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Annett Louisan auf Teilzeithippie-Tournee

Kassel. Die Ästhetik, aus der sich eine gute Portion von Annett Louisans Erfolg speist, ist in einer Zeit angesiedelt, in der man hierzulande noch von Langspielplatten redete und eine stringente, in sich geschlossene Kollektion von Liedern meinte. Die Idee, eine Song-Abfolge durch einen roten Faden zu verbinden, statt ein Dutzend Füller-Nummern um einen Hit zu platzieren, macht Annett Louisan zwar nicht zwangsläufig zum Potentaten der einträglichen Retro-Welle. Zeitlosigkeit darf und muss man der 31-Jährigen aber vor allem für ihr viertes Album attestieren. Allerdings, und das ist eine der Neuerungen nach drei Erfolgs-Alben und mehr als einer Million verkaufter Tonträger, hält sie nicht mehr am Pop-Chanson fest. Neu gefundene Nonchalance muss die Prämisse für „Teilzeithippie“ gewesen sein. Am 3. Mai 2009 ist Annett Louisan in Kassel live zu erleben. Der Vorverkauf beginnt am 13. September.

Sowohl im äußerlichen Erscheinungsbild der Louisan, wie auch inhaltlich und vor allem persönlich. „Wenn ich weiter gemacht hätte wie bisher, wäre ich einer Masche gefolgt. Und wenn man seine eigene Masche erkennt, sollte man sie am besten fallen lassen, denn das Leben ist Veränderung“, erklärt Annett Louisan.

Mit dieser Erkenntnis blickt sie sublim, aber nachdrücklich einem neuen Karriereabschnitt entgegen. Hin zum formvollendeten Popsong, der weniger den Kopf, als mehr den Bauch stimuliert, ohne gefällig oder gar beliebig daherzukommen. Eine neu oder besser gesagt, eine wieder gefundene Leichtigkeit zieht sich durch ihre Vision des Umgangs mit deutscher Sprache im Pop-Kontext, in der Verbindung von Poesie und Alltagssprache. Weniger altklug und zitatenreich als sensuell und sexy-pointiert ist das Ausformulieren ihrer Gedanken und Emotionen vier Jahre nach ihrem Debüt geworden.

Damals, 2004, war sie Studentin und Bohemienne. Heute, 2008, nach etlichen Einsichten und neu gewonnenen Ansichten, ist sie wieder Bohemienne, kann durchatmen, mehr sie selbst sein. Vom Haarspraymonster ist die Rede, wenn Annett Louisan über die Interimszeit zwischen „Bohème“ und „Teilzeithippie“ spricht. Von einem Arbeitstier, das funktionierte und die Perfektion so weit trieb, dass dem Freigeist zu wenig Luft zum Atmen blieb.

Sie ist zwar immer noch die Louisan, die „Unausgesprochen“ und dem „Optimalen Leben“ ihren Namen verlieh. Aber sie ist heute viel mehr die Annett Louisan, die sie zum Beginn ihrer Karriere war. Wenn man so will, ist sie mit „Teilzeithippie“ zurückgekehrt zu ihren Wurzeln. Zu der Frau und zu dem Mädchen, die sich in ihrer Person immer noch vermischen. Indizien dafür liefert gleich die Eröffnungsnummer des neuen Albums, „Das schlechte Gewissen“ mit seiner Anspielung auf Louisans bislang größten Single-Hit „Das Spiel“. Ihre Entwicklung wird evident, wenn sie mit diesem Song die Türe zur wunderbaren Welt der Amnesie öffnet, die einen Mann, eine Frau, eine Nacht, kurzum das schlechte Gewissen vergessen lässt. Die thematische Verzahnung zur Komposition von Gunnar Graewert „Gekommen um zu sagen“ ist kein Zufall; schließt sie doch mit der Erkenntnis ab, dass Sesshaftigkeit letztlich nur kurzzeitiges Glück bedeutet.

Ist „Teilzeithippie“ eine erwachsene Platte geworden? Dafür ist sie viel zu verspielt. Ist sie von Hedonismus geprägt? Unbedingt und in Mengen! Allerdings steckt hinter der hedonistischen Oberfläche ein grundempathischer Mensch, der dem „Sexy Loverboy“ in swingender, bittersüßer Country-Taktung Tipps für die Zeit danach mit auf den Weg gibt.

Das Spiel mit Scham und Hemmungen unterstreicht der von ihrem langjährigen Komponisten Hardy Kayser geschriebene Kaffeehaus-Shuffle „Die Siezgelegenheit“ mit der Feststellung, dass es schön ist, rot zu werden, wenn jemand einem etwas Anzügliches sagt. Schließlich gibt es nichts, was das Herz höher schlagen lässt. Annett Louisans Stimme klingt darin als immer noch tragendes Element jedes ihrer Lieder, nicht mehr so unverschämt in den Vordergrund gemischt, sondern macht Platz für ein breiteres Melodien- und Rhythmus-Verständnis, das weit über den Tellerrand europäischer Spielweisen hinweg Ausschau nach anderen Spielarten hält. Dabei wirkt die Protagonistin nicht nur wegen ihrer stimmlichen Unschuld, sondern vor allem wegen ihres überbordenden Selbstbewussteins unerhört stimulierend.

Wer immer noch glaubt, dass Texte auf Deutsch nur ernst genommen werden können, wenn sie intellektuell fordern, irrt gewaltig. Viel wichtiger ist die Form des Ausdrucks, die Schnute, das Sinnliche, die Sensualität, der Sex. Wie wohltuend, dass Annett Louisan und ihr Texter und Produzent Frank Ramond ihre kollektiven Eigenarten diesmal noch stärker ausleuchten. Inhaltlich wie musikalisch. Eine neue Lockerheit hat Einzug gehalten und manifestiert sich in der Konsumzwang-Parodie „Ich brauch Stoff“ im umherstolzierenden Bläser-Arrangement, dem Louisan mit Breitwand-Pop-Refrain zusätzliche Ironie verleiht und in „Die nächste Liebe meines Lebens“ mit einer fast schon crooner-artigen gesanglichen Lässigkeit. Die Musik ist offensiver und vom Formellen befreit worden, wie die aufgegriffene Beat-Revolution der Sixties in „Ich bin dagegen“ unterstreicht.

Wie viel Revolution im Zeitalter der digitalen Terminkalender möglich ist, wenn man nur hip sein kann, wenn man gerade mal nicht brav und folgsam ist, findet im Titelsong „Teilzeithippie“ seinen Ausdruck, dessen Musik vom Gast der letzten Annett Louisan- Tour, Martin Galopp, komponiert worden ist. In die Musik des Kanadiers ist auch das bislang schönste Liebeslied Louisans eingebettet, das nach allen Ausprobierens in Sachen Liebe und Sex, Nähe und Distanz, mit der Erkenntnis „Auf dich hab ich gewartet“ endet. Vom Zeigefingererheben hält Annett Louisan freilich ohnehin nichts.

Dafür lustwandelt sie viel zu gerne auf den Reizen von Widersprüchlichkeiten – hier der Freiheitsdrang, da das Eigenheim, der gepackte Koffer und die Liebe des Lebens, das Vernetzen von Herz mit PC und Telefon, wie in der ersten Single des neuen Albums, dem von Alexander Zuckowski komponierten „Drück die 1“. Andererseits kann eine Single auf das Leitmotto der Louisan – das Explorieren der Polarität von Schmutz und Glamour, Scham und Schande, das große Paradoxon des Lebens – bestenfalls hindeuten. Das komplette Bild bietet nur die Stringenz vom Album „Teilzeithippie“.

Das Album „Teilzeithippie“ erscheint am 17. Oktober, die erste Single „Drück die 1“ wird am 26. September veröffentlicht.

Jetzt heißt es, sich schnell die Tickets zu sichern
Ab Samstag, 13. September, im Vorverkauf beim HNA-Kartenservice, an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Ticket-Hotline (0561) 203204 oder rund um die Uhr im Internet unter www.mmkonzerte.de.

Foto: Jim Rakete



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