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Schülerinnen gewinnen Landesmeisterschaft

Melsungen/Alsfeld. Das Landesfinale der besten hessischen Vereinsmannschaften beziehungsweise Startgemeinschaften war ein Fest der Leichtathletik, in dem sich die Höhepunkte wie Perlen an einer Schnur aneinanderreihten. Die Schülerinnen und Schüler waren ausgezeichnete Regisseure, denn die Spannung währte bis zum letzten Wettbewerb.  Schließlich kam es so, wie man es sich im Melsunger Lager erhofft hatte. Mit der neuen Rekordpunktzahl von 7159 Punkten setzten sich die Mädchen aus Melsungen und Alsfeld vor der Startgemeinschaft aus Fulda-Petersberg und Johannesberg (6 849 Punkte) sehr deutlich durch. Nur zehn Punkte zurück auf den dritten Platz landeten die Schülerinnen aus dem Frankfurter Raum, die für die LG Eintracht Frankfurt an den Start gingen.

Die Mädchen aus Melsungen und Alsfeld verdienen höchstes Lob. Sowohl wegen ihrer Leistungen als auch wegen ihres Eingeschworenseins, denn sie haben sich selbst übertroffen und Überraschungen geboten, die niemand erwarten konnte. Es ist ein guter, ein vortrefflicher Geist, der in dieser Mannschaft lebt, und da sie noch so jung ist, wird sie uns noch hoffentlich oft Freude bereiten.

Der Wettkampf begann mit dem Ballwerfen. Bedingt durch den Gegenwind blieben nur vier Mädchen über der 40m-Marke. Die Mannschaft aus Hanau-Rodenbach hatte mit 42 m den besten Schnitt und ging damit klar in Führung. Alina Lerch (37 m) und die C-Schülerin Janina Rohde (35 m) sehr gut mit und kamen auf einen Schnitt von 36 m. Damit sicherten sie der Mannschaft zum Auftakt 909 Punkte und lagen nur 110 Punkte hinter dem führenden Schul- und Sportzentrum Hanau-Rodenbach zurück. Mit dem Sprint über 75m folgte der erste von vielen Höhepunkten.

Mit Julia Smakal (bisher 9,93 Sek.) und Katharina Wagner (10,21 Sek.) waren zwei Mädchen der SG Melsungen-Alsfeld vertreten, die zu den schnellsten Läuferinnen ihrer Altersklasse in Hessen gehören. Im ersten Lauf steigerte sich Julia auf starke 9,81 Sekunden und stellte damit eine neue HLV-Jahresbestleistung auf. Im zweiten Rennen kam Katharina Wagner in der Beschleunigungsphase besser ins Rennen und wurde immer schneller. Im Ziel leuchtete für sie auf der elektronischen Anzeigetafel zum ersten Mal eine Zeit unter 10,00 Sekunden auf.  hre 9,97 Sekunden wurden später sogar auf 9,96 korrigiert, so dass sie nun auf Rang eins in Nordhessen und auf Platz drei in der Landesbestenliste verzeichnet ist.

Wie diese beiden Mädchen ihren Glanzleistungen entgegenstürmten, war schon beeindruckend. Gegen diese gewaltigen Wirbel waren fast alle anderen Schülerinnen machtlos. Nur Maryse Luzolo aus Frankfurt konnte sich mit 9,93 Sekunden noch dazwischen schieben. Alle anderen Mädchen blieben über 10Sekunden. Die zwölfjährige Julia Konle lief mit 10,72 Sekunden ebenfalls noch eine gute Zeit, kam aber damit nicht mehr in die Wertung, weil Julia und Katharina mit ihren Superzeiten 1087 Punkte erreichten. Damit übernahm die Startgemeinschaft mit 1996 Punkten die Führung und sollte sie bis zum Schluss nicht mehr abgeben.

Im Weitsprungwettbewerb, der als dritte Disziplin durchgeführt wurde, setzte Katharina Wagner ihre Serie mit Sprüngen über die 5m-Marke fort. Schon bei den Probesprüngen hatten nahezu alle Springerinnen Schwierigkeiten mit der Festlegung ihrer Ablaufmarken, denn in unterschiedlicher Stärke blies der Wind den Teilnehmerinnen in den Rücken, so dass die normalen Anlaufmaße irregulär wurden. Erstaunlich war allerdings, dass nur zwei der 18 angetretenen Springerinnen die 5m-Marke übertrafen. Dabei überraschte Maren Lochno selbst die größten Optimisten, als sie im ersten Durchgang 5,17 m vorlegte und dafür 567 Punkte bekam. Katharina sprang 5,06 und 5,09 m, war aber mit diesen Weiten unzufrieden. Erst mit dem letzten Sprung landete sie bei 5,24 m und verfehlte dabei ihren Hausrekord nur um einen Zentimeter. Katharina und Maren hatten für ihre Top-Leistungen 1141 Punkte bekommen und die Führung weiter ausgebaut. Katrin Fleisgarten (SSC Hanau-Rodenbach), die mit 5,04 m zu den TOP-FIVE-Springerinnen in Hessen gehört, belegte mit 4,87 m den dritten Platz.

Man hatte kaum Zeit zum Durchatmen, denn der nächste sportliche Höhepunkt bahnte sich bereits mit dem 60m-Hürdenlauf an. Im ersten Rennen traten vier der fünf schnellsten B-Schülerinnen an. Und Julia Smakal, die im 75m-Sprint ihre glänzende Form demonstriert hatte, machte mit der Konkurrenz aus Südhessen was sie wollte. Unmittelbar nach dem Start lag sie schon in Front, vergrößerte von Hürde zu Hürde den Abstand zu den anderen und lief mit großem Vorsprung durch das Ziel. Als die elektronische Zeit auf der Anzeigetafel aufleuchtete, löste diese beim fachkundigen Publikum und bei den Betreuern der anderen Vereine viele Ahs und Ohs aus. Mit 9,77 Sekunden verwies sie nicht nur Katrin Fleisgarten (10,11 Sek.) und Michael Schuck aus Fulda (10,13 Sek.) auf die Plätze, sondern stellte zum zweiten Mal an diesem Tag eine neue HLV-Jahresbestleistung auf.

Auch Maren Lochno lief mit 10,27 Sekunden eine gutes Rennen, so dass dieses Duo mit 1138 Punkten belohnt wurde und die SG Melsungen-Alsfeld nach vier Wettbewerben schier unglaubliche 4275 Punkte auf ihrem Konto hatte. Die 10,71 Sekunden von Isabell Wucherer sollten nicht unerwähnt bleiben, aber diese 512 Punkte fielen dem Streichresultat zum Opfer. Nur noch drei Wettbewerbe standen auf dem Programm und das selbst gesteckte Ziel – Landesmeister mit über 7000 Punkten –  war zum Greifen nahe.

Die 4x75m-Staffel brachte aber einen dramatischen Höhepunkt, bei dem vielen Betroffenen das Herz in die Hose rutschte. Von vorherherein war diese Staffel gehandicapt, weil man auf Julia Smakal und Katharina Wagner verzichten musste. Beide konnten nur in drei Wettbewerben starten und sollten im Hochsprung noch für die nötigen Punkte sorgen.

Julia Konle lief in der ersten Staffel glänzend an, wechselte gut zu Isabell Wucherer, die einen schönen Kurvenlauf hinlegte. Nach dem Wechsel zu Alina Lerch führten die Alsfelder Mädchen vor den Schülerinnen aus Frankfurt und Gelnhausen. Es schien alles zu klappen, denn die anderen Vereine hatten bereits viel an Boden verloren. Jetzt brauchte nur noch ein Sicherheitswechsel zu Anne Stumpf erfolgen und das Quartett wäre unter 41 Sekunden geblieben. Aber Anne Stumpf verlor die Nerven und lief viel zu früh los, so dass sie von Alina  nicht mehr eingeholt werden konnte. So wurde die erste Staffel wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert und erhielt statt der eingeplanten 950 Zähler keinen Punkt. „Ich war einem Herzinfarkt nahe“, bekannte Alwin J. Wagner später.

Jetzt war die zweite Staffel mit Jana Konle, Maren Lochno, Franziska Sommerlade und Stefanie Klein gefragt. Würde auch diese Staffel disqualifiziert, gäbe es keinen Punkt und man wäre auf den sechsten und damit letzten Platz zurückfallen. Die vier Mädchen wußten um ihre Verantwortung und liefen trotzdem ein unverkrampftes erstklassiges Rennen. Mit ihren 42,19 Sekunden belegten sie Rang drei von zwölf Staffeln. Man muss man Jana, Maren, Franziska und Stefanie ein Sonderkompliment machen. Das war famos – das war gekonnt! Eine solche Nervenbelastung zu bestehen und noch so eine gute Zeit zu laufen, die schließlich dazu beitrug, dass die Landesmeisterschaft gewonnen werden konnte, verdient Dank und Anerkennung. Mit dieser Zeit lief dieses Quartett auf Rang neun in Hessen. Welche Zeit  würde eine Staffel mit Katharina Wagner und Julia Smakal erreichen?

Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, schaute man gespannt zum Hochsprung, denn bei 1,46 m waren nur noch vier Mädchen im Wettbewerb. Katharina, die 1,42 m übersprang, scheiterte dreimal an 1,46 m. Michaela Schuck (Fulda) und Elisabeth Rehberger (Frankfurt) scheiterten dreimal an 1,50 m. Damit stand fest: Julia Smakal sicherte sich bei ihrem Dreifach-Auftritt ihren dritten Sieg. Sie überquerte als einzige Springerin die 1,50 m und trug wesentlich dazu bei, dass man einen Schnitt von 1,46 m erreichte. Beide Mädchen sammelten mit ihren Leistungen mehr als 3000 Punkte.

Bereits vor dem abschließenden 800m-Lauf war damit klar, dass die SG Melsungen –Alsfeld nach der 3x800m-Staffel auch die zweite Landesmeisterschaft gewonnen hatte. Es musste nur noch die Frage geklärt werden, ob man die Vorjahresleistung der LG Fulda (7087 P.) überbieten würde.

Im ersten Rennen traf Stefanie Klein auf Sophia Müller-Dott aus Frankfurt, mit der sie noch eine Rechnung zu begleichen hatte. Bei den Landes-Crossmeisterschaften am 24. Februar in Villmar an der Lahn siegte nämlich Sophia mit acht Sekunden Vorsprung vor Stefanie, die damit Vizemeisterin wurde.

Auch dieses Mal schlug Sophia Müller-Dott ein sehr hohes Tempo an, doch Steffi Klein ließ sich nicht beeindrucken. Beim Ertönen der Glocke für die letzten 400 m zeigte die Uhr noch keine 72 Sekunden an. 300 m vor dem Ziel setzte Steffi ihre Reserven ein und trumpfte mit einem enormen, geradezu begeisternden Finish auf. Die jüngere Sophia wehrte sich verzweifelt, aber sie konnte nichts mehr machen. Mit 2:31,37 Minuten verbesserte sich Steffi um fast drei Sekunden und gehört nun zu den TOP-Five in Hessen. Karolin Siebert lief ein sehr umsichtiges, aber entschlossenes Rennen. Als sie ihre letzten Kräfte mobilisierte und die Zielgerade herunter spurtete, hätte sie beinahe noch das große Lauftalent aus Frankfurt eingeholt. Sophia Müller-Dott belegte mit 2:36,75 Minuten den zweiten und Karolin mit 2:37,40 Minuten den dritten Platz. Auch die dritte Melsunger Läuferin überzeugte mit einer guten Leistung. Julia Klute, die sich vor dem Rennen eine Zeit unter 2:50 Minuten wünschte, lief eine meisterliche Zielgerade und verbesserte sich auf 2:47,52 Minuten. Dieser gute Einstand in der Meistermannschaft lässt für die Zukunft hoffen …

Foto 1: Sie retteten die Landesmeisterschaft: Das zweite Staffel-Quartett mit Jana Konle, Maren Lochnow, Franziska Sommerlade und Stefanie Klein.

Foto 2: Sie wurden souverän Landesmeister: Die Startgemeinschaft Melsungen (vorne) und Alsfeld.

Foto 3: Mit 9,96 Sekunden blieb Katharina Wagner zum ersten Mal unter der begehrten Zehn-Sekunden-Marke.

Foto 4: Noch erschöpft, aber glücklich: Stefanie Klein lief sich mit 2:31,74 Minuten in die TOP-FIVE in Hessen.