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Tote halfen, Leben zu rekonstruieren

Stadt präsentiert Buch über jungsteinzeitliche Funde

Gudensberg. Als Puzzle bezeichnet Archäologe Dr. Eberhardt Kettlitz seine Arbeit. „Stücke, die wir entdecken, tragen manchmal wesentlich dazu bei, Geschichte zu erhellen und zu verstehen“, erklärt der Forscher aus Leipzig. Mehr Aufschluss über die Jungsteinzeit und die eventuellen Urahnen der Hessen geben sensationelle Funde, die Kettlitz im vergangenen Jahr in Gudensberg freigelegt hat, darunter sechs menschliche Skelette. Über seine spektakulären Ergebnisse, die die so genannte Epoche der Linienbandkeramik sogar um ein ungewöhnliches Verzierungsmuster auf den typischen Tongefäßen bereichern, berichtet Kettlitz in einem im Wartberg Verlag neu erschienen Buch. Titel: „Leben in der Steinzeit – Die 7500 Jahre alte bandkeramische Siedlung Gudensberg-Maden in Nordhessen“.

Die Stadt Gudensberg hat das Werk in Auftrag gegeben. Eventuell sind es nämlich die Urahnen der ersten Hessen, auf die Archäologe Kettlitz im Jahr 2007 mit seinem Team gestoßen ist. Denn in Gudensberg lebten einst deren Stammväter: die Chatten. Viel älter als diese jedoch sind die Gebeine, die bei Voruntersuchungen für ein Neubaugebiet im Chattengau zutage gefördert wurden. Die Experten legten Teile einer jungsteinzeitlichen Siedlung frei und sicherten dabei unter anderem auch die 7500 Jahre alten, erstaunlich gut erhaltenen Skelette von zwei Frauen, drei Männern und einem Kleinkind.

Diese Menschen gehörten zu den ersten Ackerbauern der Menschheit. Vom bäuerlichen Leben dieser Ur-Hessen zeichnet Kettlitz im neu erschienenen Buch ein genaues Bild. Sie züchteten Vieh, bauten Getreide an, buken Brot in großen Öfen und lebten in so genannten Langhäusern, die bis zu 50 Meter maßen. 32 Grundrisse solcher Bauten wurden in einem Teilabschnitt zwischen dem Gudensberger Schlossberg und dem städtischen Ortsteil Maden gefunden. Wahrscheinlich standen in diesem Gebiet in der Jungsteinzeit aber noch sehr viel mehr Häuser, und Gudensberg war eine Art Mittelzentrum und Treffpunkt jungsteinzeitlicher Händler. Bekannt ist die Epoche vor allem durch ihre Töpferwaren, die mit bestimmten Verzierungen versehen waren. Daher rührt auch der Name Linienbandkeramik.

Das Buch ist für 14,80 Euro im Bürgerbüro der Stadt Gudensberg, Telefon (05603) 933-0, sowie im Buchhandel erhältlich.

Titel: Leben in der Steinzeit –
Die 7500 Jahre alte bandkeramische Siedlung von Gudensberg-Maden in Nordhessen
Autor: Dr. Eberhardt Kettlitz
Verlag: Wartberg Verlag
Preis: 14,80 Euro
ISBN 976-3-8313-1947-3

Im Bild: Gudensbergs Bürgermeister Dr. Edgar Franke und Archäologe Dr. Eberhardt Kettlitz (v.l.).