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Zu viele Chancen ungenutzt: MT unterliegt Löwen

Kassel/Melsungen. Mit 31:37 (16:21) musste sich die MT Melsungen den Rhein-Neckar Löwen beugen. Trotz der Niederlage sahen 3.640 Zuschauer in der Kasseler Rothenbach-Halle eine interessante Partie, in der sich die Hausherren von zwischenzeitlich hohem Rückstand lange Zeit nicht irritieren ließen und mehrfach ins Spiel zurück kamen.

Der Beginn des Spieles erinnerte an die Begegnung in Rotenburg vor Jahresfrist, als die Bartenwetzer nach mitreißenden 60 Minuten 42:40 gewinnen konnten. Wieder rollte Angriff auf Angriff auf die von Mario Kelentric und Slawomir Szmal gehüteten Gehäuse, und wieder trafen die Angriffsreihen zunächst nach Belieben. Zweimal konnte Melsungen in Führung gehen, zweimal glichen die Löwen aus. Als Oliver Roggisch nach nicht einmal drei Minuten schon auf der Strafbank Platz nehmen musste, waren bereits vier Tore gefallen und beide Keeper hatten je eine Parade auf dem Konto.

Wie so oft in dieser Saison tat der MT auch diesmal das Überzahlspiel nicht gut. Sergej Shelmenko erzielte die erste Führung der Gäste, die Vladica Stojanovic allerdings noch ein letztes Mal egalisieren konnte. Ab der sechsten Minute übernahmen die Kronauer das Kommando auf dem Parkett und gaben es nicht mehr ab. Die Deckung der Melsunger stand zwar relativ sicher, doch im Angriff haperte es schon zu diesem frühen Zeitpunkt. So gut Daniel Valo in der Abwehr stand, so harmlos waren seine Aktionen in der Vorwärtsbewegung. Und weil auch auf Halblinks bei Grigorios Sanikis Flaute herrschte, zogen die Löwen fast mühelos davon. Das Schema war dabei meist gleich: Melsungen verwirft, Kronau kontert erfolgreich. Slawomir Szmal avancierte mehr und mehr zum Schlüssel für das Spiel der Gelb-Blauen. Aber nicht etwa wegen sensationeller Paraden, sondern weil die Nordhessen den polnischen Vizeweltmeister mustergültig warm warfen. Wie in der elften Minute, als erst Vladica Stojanovic von der Mitte völlig frei vergab, und Savas Karipidis den Abpraller von Außen direkt in die Arme von Szmal legte. Der passte lang auf den längst enteilten Jan Filip, und das 5:9 war perfekt.

Es war die Minute, in der die Rothenbach-Halle urplötzlich kochte. Oliver Roggisch, bereits einmal mit einer Zeitstrafe bedacht, traf Thomas Klitgaard mit der Hand im Gesicht. Doch von einer Bestrafung sahen die Unparteiischen ab. Grigorios Sanikis ließ sich direkt im Anschluss zu einem vollkommen unvorbereiteten und unplatzierten Wurf hinreißen, dem Szmal nicht ausweichen konnte, selbst wenn er gewollt hätte. Die Chance, die aufkommenden Emotionen zum eigenen Vorteil zu nutzen, wurde leichtfertig vergeben. Nur kurze Zeit später gesellte sich auch noch Pech zum Unvermögen. Stojanovic traf nur den Pfosten, dann unterlief Nenad Vuckovic beim Abspiel eine kleine Unachtsamkeit. Beide Situationen nutzten die Löwen zu blitzschnellen Kontern, die Sergej Shelmenko und Jan Filip eiskalt nutzten. Schon 7:14 nach knapp mehr als einer Viertelstunde, was Trainer Robert Hedin zur Auszeit zwang.

Doch es wurde nicht besser. Vielmehr patzte Melsungen einige Male in der Vorwärtsbewegung, die Löwen konterten und trafen. Hatte Mario Kelentric in der Anfangsphase wenigstens noch den ein oder anderen Ball pariert, verließ auch den Keeper langsam das nötige Glück. Bis auf 18:10 enteilten die Gäste, ohne dass die MT ein probates Mittel gefunden hätte, den Champions League Teilnehmer ernsthaft zu fordern. Allerdings musste man den Willen hoch anerkennen, den Stojanovic und Co. deutlich zeigten. In vielen Szenen fehlte zudem einfach das kleine Quäntchen Glück, das man in solchen Situationen braucht. Da traf Nenad Vuckovic zum wiederholten Male nur den Pfosten, während gegenüber Harbok und Bielecki sauber einlochten. Trotzdem schafften es die Nordhessen mit einem 5:1-Lauf irgendwie, bis kurz vor Halbzeit wieder auf 16:20 heran zu kommen. Neue Hoffnung keimte unter den Fans auf, der aber Karol Bielecki Sekunden vor dem Pausenpfiff wieder einen Dämpfer versetzte.

Nach dem Wechsel verlief die Partie zunächst völlig ausgeglichen. Ein Unterschied, wie er im ersten Durchgang nicht zu übersehen war, war nicht mehr vorhanden. Als Franck Junillon, der längst für den glücklosen Daniel Valo ins Spiel gekommen war, das 21:25 erzielte, war wieder Zuversicht zu spüren. Großen Anteil daran hatte Simon Herold, der Kelentric nach Tkaczyk’s 18:24 ablöste. Machtlos war der 21-Jährige aber gegen die Geschosse von Karol Bielecki. Der Pole erzielte seine Tore immer wieder über die Nahtstelle zwischen Franck Junillon und Pawel Orzlowski. Wieso urplötzlich wieder ein Einbruch kam, den die Gäste mit zwei Schwarzer-Toren vom Kreis sowie schnellen Gegenstößen über Uwe Gensheimer und Jan Filip zum 21:29 nutzten, blieb unverständlich. Zumal die Melsunger im direkten Anschluss nicht einmal wesentlich besser spielen mussten, um ihrerseits fünf Treffer in Folge zu erzielen.

Nach dem 26:29 durch Savas Karipidis zog Wolfgang Schwenke die Notbremse und bat zur Auszeit. Wohl gerade noch rechtzeitig, bevor das Spiel vielleicht hätte kippen können. So aber fingen sich die Löwen und bauten ihren Vorsprung sogar wieder aus. Einmal Harbok und zweimal Filip von der Siebenmeterlinie stellten auf 27:33, auch weil nun wieder viel Pech im Spiel der Roten war. Simon Herold parierte mehrfach hervorragend, kassierte aber jeweils den Nachwurf, weil seine Vorderleute nicht schnell genug reagierten und das Leder sicherten. Und als innerhalb zweieinhalb Minuten erst Stojanovic mit Strafwurf an Fritz scheiterte, und gleich darauf Karipidis einen weiteren Siebenmeter – seinen zweiten an diesem Abend – fulminant an die Latte setzte, war die Partie entschieden. Die Rhein-Neckar Löwen hatten in den verbleibenden neun Minuten keine großen Schwierigkeiten mehr, ihren Vorsprung über die Zeit zu bringen.

Stimmen zum Spiel
Robert Hedin: Gratulation an die Rhein-Neckar Löwen zum verdienten Sieg. Wir haben uns aber gut gehalten und teuer verkauft. Immer wieder sind wir trotz teilweise hoher Rückstände wieder herangekommen. Aber wir haben im Spiel insgesamt 34 Bälle verworfen, der Gegner dagegen nur 23. So kann man gegen die Löwen natürlich nicht gewinnen. Unsere Probleme lagen in den ersten 15 Minuten. Und wenn man so früh bereits mit sieben Toren hinten liegt, ist das Spiel schon fast gelaufen.

Wolfgang Schwenke: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir haben in den ersten 15-20 Minuten gezeigt, dass wir eine sehr bewegliche Abwehr haben. Da waren wir richtig bissig, was im weiteren Verlauf der Partie und vor allem im zweiten Durchgang dann etwas versandet ist. Die zweite Hälfte war wesentlich offener und das Spiel hätte durchaus kippen können. Aber wir haben uns gefangen und das Spiel am Ende auch in der Höhe verdient gewonnen.

Statistik
MT Melsungen – Rhein-Neckar Löwen 31:37 (16:21)

MT Melsungen: Kelentric (1.-34., 7 P.), Herold (34.-60., 9 P.); Brovka 2, Ehlers (n.e.), Junillon 2, Orzlowski, Klitgaard 1, Valo 2, Tellander 1, Tsimourtos 1/1, Stojanovic 9/2, Sanikis 1, Karipidis 6, Vuckovic 6.
Rhein-Neckar Löwen: Szmal (1.-43., 12 P.), Fritz (43.-60., 5 P.); Gensheimer 1, Roggisch, Bielecki 6, Tkaczyk 4, Harbok 3, Schwarzer 4, Shelmenko 5, Filip 10/2, Jurasik 1, Klimovets 1, Fäth (n.e.), Sigurdsson (n.e.), Groetzki 2

SR: Colin Hartmann (Magdeburg) / Stefan Schneider (Barleben)

Zeitstrafen: 0 – 10 (Roggisch 02:50, Bielecki 15:53, Shelmenko 25:45 48:32 55:33)
Disqualifikation: Shelmenko (3 x 2 Minuten, 55:3)

Strafwürfe: 6/3 – 2/2; Karipidis wirft an die Latte (17:23), Stojanovic scheitert an Fritz (48:36),
Karipidis wirft an die Latte (51:03)

Zuschauer: 3.640 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielfilm
1:1 (1.), 2:2 (3.), 4:5 (6.), 5:7 (9.), 6:10 (12.), 7:12 (14.), 8:15 (19.), 9:16 (21.), 10:18 (23.), 12:19 (25.), 14:19 (27.), 16:20 (30.), 16:21 (HZ), 17:22 (31.), 18:24 (33.), 20:25 (36.), 22:29 (39.), 24:29 (41.), 26:29 (43.), 27:30 (45.), 27:31 (47.), 27:33 (49.), 28:33 (52.), 30:34 (54.), 31:36 (56.), 31:37 (EN)

Im Bild: MT-Torwart Simon Herold. Foto: Heinz Hartung