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Nun doch: Sieben Stolpersteine können verlegt werden

Spangenberg. Nun klappt es doch noch: Am 29. April können sieben Stolpersteine in der Spangenberger Altstadt zur Erinnerung an jüdische Bürger, die während der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben kamen, vor ihren ehemaligen Wohnhäusern durch den Künstler Gunter Demnig verlegt werden. Das konnten die Mitglieder der Initiative Stolpersteine auf ihrer jüngsten Sitzung in dieser Woche erfreut feststellen.

Es ist gelungen nach einem Appell von Jechiel Ogdan aus Jerusalem und einem Schreiben des Spangenberger Bürgermeisters an die heutigen Hausbesitzer, noch die Zustimmung von drei Hauseigentümern zu bekommen. Die Spangenberger Stolperstein-Initiative betrachte dies als einen echten Erfolg auch der vielen Gespräche, die immer wieder, ohne Druck auszuüben, von Mitgliedern der Initiative geführt worden sind.

Zwei Verlegestellen befinden sich in der Langen Gasse. Vor dem Haus Nr.26 werden die in den Boden eingelassenen Erinnerungstäfelchen aus Messing für die beiden Töchter von Aron und Jeanette Spangenthal, Dina Westheim und Rosa Winterberger verlegt. Zwei Stolpersteine werden für das taubstumme Paar Nathalie Kessler und seine Frau Rebekka, geb. Spangenthal verlegt, die in der Langen Gasse 8 wohnten. Sie waren die letzten Juden, die Spangenberg, nachdem sie dort vielen Demütigungen und Erniedrigungen ausgesetzt waren, am 12. Februar 1940 in Richtung Kassel verließen. Weihnachten 1939 hatte man sie in einen Schweinestall eingesperrt. Von Kassel aus wurden beide dann am 9. Dezember 1939 in das Ghetto Riga deportiert, wo sie beide ums Leben kamen.

Ernst Friedmann kommt
Ganz besonders froh ist man, dass nun auch in der Neustadt 26, vor dem heutigen Stadtcafé, drei Steine verlegt werden können. Der Urmacher Phillip Friedmann und seine Frau Rebekka, geb. Levi wurden beide 1942 in das größte Vernichtungslager, nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. Auch ihre Tochter Hannah überlebte den Holocaust nicht, ihr Todesort war Riga. Ihre Schwester Liselotte und ihr Bruder Ernst konnten als einzige der Familie überleben. Der Sprecher der Initiative, Dr. Dieter Vaupel, konnte berichten, dass er Kontakt zu Ernst Friedmann, der heute noch in Gelsenkirchen lebt, sowie dessen Sohn Timo Friedmann herstellen konnte. Beide haben eine Teilnahme an der Verlegung der Stolpersteine zugesagt und werden hinterher noch für ein Gespräch im Stadtcafé zur Verfügung stehen.

Nach Abschluss der Aktion sind dann in Spangenberg 16 Stolpersteine verlegt. Weitere 14 ehemalige Spangenberger Bürger jüdischen Glaubens kamen während der NS-Zeit um. Für sie haben Schüler der 10. Klasse der Burgsitzschule in kleinen Bilderrahmen die wichtigsten Lebensdaten zusammengestellt, diese werden ab Mai in der Zweigstelle der Kreissparkasse in der Neustadt ausgestellt.

Die Verlegung der Stolpersteine durch Demnig wird um 9 Uhr vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Friedmann beginnen und anschließend in der Langen Gasse fortgesetzt. Gegen 10.30 Uhr treffen sich dann alle Interessierten im Satdtcafé.

Spangenberger Thorasilber im New Yorker Museum
Am Rande der Veranstaltung berichtete Vaupel über neue Erkenntnisse zur Geschichte der jüdischen Gemeinde. Bisher war man davon ausgegangen, dass alle Kultgegenstände aus der Spangenberg Synagoge bei deren Verkauf 1937 in die Synagoge nach Kassel ausgelagert sind und dort beim Brand während des Pogroms vom 9. November 1938 vernichtet wurden. Nun erhielt Vaupel eine Information (einschließlich Abbildungen, siehe Anhang) darüber, dass ein Teil des Thorasilbers aus der Spangenberger Synagoge sich im Jüdischen Museum in New befindet. Wie es dort hin gelangte ist bisher noch unklar.

Foto 1: Spangenberger Thorasilber, das sich im Jüdischen Museum in NewYork befindet.

Foto 2: Ben (Ernst) Friedmann, der bei der Verlegung der Stolpersteine in Spangenberg zugegen sein wird, mit seinen beiden Schwestern Hannah und Lieselotte sowie seiner Mutter Rebekka Anfang der 30er Jahre, bevor die Familie auseinander gerissen wurde.




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