen und die Chance zum Ausgleich zu nutzen, wurde der Ball in der Vorwärtsbewegung vertändelt. Kelentric konnte gegen Vasilakis noch parieren, war aber gegen den zweiten Versuch von Kabengele machtlos.

Es kam noch schlimmer. Stojanovic nahm sich einen Wurf zu früh, Heinevetter hielt, Regisseur Stian Tönnesen verwandelte eiskalt zum 4:7 – immer noch in Unterzahl. Von diesem Nackenschlag erholten sich die Bartenwetzer nicht mehr. Relativ fruchtlos war die Umstellung in der Anfangsformation auf Halblinks mit Vuckovic statt Sanikis. Praktisch ohne Wirkung blieb auch die rechte Seite mit Daniel Valo und Savas Karipidis. Vladica Stojanovic mühte sich um geordneten Spielaufbau, vermochte aber auch keine Linie in die Bemühungen um Anschluss zu bringen. So konnten die Gladiators fast mühelos ihren Vorsprung ausbauen. Auch eine Auszeit von Robert Hedin änderte nichts am schwachen Bild, das sein Team abgab.

Über 5:10 (19.) und 6:14 (25.), jeweils durch Alexandros Vasilakis, zog der SCM praktisch ungestört seine Bahnen. Weder Grigorios Sanikis für Nenad Vuckovic auf Halblinks, noch Andrej Kurtschev für Daniel Valo auf Halbrechts konnte entscheidend dagegen halten. Was dennoch einmal auf den Kasten der Gäste abgefeuert wurde, holte sich zumeist Silvio Heinevetter als Beute. Er hatte schon zur Pause elf gehaltene Bälle auf seinem persönlichen Konto. Unter anderem fünf Versuche allein von Stojanovic, fünf von Valo und drei von Vuckovic, der zwischenzeitlich die Spielmacherposition übernahm, gaben ein katastrophales Zeugnis dessen, was Melsungen im Angriff leistete.

Die zweite Hälfte konnte nicht schlechter werden aus Sicht der Gastgeber. Doch zunächst wurde sie auch nicht besser. Zwar hatte die Kabinenpredigt von Robert Hedin die Offensivabteilung scheinbar wachgerüttelt, dafür fehlte es aber weiter in der Defensive. Der Ball landete häufiger im Netz hinter Heinevetter, doch verkleinerte sich der Rückstand dennoch nicht. Was Savas Karipidis und die eingewechselten Petr Hruby und Ivan Brouko trafen, legten gegenüber Damien Kabengele, Bennet Wiegert und Alexandros Vasilakis nach. Es war bis zum 16:25 durch den achten Treffer von Kabengele ein munterer Schlagabtausch, der allerdings nichts an der weiter klaren Führung der Gäste änderte.

Und doch änderte dieser Strafwurf etwas im Spiel, denn Robert Hedin hatte den erst 17-jährigen Fabian Schomburg aufs Feld beordert, um den Ball vielleicht abzuwehren. Bundesligadebüt für den Nachwuchsspieler, und dann gleich Mann gege  Mann. Die Hallenuhr zeigte 46:16 gespielte Minuten an, als Schomburg erstmals Bundesligaluft schnupperte. Wer auf ein kleines Handballmärchen gehofft hatte, der wurde leider enttäuscht. Kabengele verwandelte sicher, und Schomburg hatte die nächste Premiere hinter sich, nämlich den ersten kassierten Ball im Oberhaus.

Doch wer dachte, dass damit das Intermezzo gleich wieder enden würde, der sah sich getäuscht. Hedin gab dem Youngster das Vertrauen und beließ ihn auf dem Feld. Auch der nächste Ball von Kabengele fand noch den Weg an Schomburg vorbei ins Tor, dann war die nächste Premiere fällig. Alexandros Vasilakis scheiterte am glänzend reagierenden Keeper der MT, und die Fans hatten trotz des deutlichen Rückstandes nach fast exakt 50 Spielminuten ihren Helden ausgemacht.

Der SCM schien leicht irritiert, die Rot-Weißen dagegen zogen neue Kraft aus dieser Situation. Vor allem Savas Karipidis spielte plötzlich wie aufgedreht. Bis zum geschilderten Siebenmeter hatte der Grieche lediglich dreimal eingenetzt. Eine Erfolgsbilanz, die er zwischen der 49. und 51. Minute binnen 105 Sekunden komprimiert wiederholte. Mehrfach kam Melsungen in der Folge auf fünf Treffer Differenz heran, doch Ungeduld und kleine Unkonzentriertheiten verhinderten, dass die Partie noch einmal wirklich spannend wurde. Fabian Schomburg baute seine Bilanz auf hervorragende vier Paraden in nur 13 Spielminuten aus, darunter einen ganz schwierigen Ball von Christian Sprenger, der völlig frei vom Kreis abziehen konnte. Auch Karipidis arbeitete weiter erfolgreich an seiner Quote. Doch am letztlich deutlichen Auswärtserfolg der Bördestädter änderte das nichts mehr.

Stimmen zum Spiel
Michael Biegler: Ich war ehrlich beeindruckt, was meine Mannschaft in der ersten Hälfte geleistet hat. Sie hatte unsere vorgegebene Marschrichtung verinnerlicht und alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Zum Ende hin konnten wir diese Leistung dann aber nicht mehr halten. Man muss sogar sagen, wenn man über 60 Minuten so spielt wie wir nach der Pause, dann verliert man gegen Melsungen. Aber wir haben uns hier durchgesetzt. Das war eine Kampfansage von uns  den inzwischen erreichten achten Tabellenplatz zu verteidigen. Der könnte es uns vielleicht ermöglichen, nächste Saison wieder international zu spielen.

Robert Hedin: Glückwunsch an Michael Biegler und seine Mannschaft zum verdienten Sieg. Was wir in den ersten 15 Minuten gezeigt haben war katastrophal. So kann man einfach nicht gegen eine Mannschaft wie den SC Magdeburg gewinnen. Die zweite Halbzeit war dann besser. Ganz positiv sehen muss man die Leistung von Fabian Schomburg in seinem ersten Bundesligaspiel. Unsere Spieler hatten sich heute sehr viel vorgenommen. Jetzt sitzen sie völlig konsterniert in der Kabine und können sich nicht erklären, was heute los war.

Statistik
MT Melsungen:
Kelentric (1.-46., 11 P.), Schomburg (47.-60., 4 P.); Brouko 2, Kurtchev, Kraus (n.e.), Klitgaard 1, Valo, Tellander 1, Hruby 1, Stojanovic 5, Sanikis 3, Karipidis 9/2, Vuckovic 3, Balomenos
SC Magdeburg: Heinevetter (1.-49., 53.-60., 18 P.), Erevik (50.-52., 0 P.); Wiegert 2, Kabengele 10/3, van Olphen, Sprenger 1, Theuerkauf 3, Stiebler, Grafenhorst, Jungwirth, Tönnesen 4, Hohenberg, Jurecki 4, Vasilakis 7
SR: Matthias Brauer (Hamburg) / Kay Holm (Hagen)
Zeitstrafen: 8 – 10 (Klitgaard 17:21 25:17, Vuckovic 36:02, Karipidis 43:34 – Jurecki 11:52 28:53, Wiegert 43:34, Heinevetter 50:11, Sprenger 58:34)
Strafwürfe: 3/2 – 4/3; Kabengele wirft an den Pfosten (25:17), Karipidis wirft an den Pfosten (28:53)
Zuschauer: 4.012 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielfilm

1:1 (2.), 1:2 (6.), 3:2 (8.), 3:5 (12.), 4:8 (17.), 5:10 (20.), 7:14 (26.), 8:16 (HZ), 9:16 (32.), 10:19 (36.), 12:21 (39.), 14:21 (41.), 14:23 (45.), 17:25 (47.), 20:26 (51.), 21:28 (54.), 23:28 (55.), 24:29 (58.), 25:31 (EN)

M. Koch, MT-Pressestelle; Foto: Heinz Hartung