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MT schnupperte in Nordhorn an der Sensation

Nordhorn/Melsungen. Erst nach einem packenden Fight musste sich die MT Melsungen den favorisierten Gastgebern geschlagen geben. Die HSG Nordhorn hatte am Ende die Nase mit 33:29 (16:12) vorn, wobei die Nordhessen nach einer Dreiviertelstunde drauf und dran waren, die Partie zu ihren Gunsten zu kippen. Melsungen, als krasser Aussenseiter nach Nordhorn gereist, schnupperte damit an der Sensation. Als Franck Junillon nach genau 44 Minuten und 40 Sekunden mit seinem vierten Treffer die 23:22-Führung erzielte, wurde es still im Euregium. Die gut zweieinhalbtausend Nordhorner Fans trauten ihren Augen nicht – hatte doch ihr Team bis dahin die Partie weitgehend dominiert und den 16:12-Halbzeitvorsprung bis zur 33. Minute gar auf 18:13 ausgebaut.

Dabei musste die MT ohne ihren erkrankten Regisseur Vladica Stojanovic auskommen. Dessen Part übernahmen wechselweise Nenad Vuckovic und Frank Junillon. Der wiederum braucht heute nicht, wie noch zuletzt gegen Göppingen, auf Halbrechts auszuweichen, da Daniel Valo nach seiner Verletzung wieder mit von der Partie war. Der noch geschwächte Grigorios Sanikis konnte nicht aufgeboten werden.

Das Lindgren-Team legte zwar vom Start weg vor, konnte sich aber in der Folge nie mit mehr als ein bis zwei Toren absetzen. Der MT merkte man schon da an, dass sie an ihre Chancen glaubte und entsprechend engagiert auftrat. So markierte Vuckovic in der 13. Minute trotz Unterzahl (Orzlowski hatte zuvor eine Zeitstrafe kassiert) den 6:6-Ausgleich. Danach unterlief Karipidis ein Fehlpass, und Nordhorn eroberte dank Kukucka die Führung zurück. Melsungens Angreifer wurden nervös: Technischer Fehler von Valo, Hansen-Listerud markiert das 8:6, Fehlpass Vuckovic, Karlsson erhöht postwendend auf 9:6. Die Grafschafter hatten binnen drei Minuten wieder das Heft in der Hand.

Dann kam Glandorf stark auf, erzielte den zehnten, elften und zwölften Treffer für seine HSG – Melsungen lief dem Drei-Tore-Vorsprung der HSG immer noch hinterher. In der 21. Minute stellte Marmelund, an diesem Abend – neben Glandorf – Nordhorns stärkster Rückraumspieler, auf 13:10. Kurz darauf brachte Trainer Hedin frische Kräfte im Minutentakt – erst Tzimourtos für Karipidis, dann Herold für Kelentric und schließlich Ehlers für Valo. Ausser den sinnvollen Verschnaufpausen für die ausgewechselten Akteure führten diese Maßnahmen allerdings nicht zum gewünschten Erfolg. Das lag allerdings auch nicht an den von der Bank gekommenen Spielern. Vuckovic, Klitgaard und wieder Vuckovic wollten es zu gut machen, scheiterten mit ihren Würfen aber jeweils am routinierten Gentzel im Nordhorner Gehäuse. Wie zur “Strafe” kassierte Melsungen dann das 15:11 durch Verjans. Aus MT-Sicht war damit die Zeit für einen Break gekommen, und den nahm Robert Hedin umgehend. Die verbleibenden zwei Minuten bis zum Pausenpfiff marschierten beide Mannschaften nahezu im Gleichschritt. Auf beiden Seiten wurde je eine Zeitstrafe verhängt und es fiel jeweils noch ein Treffer. Beim 16:12 wurden die Seiten gewechselt. Der Vier-Tore-Vorsprung der Nordhorner war nicht unverdient, hätte aber etwas knapper ausfallen können.

Den ersten Treffer im zweiten Durchgang markierte ausgerechnet der gerade eingewechselte Ex-Melsunger Sprem und erzielte so den bis dahin höchsten Vorsprung für die HSG (17:12, 31.). Aber die MT Melsungen ließ sich davon nicht beirren. Savas Karipidis war es, der mit vier Treffern, davon zwei per Siebenmeter, den Abstand bis zur 37. Minute auf drei Tore reduzierte (20:17). Zuvor hatte Kelentric famos einen Nordhorner Gegenstoß vereitelt. Das Hedin-Team roch wieder Lunte, stellte nun die Gastgeber mit einer kurzzeitig gewählten 4:2-Abwehr vor eine neue Situation. Dann folgte ein Melsunger Doppelschlag (Valo, Vuckovic) zum 20:19 (40.), den Myrhol mit dem 21:19 beantwortete.

Als sich anschließend Glandorf eine Zeitstrafe einhandelte, schien der Weg für die MT frei, den Rückstand wett zu machen. Doch ein technischer Fehler im Angriff und eine Hinausstellung gegen Valo wegen Protestierens, machten den Überzahlvorteil postwendend zunichte. Zwei Minuten lang passierte dann hüben wie drüben nicht viel. Nach dem Absitzen der Strafe schien der Rückraumspieler auf Wiedergutmachung aus und erzielte mit Wut im Bauch tatsächlich den 21:20-Anschluss.

Auf der anderen Seite freute sich Nordhorn über einen schmeichelhaften Siebenmeter, den Kukucka zum 22:20 nutzte. Aber wieder war es Valo, der die richtige Antwort parat hatte – 22:21. Den Nordhorner Gegenangriff parierte der von Beginn der zweiten Halbzeit an wieder im Tor postierte Kelentric. Und wem anders, als dem jetzt hellwachen Linkshänder sollte es dann vorbehalten bleiben, die zähe aber fruchtbare Aufholjagd der MT mit dem Ausgleich zu krönen? Mit seinem fünften Treffer markierte Valo den 22:22-Zwischenstand. Alles war wieder offen. Das war den Nordhornern offenbar zuviel geworden. Weinhold holte Valo im nächsten MT-Angriff unsanft von den Beinen und kassierte die fällige Zeitstrafe. Die Überzahl nutzte die MT geschickt und setzte noch einen drauf: 45. Minute, 22:23 Führung durch Junillon!

Marmelund konterte zum 23:23 – HSG-Trainer Lindgren nahm dennoch eine Auszeit. Mit Erfolg, wie sich in den nächsten Minuten herausstellen sollte. Denn obwohl Valo nach einem Kukucka-Siebenmeter zum 24:24 ausgleichen konnte, bekam Nordhorn ganz langsam wieder Oberwasser. Aber nicht etwa gespeist aus eigener Stärke, sondern aus Melsunger Unachtsamkeiten. Eine durch eine Zeitstrafe bedingte Unterzahl nutzte Nordhorn durch Glandorf und Sprem zur 26:24-Führung.

Dem eigentlich noch nichts sagenden Stand von 27:25 für die HSG nach gespielten 51:37 Minuten sollten dann genau 147 Sekunden folgen, in denen sich die Partie (vor)entschied. Das liest sich aus MT-Sicht ungefiltert so: Vorne ein Stürmerfoul, hinten eine Zweiminutenstrafe; dann Fehlangriff, Gegentreffer durch Glandorf; vorne Fehlwurf, Gegentreffer durch Myrhol, 29:25 (54:04 Min.).

Die Nordhessen gaben sich allerdings noch nicht geschlagen. Als Valo in Melsunger Unterzahl (Karipidis war für zwei Minuten draußen) einen Freiwurf zum 30:27 reinhämmerte, keimte knapp vier Minuten vor dem Ende nochmal Hoffnung auf. Erst recht, als Klitgaard auf 30:28 verkürzte (57:32 Min.). Aber die gute kämpferische Leistung des Hedin-Teams fand an diesem Abend kein Happy End. Die Grafschafter hatten zum Schluss offenbar die besseren Nerven und hielten mit dem 33:29 zwei Punkte fest, die ihnen die MT Melsungen beinahe streitig gemacht hätte.

Statistik:
HSG Nordhorn – MT Melsungen 33:29 (16:12)

Nordhorn: Gentzel (9 Paraden, bis 30. und ab 52.), Katsigiannis (4 Paraden, ab 31. bis 52.); Verjans (1), Karlsson (2), Machulla (1), Mamelund (6), Myrhol (6), Mičkal (n.e.), Lislerud Hansen (2), Glandorf (7), Weinhold, Przybecki (n.e.), Sprem (2), Szücs (n.e.), Kukučka (6/5)

Melsungen: Kelentric (13 Paraden, bis 20., ab 25.), Herold (2 Paraden, 20. bis 25. und bei einem 7m); Brovka (1), Ehlers, Junillon (5), Orzlowski, Klitgaard (2), Valo (8), Tellander (1), Tzimourtos, Treutler (n.e.), Karipidis (6/3), Vuckovic (6), Sanikis (n.e.).

Schiedsrichter: Uwe Prang / Uwe Reichl (Bergheim / Köln).

Strafminuten: 10 Min. / 12 Min. (Karlsson 11., 37.; Verjans 27.; Glandorf 41.; Weinhold 44. – Orzlowski 13., 49.; Ehlers 28.; Klitgaard 41.; Junillon 53.; Karipidis 54.)

Siebenmeter: 5/5 – 3/3

Beste Spieler: Glandorf, Myrhol, Mamelund – Kelentric, Valo, Junillon.

Zuschauer: 2.650, Euregium, Nordhorn.

Spielfilm: 2:1 (3.), 3:1 (6.), 4:3 (9.), 6:5 (12.), 7:6 (15.), 10:7 (18.), 13:10 (21.), 14:11 (24.), 15:11 (27.), 16:12 (HZ); 17:13 (33.), 20:16 (36.), 20:18 (39.), 21:19 (42.), 22:23 (45.), 24:24 (48.), 26:24 (51.), 28:25 (54.), 31:27 (57.), 33:29 (EN)

Kann Melsungen den hohen Gast aus Flensburg ärgern?
Wie gut, dass jedes Spiel erst gespielt werden muss. Würde die MT Melsungen nämlich auf die bisherige Bundesligabilanz gegen die SG Flensburg/Handewitt blicken, könnte sie die Punkte gleich anstandslos den Nordlichtern überlassen. So aber nehmen die Rot-Weißen einen erneuten Anlauf, um den Blau-Weißen zumindest das Siegen so schwer wie möglich zu machen. Aufgrund der Kasseler Herbstmesse kann das Spiel am kommenden Samstag in der Rothenbach-Halle erst um 21 Uhr angepfiffen werden.

Was bei der MT Melsungen ein Fünkchen Hoffnung entfacht, ist die Tatsache, dass sie den normalerweise übermächtigen Kontrahenten im Halbfinale des diesjährigen SparkassenCups sensationell mit 38:35 besiegte. Dabei hatten die Flensburger von ihren arrivierten Akteuren lediglich Lars Christiansen, Jonny Jensen und Lasse Boesen nicht mit an Bord. Auf der anderen Seite schwang sich Daniel Valo in diesem Match zur Höchstform auf und erzielte sagenhafte 12 Feldtore.

Aber dieses Vorbereitungsspiel ist Geschichte. Die Realität hat die MT Melsungen längst wieder eingeholt. Nach zwei Auftaktniederlagen gegen Lemgo und Göppingen (das Ergebnis des dritten Saisonspiels in Nordhorn war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt), wartet mit Championsleague-Teilnehmer Flensburg/Handewitt wieder ein ganz dicker Brocken. Die SG, einer der heißesten Titelanwärter, ist relativ gemütlich in die Saison gestartet. Erwartungsgemäß wurden die ersten vier Punkte gegen Balingen (33:26) und Minden (36:25) eingefahren. Wie das Spiel gegen Gummersbach ausging, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Auf jeden Fall fällt der Trip nach Kassel für Christiansen & Co. unter die Rubrik “Pflichtprogramm”. Aufgerüstet um das vermeintlich größte Talent Europas im rechten Rückraum, Oscar Carlén (Sohn von Schwedens Kreisläuferlegende Per Carlén), und den montenegrinischen Top-Spieler Alan Muratovic, will Flensburg ganz nach oben. “Alan Muratovic und Oscar Carlén haben Starpotential. Die Meisterschaft geht nur über den Norden”, so SG-Manager Fynn Holpert zu den Aussichten für die kommende Saison, Ziel sei ein Platz unter den ersten Dreien.

Für Melsungens Trainer Robert Hedin geht es in diesem Aufeinandertreffen vor allem darum, dass sich sein Team auch unter härtesten Bedingungen weiter entwickelt. “Von einer so guten Mannschaft wie Flensburg können wir nur lernen. Wir wollen als Außenseiter versuchen, mit etwas mehr Nervenstärke und Geduld zu operieren. Das ist uns in den bisherigen Spielen nicht über 60 Minuten gelungen. Auch wenn es am Ende nicht reicht, wollen wir sagen können, wir haben alles versucht”. Dabei baut Hedin auf eine komplette, idealerweise auch gesunde Besetzung. Die Auftaktphase in die Saison kann in Anbetracht des angeschlagenen Rückraums (Sanikis, Stojanovic, Valo) beinahe als “irregulär” bezeichnet werden. Aber so haben auch die neuen Feldspieler im MT-Team, vor allem Franck Junillon und Torben Ehlers, schon zeigen können, was sie drauf haben. Gegen die SG Flensburg/Handewitt jedoch sind alle MT-Akteure gefordert.

Karten im Vorverkauf für das Spiel am Samstag gibt es in der MT-Geschäftstelle in Melsungen, Telefon (05661) 92600, im Ticketshop in der Kasseler Königs-Galerie (Mo-Sa 10-20 Uhr),
Telefon (0561) 5214991 und im Internet unter www.mt-melsungen.de

Schiedsrichter in Kassel:
Jutta Ehrmann / Susanne Künzig (Odenthal/Karlsruhe)

Bisherige Vergleiche:
19.04.2008     SG Flensburg/Handewitt – MT Melsungen    43:25
17.11.2007     MT Melsungen – SG Flensburg/Handewitt    40:47
10.02.2007     MT Melsungen – SG Flensburg/Handewitt    23:27
30.08.2006     SG Flensburg/Handewitt – MT Melsungen    32:30
03.05.2006    MT Melsungen – SG Flensburg/Handewitt    30:38
15.11.2005     SG Flensburg/Handewitt – MT Melsungen    42:27