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Rentner zahlt 4.000 Euro für geringfügige Arbeiten

Felsberg. Durch die sofortige und couragierte Reaktion eines aufmerksamen Nachbarn konnte die Melsunger Polizei am Donnerstagmittag nach kurzer Fahndung zwei Tatverdächtige festnehmen, die verdächtigt werden, einen 86-jährigen Mann in Felsberg betrogen zu haben. Der 86-Jährige hatte kurz zuvor 4.000 Euro in bar an die beiden Männer ausgehändigt, dafür dass sie einen Fassadenriss am Balkon mit einem Dichtungsmittel ausgespritzt hatten. Die Polizei leitete bei der Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen Verdacht des Betruges gegen die beiden Männer ein. Es handelt sich um zwei 46 beziehungsweise 39 Jahre alte Männer aus Mönchengladbach.

Der Kontakt zu dem 86-Jährigen war offenbar schon vor sechs bis acht Wochen eingefädelt worden. Damals habe ein Mann – keiner von denen, die am Donnerstag tätig wurden – an der Tür geschellt und erklärt, er habe einen Riss unter und über den Balkon festgestellt. Das müsse unbedingt repariert werden. Es sollten rund 1.400 Euro Kosten anfallen. Der 86-Jährige unterschrieb damals etwas, ohne eine Durchschrift zu bekommen. Am Donnerstagmittag erschienen dann die beiden Männer, besserten zwei Risse mit einem Dichtmittel aus und verlangten im Anschluss 4.000 Euro. Der 86-Jährige unterschrieb wiederum etwas, ohne einen Durchschlag zu erhalten.

Da der Rentner nicht so viel Geld zuhause hatte, fuhr er mit den beiden Männern in deren Auto zu einem Geldinstitut nach Gensungen, hob 4.000 Euro ab und übergab sie noch unterwegs auf der Rückfahrt zur Wohnung im Auto an einen der Männer. Ein Anwohner hatte bereits beobachtet, dass der Rentner in den Wagen der Männer eingestiegen und mit diesen davon gefahren war. Daraufhin ging der Anwohner sofort zur Ehefrau des Rentners und erkundigte sich, was da vorgehe. Die Ehefrau erklärte ihm unter Tränen, dass ihr Mann wohl gerade dabei sei, einen großen Fehler zu machen und erklärte die Situation.

Wenig später kamen die beiden Männer mit dem Rentner zurück. Der Anwohner sprach nun die Männer an und bat um Vorlage von Firmenunterlagen und einem Angebot bzw. Auftrag für die Arbeiten. Zuerst waren die Männer forsch, erwiderten, das gehe ihn gar nichts an, er solle verschwinden. Als der Anwohner aber nicht locker ließ und weiter bohrte, wurden die Männer sichtlich nervös und verließen schließlich fluchtartig mit ihrem Fahrzeug den Ort des Geschehens.

Der Anwohner verständigte sofort die Polizei, konnte eine genaue Beschreibung der Personen und des Autos samt des amtlichen Kennzeichens und der Fluchtrichtung geben. So gelang es der Polizei im Zuge einer sofort ausgelösten Funkfahndung schon nach kurzer Zeit, die Tatverdächtigen zu lokalisieren und vorläufig festzunehmen. Sie waren in Felsberg mit einem silberfarbenen VW-Bus mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG-…) geflüchtet. Angetroffen wurde dieses Auto wenig später durch Beamte der Polizeiautobahnstation Baunatal auf einem Autohof bei Malsfeld an der A7. Dort wurde noch ein weiterer VW-Bus, Farbe rot, mit MG- Kennzeichen angetroffen.

Als die Männer sich mit diesen beiden Autos vom Autohof entfernen wollten, wurden sie angehalten und vorläufig festgenommen und zur Polizeistation Melsungen gebracht. Sie streiten ab, strafbare Handlungen begangen zu haben. Ein größerer Geldbetrag wurde bei den Männern aufgefunden, jedoch nicht mehr ganz 4.000 Euro. Das Geld wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft sichergestellt. Die beiden Männer wurden nach ihrer Vernehmung und erkennungsdienstlichen Behandlung wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Ermittlungen dauern an.