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Melsungen bringt Punkt aus Wetzlar mit

Wetzlar/Melsungen. Die Revanche für die im März erlittene Elf-Tore-Niederlage gegen die HSG Wetzlar ist der MT Melsungen zur Hälfte geglückt: Die beiden hessischen Erstligarivalen trennten sich am Sonntagnachmittag vor 3.650 Zuschauern in der Rittal-Arena mit einem 30:30 (15:15) Unentschieden. Wer nur ganze zweimal in 60 Minuten zurückliegt, ansonsten aber über nahezu die gesamte Spieldauer den Ton angibt, muss eigentlich das Spiel gewinnen. Eigentlich. Aber abgerechnet wird bekanntlich zum Schluss. Und kurz davor vergaß die MT im Hessenderby schlichtweg, den „Sack zuzumachen“.

Nach der 1:0-Führung der Gastgeber durch Volker Michel, übernahm relativ schnell die MT Melsungen das Ruder. Zum einen, weil Vladica Stojanovic traf, wie er wollte, zum anderen, weil die Abwehr vor dem sicher agierenden Keeper Mario Kelentric gut von Pawel Orzlowski zusammen gehalten wurde. Und nicht zuletzt, weil Trainer Robert Hedins taktische Variante griff, durch einen behutsam vorgehenden Ivan Brovka auf der Vorgezogenen-Position den Spielfluss im Wetzlarer Rückraum stören zu lassen. Das schmeckte weder Sven-Sören Christophersen, noch Alois Mraz, die dadurch oftmals einfach keine wirksame Passfolge zustande brachten.

Dass die im Verlauf der ersten Halbzeit herausgearbeitete Zwei-Tore-Führung bis zum Pausenpfiff auf ein Remis zusammen geschmolzen war, musste die MT einfach hinnehmen. Denn Wetzlar wusste in der Schlussphase einige kleine Melsunger Unachtsamkeiten jeweils umgehend zu nutzen und egalisierte die 15:13-Führung der MT in den letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs zum 15:15.

Den Pausentee hatte offenbar Melsungen besser verdaut. Denn schon wenige Minuten nach Wiederanpfiff markierten Karipidis per Strafwurf und Brovka per Bogenlampe über den herausgeeilten Wetzlarer Keeper die 17:15-Führung. Als sich das Hedin Team dann bis zur 38. Minute gar mit 21:17 abgesetzt hatte, deutete alles auf einen Sieg der Nordhessen hin, wenngleich es auch noch zu früh gewesen wäre, hier schon eine Art „Vorentscheidung“ hinein interpretieren zu wollen.

Das hätte dann schon eher auf die Situation 9 Minuten vor dem Ende gepasst. Denn da führte die MT mit 27:24 und hatte Gelegenheiten, das Ergebnis zu den eigenen Gunsten auszubauen. Vladica Stojanovic, überragender Mann in der Rittal-Arena, hatte seine Mannschaft per Strafwurf gerade wieder in scheinbar ruhigeres Fahrwasser geleitet. Doch in weniger als 90 Sekunden brachten die beiden HSG-Routiniers Alois Mraz und Volker Michel den Gastgeber wieder auf 26:27 heran. Dann erneut Siebenmeter für die MT. Doch diesmal scheiterte Stojanovic. Im Gegenzug markierte Timo Salzer das 27:27 – die Rittal-Arena stand Kopf. Zu spielen waren da noch knapp sieben Minuten, alles war wieder offen. Spätestens in diesem Moment wussten die Mittelhessen, dass für sie heute noch was geht. Wetzlar entfachte, angetrieben von gut dreieinhalbtausend lautstarken Anhängern, unbändigen Kampfgeist. Aber Melsungen – seinerseits unterstützt von rund 200 mitgereisten nordhessischen Fans – ließ sich (noch) nicht verunsichern. Quasi per Doppelschlag – Klitgaard vom Kreis, Karipidis vom Siebenmeter – verschaffte sich das Hedin-Team mit der 29:27-Führung (55.) wieder etwas Luft.

In der Folge erzwangen die quirligen Wetzlarer Nahwurfzonen-Spezialisten Smoler und Werum, sowie der ansonsten fast abgemeldete Mraz die zweite Führung für die HSG in diesem Spiel: Drei Minuten und 10 Sekunden vor dem Abpfiff gehen die Mudrow-Schützlinge mit 30:29 nach vorn. Das konnte Savas Karipidis zwar per Siebenmeter nochmal ausgleichen, aber als Vladica Stojanovic eineinhalb Minuten vor Schluss eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt bekam, war die MT-Offensive entscheidend geschwächt. Und so muss man aus Melsunger Sicht am Ende froh sein, dass wenigstens die halbe Revanche gelungen ist.

Stimmen zum Spiel
Robert Hedin:
Vor dem Spiel wären wir sicher sofort mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. 58 Minuten ist alles genau so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Lange Zeit haben wir mit der nötigen Geduld gespielt, dann aber irgendwann in der zweiten Hälfte aus unerklärlichen Gründen den Faden verloren. Leider unterliefen heute gleich mehreren Spielern in der entscheidenden Phase Fehler, die der Gegner jeweils postwendend zu nutzen verstand. Wetzlar gebührt großes Lob, denn sie haben gefightet und sich nie aufgegeben. Insgesamt müssen wir uns mit dem einen Punkt zufrieden geben. Es war ein Auswärtspunkt, und das ist das, was zählt.

Volker Mudrow:
Vom Gefühl her war es eher ein Punktgewinn als ein -verlust. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt, sind aber trotzdem glücklich mit einem 15:15 in die Pause gekommen. Das sind normalerweise die Spiele, die man dann noch gewinnt. Später haben wir uns trotz mehrfachem Rückstand von drei, einmal sogar vier Toren nie hängen lassen. Die Mannschaft hat den Mut nie verloren, und das ist ein gutes Zeichen. Große Probleme hatten wir mit Vladica Stojanovic, obwohl wir genau wußten, dass er der Schlüssel ist. Da hat im Endeffekt die Ausrichtung nicht gestimmt, und das muss ich auf meine Kappe nehmen.

Statistik
HSG Wetzlar – MT Melsungen 30:30 (15:15)

HSG Wetzlar: Weber (1.-15., 38.-60. 7 P.), Krasavac (15.-38. 5 P.); Schmidt 4, Smoler 7, Christophersen 3/3, Salzer 4, Jungwirth, Mraz 2, Djordjic, Michel 5, Chalkidis 1, Werum 4, Rompf.

MT Melsungen: Kelentric (1.-60., 18 P.), Herold (bei 1 7m); Brovka 3, Ehlers (n.e.), Junillon, Orzlowski, Klitgaard 4, Valo 1, Tellander (n.e.), Tzimourtos (n.e.), Stojanovic 11/1, Sanikis 2, Karipidis 9/8, Vuckovic.

SR: Bernd Andler (Remseck) / Harald Andler (Stuttgart)

Zeitstrafen: 6 – 4 (Werum 32:09, Salzer 39:12, Chalkidis 57:41 – Orzlowski 49:23, Stojanovic 58:40)

Strafwürfe: 4/3 – 12/9
Karipidis scheitert an Krasavac (21:33)
Karipidis scheitert an Weber (39:14)
Christophersen scheitert an Kelentric (49:23)
Stojanovic scheitert an Weber (52:52)

Zuschauer: 3.650 in der Rittal-Arena, Wetzlar

Spielfilm
2:2 (3.), 2:4 (6.), 5:5 (9.), 6:8 (12.), 7:9 (15.), 10:10 (18.), 12:13 (21.), 12:14 (24.), 13:15 (27.), 15:15 (HZ); 15:17 (33.), 17:18 (36.), 18:21 (39.), 20:22 (42.), 22:23 (45.), 23:24 (48.), 24:27 (51.), 27:28 (54.), 29:29 (57.), 30:30 (EN)

Fotos: Heinz Hartung



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