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Melsungen machtlos in Mannheim

Mannheim/Melsungen. Gegen die vor Spielfreude nur so sprühenden Rhein-Neckar-Löwen hatte die MT Melsungen am Mittwochabend in der Mannheimer SAP-Arena nicht den Hauch einer Chance. Vor gut 5.000 Zuschauern erlitt das Hedin-Team eine empfindliche 29:40 (13:18)-Niederlage. Dabei hatte die torreiche Partie erfreulich für Melsungen begonnen.

Dem 0:1 durch Valo folgte der Ausgleich per Siebenmeter durch Jurasik und Klitgaard setzte zum 1:2 nach. Dann aber kam vorrübergehend Sand ins Getriebe. Beim Stand von 2:3 vergibt Karipidis, ansonsten einer der sichersten Schützen von der Siebenmeterlinie, die Gelegenheit zum Ausgleich per Strafwurf (5. Min.). Die Gastgeber gewinnen darauf hin mehr und mehr die Oberhand und ziehen binnen fünf Minuten auf 7:2 davon. Zwischendurch ließ Karipidis eine weitere Strafwurfgelegenheit ungenutzt.

Doch die MT ließ sich dadurch zunächst nicht entmutigen. Mit einem Dreierschlag durch Karipidis, Sanikis und Stojanovic kämpften sich die Hedin-Schützlinge auf 7:5 heran (12.). Über 8:6 (13.) und 9:7 (14.) blieben sie dem aktuellen Europapokalteilnehmer auf den Fersen. Bedanken konnte sich die MT in dieser Phase auch bei dem sicheren Rückhalt bietenden Keeper Kelentric.

Warum dann plötzlich der Einbruch folgte, bleibt ein Rätsel. Statt in eigener Überzahl den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, fängt sich die MT gar drei Gegentreffer ein. Zweimal Kreisläufer Schwarzer und der 18-jährige Rechtsaußen Groetzki lassen die Fans in der SAP-Arena jubeln und bringen ihr Team mit 12:7 (17.) nach vorn.

Dieser Fünf-Tore-Abstand zieht sich bis zur Halbzeitpause durch (18:13). Zuvor hatte Trainer Hedin beim 16:11 eine Auszeit genommen. “Die kommen vorwiegend über die Mitte. Auf diesen Bereich müssen wir die Abwehr konzentrieren”, trichterte er in der knappen Ansprache seinen Spielern ein. Doch umgesetzt haben sie das anschließend nicht. Dabei hatte Hedin durch einige Wechsel zuvor schon versucht, frischen Wind in das MT-Spiel zu bringen.

Die Flügelzange Karipidis/Tellander war durch Kraus/Brouko ausgetauscht worden. Im Rückraum hatte Vuckovic für den nicht recht zum Zuge kommenden Stojanovic die Regiearbeit übernommen. Spürbare Verbesserungen indes brachten diese Maßnahmen nicht. Gut möglich, dass das Spiel bei etwas besserer Chancenverwertung anders verlaufen wäre. Vier, fünf aussichtsreiche Gelegenheiten wurden allein in der Phase zwischen der 15. und der 24. Minute vergeben. Nicht zuletzt dadurch ergaben sich für die Löwen Kontergelegenheiten, die sie nutzten, um von 9:7 auf 16:11 davon zu ziehen.

Der sich nach einer ordentlichen Anfangsviertelstunde abzeichnende Abschwung im MT-Team setzte sich in verschärfter Form in der zweiten Halbzeit fort. Die Rhein-Neckar-Löwen hatten fortan immer leichteres Spiel gegen eine förmlich in sich zusammenfallende Melsunger Mannschaft.

Es dauerte lediglich rund 10 Minuten im zweiten Spielabschnitt, bis die Hausherren zum ersten Mal einen Elf-Tore-Vorsprung herausgeworfen hatten (26:15, 40.). Maßgeblich daran beteiligt war das polnische Rückraumduo Tkaczyk/Bielecki, sowie Linksaußen Gensheimer. Die drei Löwen trafen in schöner regelmäßiger Abwechslung und hatten bei der MT vor allem die rechte Abwehrhälfte als Schwachstelle offen gelegt.

Obwohl ab diesem Zeitpunkt noch rund 20 Minuten zu spielen waren, hatten sich die Gäste aus Nordhessen schon weitestgehend ihrem Schicksal ergeben. Technische Fehler und Fehlwürfe reihten sich aneinander und so war es nicht verwunderlich, dass die Chevtsov-Sieben nicht mehr um diesen komfortablen Vorsprung bangen musste. Im Gegenteil, bis zur 48. Minute konnte der Abstand sogar auf 13 Tore vergrößert werden (33:20).

“Mir fehlt bei der MT, dass sich jemand gegen die Niederlage stemmt”, bemerkte TV Co-Kommentator Holger Löhr, selbst einige Jahre lang im Bundesligateam der Löwen aktiv und jetzt als Trainer beim Oberligisten Leutershausen tätig. Als Fazit schob der frühere Nationalspieler nach: “Viele Fehler, kein Kampfeswille – die MT hat heute nicht gezeigt, was sie normalerweise kann, sie hat sich hier deutlich unter Wert verkauft”.

Der in der Schlussviertelstunde für Mario Kelentric ins Tor beorderte Fabian Schomburg hatte einen undankbaren Job. Aber der 17-jährige nutze die Gelegenheit, sich noch einige Male auszuzeichnen, entschärfte dabei u.a. noch zwei Würfe von Rückraumkanonier Bielecki. Unter dem Strich steht eine 29:40-Niederlage, die zwar in der Höhe vermeidbar gewesen wäre, aber gegen das zwischen zwei Europapokalauftritten sehr gut aufgelegte Team der Rhein-Neckar-Löwen vom Grundsatz her nicht überrascht.

Statistik:
Rhein-Neckar-Löwen – MT Melsungen 40:29 (18:13)
R-N-L: Fritz, Szmal (n.e.) – Shelmenko, Tkaczyk (5), Bielecki (8), Groetzki (3), Gensheimer (7), Roggisch (1), Schwarzer (8), Jurasik (7/3), Harbok (1), Szlezak, Buday.
MT Melsungen: Kelentric, Schomburg (ab 48.) – Valo (4), Stojanovic (9/2), Sanikis (3), Karipidis (4), Tellander, Klitgaard (3), Balomenos (n.e.), Kraus, Vuckovic (2), Kurchev, Brouko (3/1), Hruby (1).
Zeitstrafen: 6/0 – Gensheimer (2), Bielecki (2), Roggisch (2).
Siebenmeter: 4/3 – 5/3 – Jurasik scheitert an Kelentric, Karipidis scheitert 2x an Fritz.
Schiedsrichter: Colin Hartmann/Stefan Schneider (Magdeburg/Barleben)
Zuschauer: 5.352, SAP-Arena Mannheim.

Spielfilm: 1:2 (3.), 7:2 (10.), 7:5 (13.), 8:6 (14.), 12:7 (17.), 15:9 (20.), 16:11 (24.), 18:13 (Hz.), 22:14 (34.), 24:15 (39.), 26:15 (40.), 30:19 (44.), 34:21 (49.), 36:24 (52.), 38:25 (56.), 39:26 (58.), 40:29.

Stimmen zum Spiel:
MT-Trainer Robert Hedin:

Unser Spiel in der ersten Halbzeit war im Prinzip gar nicht mal so schlecht, wie es vom Halbzeitergebnis her den Anschein haben könnte. Wir haben ja eine Reihe von Torwurfchancen heraus gespielt, sie aber leider nicht genutzt. Insgesamt waren zwei Faktoren heute spielentscheidend, zum einen die miserable Abwehr, zum anderen die unglaubliche Fehlerquote. Während wir in normalen Spielen 6 bis 7 technische Fehler produzieren, waren es heute mehr als doppelt soviele. Entsprechend hoch war die Zahl der Konter, die wir dadurch dem Gegner ermöglicht haben. 15 Tore haben wir allein durch Tempogegenstöße kassiert. Darüber hinaus ist unser Dauerproblem Abwehr heute eklatant zu Tage getreten. Hier wurde fast nie das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Ich hoffe nur, dass wir schon bis zum Spiel gegen Minden nächste Woche daraus gelernt haben.

MT-Regisseur Vladica Stojanovic:
Neben unserer schlechten Abwehrleistung haben wir vorne zu oft die Geduld verloren und überhastet geworfen. Ich muss eigentlich das Spiel von der Mitte aus in den Griff bekommen, das ist mir aber nicht gelungen. Ich suche ein wenig meine eigene Form. So leidet natürlich auch der Spielfluss. Insgesamt spielen wir zuletzt einfach nicht mehr so, wie noch vor einigen Wochen. Es fehlt das Tempo, wir machen nicht mehr unsere schnellen Tore. Aber dazu muss eben auch die Abwehr funktionieren.