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Kreisrekord nur um Wimpernschlag verpasst

Melsungen. Der 800m-Lauf der B-Schülerinnen stand im Mittelpunkt des heimischen Interesses, denn die zwölfjährige Karolin Siebert (MT 1861 Melsungen) hatte nach ihrer guten Vorstellung über 2000m, wo sie eine Woche vorher an gleicher Stätte mit 7:32 Minuten eine neue hessische Jahresbestzeit in ihrer Altersklasse gelaufen war, berechtigte Hoffnungen auf eine Verbesserung des 25 Jahre alten Kreisrekordes in der W12 gemacht. Die Antwort auf die Frage, ob dieser Rekord, den die heute 37-jährige Nicole Steinbrecher aus Schwalmstadt bei den Landesmeisterschaftenam 27.08.1983 in Wiesbaden als Vizemeisterin 2:32,3 Minuten aufgestellt hatte und der wie ein Fels in der Brandung steht, an diesem Abend gebrochen wird, konnte nur Karolin Siebert selber geben. Aber ganz Mutige rechneten eben damit, dass sie es schaffen würde.

Unmittelbar nach dem Startschuss übernahm Karolin sofort in Führung, wurde dann aber von der ein Jahre älteren Vanessa Würtz aus Kaufungen abgelöst. Mutig forderten diese beiden Läuferinnen ihre Gegnerinnen in die Schranken. Bei diesem Rennen gab es keine Taktik mehr. Man lief so schnell man konnte. Vanessa Würtz machte die Pace, und so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte Karolin Siebert nicht abschütteln. Das Melsunger Mittelstrecken-Ass lief mit dem besten Willen, nicht von Würtzs Seite zu weichen. Die erste Runde wurde unter 74 Sekunden zurückgelegt und beiden B-Schülerinnen lagen klar vor dem restlichen Feld, das von Lena Menke aus Hofgeismar und Daniela Stracke aus Eschwege angeführt wurde. Auch Pheline Fleckenstein aus Göttingen machte  auf dem fünften Rang noch einen guten Eindruck.

Mit dabei auch Katharina Wagner, die in Heiligenrode den letzten Ausdauertest vor den deutschen Mehrkampfmeisterschaften unternnahm, denn dort muss sie als letzte von fünf Übungen über 1000m an den Start gehen.  Sie sollte in Heiligenrode eine Zeit unter drei Minuten laufen. Aber nach 400 m lag Katharina fast sechs Sekunden unter der vorher festgelegten Marschtabelle. Als die Gegengerade zum zweiten und letzten Mal erreicht wurde, war jedem Zuschauer klar, dass man hier ein super-schnelles Rennen erleben würden. 200 m vor dem Ziel hatte das führende Duo eine Zwischenzeit von knapp unter 1:52 Sekunden erreicht und war damit auf dem besten Weg, eine Zeit  unter 2:30 Minuten zu laufen.  Die HLV-Jahresbestleistung der W13, gehalten von Katrin Loose aus Gelnhausen (2:27,5 Min.) war ungefährdet, aber Vanessa Würtz wollte die nordhessische Jahresbestzeit von Stefanie Klein (Melsungen) verbessern, die diese beim DSMM-Landesfinale in Alsfeld mit 2:31,37 Minuten aufgestellt hatte.

Karolin Siebert war nicht nur in der Lage die HLV-Jahresbestzeit der W12 von Nadja Strege (LG Reinhardswald) von 2:32,45 Minuten zu knacken, sondern auch den 25 Jahre alten Kreisrekord auf dieser Strecke zu unterbieten. Unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer stürmten Vanessa Würtz und Karolin Siebert durch die Kurve und in die Zielgerade hinein. Karolin, deren Selbstvertrauen nun mit jedem Schritt wuchs, machte einen vorsichtigen Angriffsversuch, aber diese Herausforderung löste eine neue Mobilisierung der Kräfte der 13jährigen Vanessa aus, und diese ließ mit ihrem Spurt nicht lange auf sich warten. 100 m vor dem Ziel war für Karolin immer noch eine Zeit unter 2:30 Minuten möglich, denn die Uhren zeigten für die 700 m knapp unter 2:11 Minuten an. 100 m in 19 Sekunden müsste doch zu schaffen sein.  Aber 50 m vor dem Ziel war die Energie aufgebraucht und ihre Beine wurden immer schwerer.

Vanessa Würtz wurde mit 2:31,0 Minuten gestoppt, damit blieb sie 0,37 Sekunden unter der bisherigen Bestzeit von Stefanie Klein. Karolin verbesserte ihren Hausrekord, den sie am 10. Juni in Melsungen mit 2:34,92 Minuten aufgestellt hatte, um über zwei Sekunden. Allerdings verfehlte sie den Kreisrekord um 0,3 Sekunden. „Schade“, sagte Alwin J. Wagner, „das Rennen war anfangs ein wenig zu schnell, aber Karolin hat mit diesem Lauf gezeigt, dass sie läuferisch stark, auf Tempowechsel vorbereitet und  kämpferisch hart laufen kann. Leider befindet sie sich in der nächsten Woche auf Klassenfahrt, so dass wieder einige Sekunden verloren gehen.“

Katharina Wagner hatte sich  ihr Rennen ebenfalls glänzend eingeteilt, denn ihre 2:10 Minuten bei 600m ließen auf eine Endzeit von 2:55 Minuten hoffen. Auf der Zielgeraden begann sie aus rückwärtiger Position die Konkurrenz aufzurollen. Zunächst auf dem 10. Platz liegend, überholte sie nacheinander in einem tollen Schlussspurt Paulin Nikuradse (TG Münden), Lena Evers (LG Reinhardswald) und sogar noch Annika Seifert (Eschwege). Mit dieser brillanten Aufholjagd  belegte sie am Ende mit 2:51,6 Minuten noch einen guten fünften Platz und scheint für die deutschen Mehrkampfmeisterschaften gut gerüstet zu sein.

Tränen gab es zunächst bei Janina Rohde, die gerne ihren Lauf unter 2:50 Minuten beendet hätte. Aber dennoch durfte sie sich am Ende freuen, denn nach ihrem Sieg vor einer Woche im 2000m-Lauf und dem Sieg über 800m in 2:50,2 Minuten vor Lisa Lakies (Baunatal) in 2:53,8 Minuten, stand sie als souveräne Pokalgewinnerin in der Alterklasse  W11 fest.

Ein schönes Geburtstagsgeschenk bereitete sich selbst Celine Kühnert mit ihrem zweiten Platz über 800m in der W14.  Mit 2:43,0 Minuten verfehlte sie nur ganz knapp ihre Jahresbestleistung von 2:42,50 Minuten und belegte am Ende in der Pokalwertung hinter Berit Wenzel (LAV Kassel) ebenfalls den zweiten Platz.

Bei den B-Schülern gingen mit Robin Hohmann und Tobias Stang zwei Läufer der MT Melsungen an den Start, die zu den besten in ihrer Altersklasse in Hessen gehören. In Heiligenrode schien es, als habe die übrige Konkurrenz bereits nach den sensationellen 2000 m-Zeiten, die diese eine Woche vorher gelaufen waren, vor ihrer Überlegenheit kapituliert. Wie sonst soll man sich erklären, dass niemand im Feld den Mut fand, mit einem Tempolauf einmal die Spitze zu übernehmen. Robin Hohmann hatte die Aufgabe, die ersten 400 m in 75 Sekunden zurückzulegen, was er hervorragend machte. Tobias Stang lief direkt hinter ihm und so ging es in die zweite Runde. Dritter MT-Läufer war Henri Alter, der ebenfalls wie Katharina Wagner einen Ausdauertest für Waiblingen unternehmen sollte. Henri hatte die Aufgabe, jeden 100m-Abschnitt in genau 20 Sekunden zu laufen. Allerdings hatte er nach 600m nicht die geforderten zwei Minuten erreicht, sondern war mit 1:55 Minuten sogar fünf Sekunden schneller. Das sollte sich aber auf der letzten Runde noch rächen.

Robin Hohmann lief gleichmäßig wie ein Uhrwerk – im Schlepptau Tobias Stang, der sich vorgenommen hatte, seine Bestzeit von 3:05,7 Minuten ein weiteres Mal zu toppen. Das Rennen ging mit flottem Tempo weiter und es schien, als könnte Robin Hohmann zum zweiten Mal unter der begehrten Drei-Minuten-Grenze bleiben.  Robin und Tobias kämpften auf den letzten 70 m dicht an dicht laufend, und die Entscheidung fiel auf den letzten Metern zu Gunsten von Robin, der den Vorteil der größeren körperlichen Kraft einsetzte und auf diese Weise den Widerstand des leichteren Tobias brach. Damit ist schon die Großartigkeit  dieses Rennens angedeutet, doch wird sie erst ins rechte Licht gerückt, wenn die Zeiten des Ersten bis Fünften aneinandergereiht werden:  1. Robin Hohmann (3:01,3 Min.),  2. Tobias Stang (3:03,3 Min.)  3. Henrik Steenken (Göttingen – 3:05,2 Min.), 4. Maximilian Noe (Niederelsungen – 3:05,8 Min.) und Fünfter Julius Lemke (Göttingen – 3:09,8 Min.).  Wahrhaft meisterlich die Leistung von Robin Hohmann, der nach seinem eindrucksvollen Sieg über 2000m vor einer Woche nun auch die 1000m überlegen gewinnen konnte.   Henri Alter verlor auf der letzten Runde merklich an Fahrt und beendete dieses Rennen nach 3:24 Minuten.  „In Waiblingen werde ich auf jeden Fall besser laufen“, sagte Henri nach dem Rennen.

Im 1000m-Lauf der C-Schüler zeigte Lorenz Funck (MT Melsungen) mit 3:33,7 Minuten sein Talent auf der längeren Strecke und belegte hinter Lorenz Küstner aus Göttingen den zweiten Platz.

Für eine große Überraschung sorgte in seinem zweiten 5000m-Lauf der 20jährige Peter Micke, als er sich um eine halbe Minute steigern konnte und nach 17:03,7 Minuten das Ziel erreichte.

Foto: Die erfolgreichen Melsunger Nachwuchs-Athleten, die mit Karolin Siebert, Janina Rohde und Robin Hohmann drei Pokale mit nach Melsungen nehmen durften.