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Melsungen entsteigt Tabellenkeller

Kassel/Melsungen. Mit 37:32 (17:15) bezwang die MT Melsungen vor 2.368 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle den Stralsunder HV. Mit diesem zweiten Saisonsieg verbesserten sich die Nordhessen um zwei Plätze auf Rang 14. In Anbetracht der Bedeutung der Partie – beide Mannschaften hatten bis dato jeweils erst zwei Punkte auf ihrem Konto – war die Anfangsphase von großer Nervosität gekennzeichnet. Unzählige Ballverluste und Fehlversuche kennzeichneten die ersten Minuten. Einsatz konnte man den Aktiven dabei keinesfalls absprechen. Stralsunds Ivan Nincevic erzielte in der 3. Minute den ersten Treffer. Sein direkter Gegenspieler Savas Karipidis sorgte allerdings schnell für den Ausgleich, womit ein rein persönliches Duell zweier torgefährlicher Außen für diesen Nachmittag eröffnet war.

In der Folge waren Chancen für die MT, das Spiel an sich zu reißen, nur genutzt wurden sie nicht. Martins Libergs und Nikolaos Samaras, dessen Einsatz auch auf der Kippe stand, schossen den Aufsteiger verdient mit 3:1 in Führung. Als Chantziaras sich nach knapp acht Minuten die erste Bankstrafe abholte, beschlich nicht wenige Anhänger der MT ein ungutes Gefühl. Doch Franck Junillon nutzte die Überzahl und glich zum 4:4 aus. Aber nur 20 Sekunden später musste der Franzose selbst auf die Sünderbank, was Stralsund seinerseits zu zwei Gegenstoß-Treffer durch Samaras nutzte.

So lief Melsungen lange einem Rückstand hinterher, der mit 6:9 und 7:10 nach etwas mehr als einer Viertelstunde schon bedrohlich wirkte. Nicht etwa wegen der drei Tore Differenz, sondern weil Mario Kelentric nach gutem Beginn überhaupt keine Hand mehr an den Ball brachte. Zudem gingen im Angriff viele Bälle verloren, weil sich Nenad Vuckovic links und Daniel Valo rechts überhaupt nicht auf die aggressive Gästedeckung einstellen konnten. Vuckovic zu unkonzentriert, Valo zu zurückhaltend, beide zusammen immer wieder effektvoll gestört von Miroslav Gudz und Martins Libergs. Die Folge waren technische Fehler von Stojanovic, der vor lauter Suchen nach Anspielmöglichkeiten das Dribbeln vergaß, oder Pässe ins Nirgendwo wie von Daniel Tellander beim Zwischenstand von 5:6.

Wesentlich besser wurde das Spiel, als Robert Hedin seinen unglücklich agierenden Landsmann Tellander quasi erlöste, und Ivan Brovka nach überstandener Muskelverletzung ein Comeback nach Maß feierte. Der sorgte dann gleich drei Spielzüge in Folge mit schnellen Positionswechseln und Einlaufen an den Kreis für mächtig Verwirrung bei den Sundstädtern. Dreimal schaffte er damit Raum für Vladica Stojanovic, den der Serbe jeweils zu erfolgreichen Würfen nutzen konnte. Spätestens nach Karipidis‘ Tempogegenstoß zum 9:10 war die MT dann wieder dran, und nach zwei weiteren Volltreffern des Griechen war der Ausgleich zum 11:11 geschafft. Gekippt war das Spiel damit aber noch nicht. Ivan Nincevic erzielte per Kempa-Trick auf Zuspiel von Michal Bruna den zwölften Treffer für die Norddeutschen, eins der schönsten Tore an diesem Nachmittag. Mario Kelentric, der bis dahin nur ganze drei Bälle gehalten hatte, räumte danach den Platz für Simon Herold.

Keine Minute war der Ex-Stralsunder zwischen den Pfosten, als Ivan Nincevic von der Siebenmeterlinie gegen ihn antrat – und verlor. Mit der linken Fußspitze parierte Herold den Wurf und setzte damit das entscheidende Signal für seine Kameraden. Fortan lief das Spiel der Bartenwetzer wesentlich runder und sicherer. Zudem war Ivan Brovka von den Gästen überhaupt nicht in den Griff zu bekommen. Nach herrlichem Anspiel von Stojanovic markierte der Weißrusse erst den Anschluss, und nach Klitgaard’s Solo zum Ausgleich auch noch die erste Führung für Melsungen per Heber über den verdutzten Konstantinos Tsilimparis hinweg. In der Folge wurde ihm die für einen Außen seltene „Ehre“ einer Manndeckung zuteil. Samaras bekam die Order, Brovka keinen Schritt mehr von der Seite zu weichen. Das erwies sich jedoch als untaugliches Mittel an diesem Tag. Zuerst war der vor Einsatzwille sprühende Melsunger Eins gegen Eins nur auf Kosten eines Siebenmeters zu stoppen, den Karipidis sicher versenkte. Dann griff sich Brovka in der Abwehr beherzt den Ball aus einem Stralsunder Angriff heraus, was Franck Junillon per schnellen Gegenstoß das 16:14 ermöglichte. Der Abstand hielt sich bis zum Pausenpfiff (17:15).

Nach dem Wechsel erwischte Melsungen den eindeutig besseren Start. Vladica Stojanovic zweimal und Franck Junillon schraubten das Ergebnis schnell auf 20:15, bevor sich der Schlendrian wieder einschlich bei den Hausherren. Jetzt war es vor allem Simon Herold, der zum Verwalter der Melsunger Führung wurde. Reihenweise parierte der 21-Jährige Würfe von Samaras, Chantziaras und Nincevic. Das führte Gästecoach Zdenek Vanek zu einer Umstellung, die sich als äußerst effektiv erweisen sollte. Er brachte Milan Berka auf der Spielmacherposition und beorderte Michal Bruna auf Halblinks. Fortan wirbelten die beiden Tschechen die Rot-Weiße Hintermannschaft mächtig durcheinander. Immer wieder fanden sie Lücken, durch die sie ihre Würfe erfolgreich abfeuern konnten. Auch Chantziaras taute endlich auf und traf. Die MT war inzwischen deutlich feldüberlegen, kam aber zunächst nicht weiter weg.

Ein kurzer Zwischenspurt zwischen der 41. und 45. Minute führte zur Vorentscheidung. Wieder war es Brovka, der mit seinem Tor zum 25:20 das Startsignal gab. Nur kurz zuvor war der Außen an Igor Levshin gescheitert, brannte aber förmlich darauf, diesen Fehlversuch vergessen zu machen. Simon Herold lief zu Höchstform auf und war mit seinen Paraden wiederholt Ausgangspunkt für schnelle Gegenstöße. Sein zehnter gehaltener Ball und der folgende zentimetergenaue Paß in den Lauf von Savas Karipidis bedeutete das 29:22, und damit den größten Melsunger Vorsprung des Spiels. Zdenek Vanek bat zum TimeOut. Wohl gerade noch rechtzeitig, um den völligen Einbruch seines Teams zu verhindern.

Die MT Melsungen tat in der Folge nicht mehr als unbedingt nötig. Eine Überzahlsituation wurde nicht genutzt, eine eigene Unterzahl fahrlässig mit 1:2 abgegeben. Stralsund kam wieder etwas heran, ohne jedoch für viel Aufregung auf den Rängen zu sorgen. Dazu waren die Nordhessen einfach zu überlegen, zumal Thomas Klitgaard und Ivan Brovka die dritte Zeitstrafe von Miroslav Gudz nutzen konnten und ihre Mannschaft wieder mit 33:27 (52.) nach vorn brachten. Und dann wurde es doch noch einmal eng. Der Spielfluss der Hausherren geriet ins Stocken, da die gerade von der Bank gekommenen Pawel Orzlowski und Torben Ehlers nicht so schnell den Anschluss fanden. Zudem wurde Franck Junillon nach seiner dritten Zeitstrafe in der Abwehr schmerzlich vermisst. So brachten Bruna, Berka und Nincevic den Neuling binnen 90 Sekunden auf 35:32 heran. Auch weil Savas Karipidis von der Siebenmeterlinie an seinem Landsmann Tsilimparis scheiterte. Doch in der letzten Minute machte der Griechische Goalgetter diesen Lapsus mit seinem vierzehnten Treffer wieder wett, und Vladica Stojanovic setzte, wie auch schon in Durchgang Eins, den letzten Wurf vor der Sirene in die Maschen. Der versöhnliche Abschluss eines Spiels mit mächtig langer Anlaufzeit, das am Ende trotzdem souverän und verdient an die MT Melsungen ging.

Stimmen zum Spiel
Zdenek Vanek: Wir haben sehr gut angefangen, hatten aber einige technische Fehler drin. So war es schade, dass wir nicht mit einer Führung in die Halbzeit gegangen sind. In der zweiten Hälfte wollten wir uns auf den Rückraum der Melsunger konzentrieren. Wir wussten zwar um die Stärken eines Karipidis, wollten die Abwehr aber nicht zu sehr öffnen. Ich bin trotzdem zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft, vor allem mit der von Michal Bruna.

Robert Hedin: Ich bin heute nur mit dem Ergebnis zufrieden, mit dem Spiel überhaupt nicht. Wir haben sehr schlecht angefangen, hatten keinen Spielfluss und zu viele technische Fehler. Dann kam der Torwartwechsel und wir haben anschließend, wie auch in den ersten 10 bis 15 Minuten in der zweiten Hälfte, endlich das gemacht, was wir eigentlich sollten, nämlich gut in der Abwehr gestanden und die einfachen Tore erzielt. Was zählt, sind die beiden Punkte.

Statistik
MT Melsungen: Kelentric (1.-22., 2 P.), Herold (22.-60., 14 P.); Brovka 5, Ehlers (n.e.), Junillon 3, Orzlowski, Klitgaard 3, Valo 4, Tellander, Tsimourtos (n.e.), Stojanovic 8, Sanikis, Karipidis 14/5, Vuckovic.

Stralsunder HV: Levshin (1.-20., 31.-45., 9 P.), Tsilimparis (20.-30., 45.-60., 10 P.); Bruna 7/1, Schwarz 1, Hoffmann (n.e.), Samaras 4, Hintz (n.e.), Libergs 2, Chantziaras 5, Berka 4, Präkels (n.e.), Gudz, Nincevic 9/2.

SR: Christoph Immel (Tönisvorst) / Ronald Klein (Ratingen)

Zeitstrafen: 12 – 14 (Junillon 09:31 25:51 54:58, Brovka 31:10, Stojanovic 42:59, Valo 48:38 – Chantziaras 07:46 46:05, Schwarz 18:50 26:50, Gudz 30:15 38:59 50:17)

Disqualifikation: Gudz (3 x 2 Minuten, 50:17), Junillon (3 x 2 Minuten, 54:58)

Strafwürfe: 6/5 – 5/3; Ninceciv scheitert an Herold (22:22); Chantziaras wirft an die Latte (25:28); Karipidis scheitert an Tsilimparis (57:44)

Zuschauer:
2.368 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Fotos: Heinz Hartung