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Behindertenhilfe mietet Haus in Bahnhofstraße an

Schwalmstadt-Treysa. Die Dezentralisierung im Geschäftsbereich Behindertenhilfe der Hephata Diakonie geht weiter. „Wir hatten viele Anfragen für den Berufsbildungsbereich von jungen Erwachsenen, die hier auch leben wollten“, sagt Elke Michel, Leiterin Wohnbereich 4. Jedoch wollten diese auf keinen Fall auf dem Hephata-Berg wohnen, sondern als einige von vielen Einwohnern Treysas in der Innenstadt. Aus diesem Grund mietete die Behindertenhilfe ein Wohnhaus in der Bahnhofstraße an.

Dort leben seit Anfang August zehn junge Erwachsene in einer Art Wohngemeinschaft zusammen. Bis auf eine Ausnahme haben sie vorher nicht in Hephata, sondern zu Hause oder in einem Internat gewohnt. Mit Erreichen der Volljährigkeit stellte sich dann die Frage nach der beruflichen Zukunft. Diese wird ihnen in Hephata in Form des Berufsbildungsbereiches in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) geboten. Dazu begleitend gestalten sie in der Bahnhofstraße ihr Privatleben.

Dafür wurde das unter Denkmalschutz stehende Mietshaus umfangreich renoviert. Neue Heizungen, Fenster, Fußböden, Tapeten und Türen, dazu ein neues Dach und ein neuer Fassadenanstrich. Entstanden sind drei Wohnungen auf drei Etagen, die von Hephata angemietet wurden. Jeder Bewohner hat ein Einzelzimmer mit Fernseh-, Telefon- und EDV-Anschluss, hinzu kommt pro Etage ein Bad. Zusätzlich befinden sich im Erdgeschoss die Hauptküche, deren Inventar von der Berufshilfe gebaut wurde, sowie ein Esszimmer.

Im ersten Obergeschoss sind neben den Bewohnerzimmern das gemeinsame Wohnzimmer mit Terrasse und eine Trainingsküche untergebracht. Letztere soll jedoch erst im Laufe der Zeit mit gebrauchtem Inventar ausgestattet werden, um das selbstständige Kochen besser üben zu können.

Im Dachgeschoss befindet sich zusätzlich das Mitarbeiterzimmer, in dem auch die Nachtbereitschaft schlafen wird. Weiteren Raum bieten der Hof mit kleinem Garten und der Keller, in dem sich beispielsweise auch ein Freizeitraum einrichten ließe.

Werktags versorgen sich die Bewohner in der Kantine am Lindenplatz mit Mittagessen, am Wochenende kochen sie selbst. Eine Raumpflege gibt es nur in beschränktem Rahmen und hauptsächlich für die Gemeinschaftsräume. Den Großteil sollen die Bewohner eigenständig übernehmen.

Einige der Bewohner werden vermutlich später in ein Betreutes Wohnen umziehen können. Zunächst aber erhalten sie Assistenz und Unterstützung in der Wohngemeinschaft. Und die Vorzüge der Innenstadt: Eine gute Verkehrsanbindung, Geschäfte, Friseur und Banken in unmittelbarer Nachbarschaft, „eben alles, was man braucht, um ein selbstbestimmtes Leben wie andere Menschen auch führen zu können“, sagt Elke Michel.

Da die Bewohner bis auf eine Ausnahme vorher nicht in Hephata wohnten, wissen Elke Michel, Teamleiterin Beate Moos und die stellvertretende Teamleiterin Verena Kaschik noch nicht im Detail, welche Fähigkeiten die jungen Frauen und Männer mitbringen. „Wir wollen erstmal gucken, was sie alleine können. Bei allen anderen Dingen werden wir ihnen dann helfen.“

Gemeinsam sollen so Alltag und Feinheiten im Haus gestaltet werden. „Wir wollen viel Raum zur Entwicklung lassen.“ (me)

Im Bild: Hier lässt es sich aushalten: Ein Blick aus dem Fenster auf das pralle Leben in Treysa. (Foto: me)