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Melsungen gewinnt Nervenschlacht gegen Großwallstadt

Kassel/Melsungen. In einem dramatischen Finish hatte die MT Melsungen gegen den TV Großwallstadt die besseren Nerven und auch das nötige Quäntchen Glück. Das Hedin-Team gewann vor 3.280 begeistert mitgehenden Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle die vorgezogenen Begegnung des 15. Spieltages mit 34:31 (15:15). Den besseren Start allerdings legten die Mainfranken hin. Obwohl Trainer Michael Roth mit Michael Müller und Stefan Kneer für Einar Holmgeirsson und Ulrich Wolf immer gleich zwei Pärchen zwischen Abwehr und Angriff wechselte, klappte das Umschalten bei seinem Team besser als bei den Nordhessen.

Nach Karipidis‘ Ausgleich zum 4:4 zogen die Gäste erst einmal auf zwei Tore weg und konnten diesen Vorsprung bin zur 20. Minute (10:12) halten. Was im Ergebnis aussah wie ein Schlagabtausch zweier Teams auf Augenhöhe war im Grunde ein Privatduell Karipidis gegen Andersson. Von den ersten zehn Melsunger Toren gingen nicht weniger als sieben auf das Konto des Griechen, davon allein sechs Strafwürfe. Zweimal hatte Thomas Klitgaard vom Kreis getroffen, einmal Daniel Valo. Aus dem Rückraum waren Daniel Valo, Vladica Stojanovic und Nenad Vuckovic oft nur mit unfairen Mitteln zu bremsen, was die Vielzahl von Siebenmetern erklärt.

Die MT hatte mehrfach die Möglichkeit, die Partie wieder ausgeglichen zu gestalten. Doch immer wenn es darauf ankam, war plötzlich der Wurm drin. So beim Stand von 8:9, als Michael Müller einen Ball lang am Pfosten vorbei setzte, Nenad Vuckovic aber beim Gegenstoß unkonzentriert auf Vladica Stojanovic ablegte, der das Leder nicht unter Kontrolle bringen konnte. Statt selbst den Ausgleich zu markieren kassierten die Rot-Weißen prompt das 8:10 per Tempogegenstoß von Andreas Kunz. Nur eine Minute später die nächste Chance, doch diesmal ist Ivan Brovka zu ungestüm. Die Melsunger Abwehr blockt einen Wurf, kann aber das Leder nicht sichern. Brovka ist fast dran, stolpert aber über einen am Boden liegenden Großwallstädter. Tiedtke greift sich das Leder und verwertet den eigentlich schon verlorenen Ball zum 9:11. Der insgesamt siebte Siebenmeter von Karipidis und ein beherzter Schlagwurf von Grigorios Sanikis sorgten in Überzahl – Spatz saß auf der Strafbank – schließlich doch für den 12:12-Ausgleich.

An eine Beruhigung im Spiel der Bartenwetzer war dennoch nicht zu denken. Holmgeirsson und Stojanovic trafen noch je einmal. Dann war erst einmal minutenlang Flaute angesagt, und beide Mannschaften überboten sich im Auslassen bester Gelegenheiten. Großwallstadt fand keinerlei Mittel gegen die mittlerweile umgestellte MT-Abwehr mit Daniel Valo und Franck Junillon im Zentrum und verzettelte sich immer wieder. Reihenweise endeten die Ballstaffetten im angezeigten passiven Spiel. Was dennoch durchkam, wurde sichere Beute des nach einer Viertelstunde schon für Mario Kelentric eingewechselten Simon Herold. Melsungen schaffte es aber auch nicht, den Ball an Matthias Andersson vorbei zu bringen. Der Ex-Kieler bot eine überragende Partie und parierte schon vor der Pause ein knappes Dutzend Würfe. Mehrfach bot sich die Chance für die Nordhessen, endlich auch einmal in Führung zu gehen. Die besten davon hatte allesamt Karipidis – allerdings klebte ihm ihm dabei das Pech an den Händen. Von Außen und anschließend zwei mal binnen 75 Sekunden von der Strafwurflinie waren Latte oder Pfosten im Wege. Schließlich schaffte es Thomas Klitgaard vom Kreis, die MT zum ersten Mal in diesem Spiel in Führung zu bringen (14:13, 27.). Bis zum Pausenpfiff konnten die Mainfranken aber trotz eines von Kunz vergebenen Siebenmeters wieder ausgleichen (15:15).

Nach dem Wechsel erwischte Melsungen den besseren Einstieg. Vladica Stojanovic besorgte die nächste Führung, die Savas Karipidis nach traumhaftem Sanikis-Pass beim Tempogegenstoß ausbaute. Aber nach dem 19:16 durch Daniel Valo ging plötzlich gar nichts mehr. Anders Oechsler und Joakim Larsson, beide nach der Pause von Michael Roth gebracht, organisierten ihre Abwehr perfekt. Innerhalb nur sechs Minuten wandelte der TV Großwallstadt einen 3-Tore-Rückstand in eine eigene 23:20-Führung, wobei zwei Treffer gar in Unterzahl erzielt wurden. Melsungen schien völlig von der Rolle und auf dem besten Wege, ein weiteres Spiel aus der Hand zu geben.

Dass es doch nicht so weit kam, war wieder einmal der Verdienst von Ivan Brovka. Der bissige Außen feuerte als Weckruf einen Siebenmeter fulminant in den Winkel und  sorgte mit mehrfachem Einlaufen an den Kreis anschließend für reichlich Verwirrung in der TVG-Abwehr. Dazu kam die Rückkehr von Mario Kelentric zwischen die Pfosten. Was dem in der Anfangsviertelstunde noch unter dem Fuß durch gerutscht und vom Arm ins Netz geprallt war, hielt der Zerberus nun teils spektakulär. Tor um Tor holten die Melsunger auf, wobei immer wieder Brovka beteiligt war. Das 24:26 machte er selbst aus spitzem Winkel von Außen, um hinten sofort wieder Oliver Köhrmann kurz zu nehmen und zur Bedeutungslosigkeit zu verdammen. Eine besondere Augenweide sein Strafwurf zum 27:27-Ausgleich, als er den Ball rotzfrech am konsterniert hinterher blickenden Rominger vorbei ins rechte Eck drehte.

Zwar konnten die Gäste noch einmal vorlegen, doch die Nordhessen zeigten jetzt endlich die nötige Entschlossenheit in der Vorwärtsbewegung. Grigorios Sanikis und Franck Junillon setzten sich nacheinander jeweils gegen zwei Gegenspieler durch und trafen. Als Nenad Vuckovic nach mustergültigem Pass von Sanikis mit Urgewalt einnetzte und die Führung zum 30:29 erzielte, riss es die Zuschauer von den Sitzen. Der TVG war da aber längst noch nicht bezwungen. Stefan Kneer, nicht wieder zu erkennen nach seinem schwachen Auftritt in Flensburg vor Wochenfrist, glich erneut aus. Es war eine durchaus kritische Phase für die Hausherren, denn Regisseur Vladica Stojanovic saß mit einer Muskelverletzung draußen und Sanikis wechselte sich mit Vuckovic auf der Spielmacherposition ab. Aber beide wuchsen über sich hinaus, gerade als sie gefordert waren.

Die letzten fünf Minuten gerieten zur Nervenschlacht für alle Beteiligten auf und neben dem Spielfeld: Ivan Brovka bekommt eine Strafe, Großwallstadt am Ball. Stefan Kneer ist übernervös, lässt den Ball auf sein eigenes Bein fallen. Doch statt Melsungen Ballbesitz zu geben, entscheiden die Schiedsrichter auf Vorteil TVG. Die Halle tobt, Michael Roth versucht, per Time-Out Spannung und Emotionen raus zu nehmen. Vergebens, denn gleich nach Wiederanpfiff klaut sich Savas Karipidis den Ball aus den Händen von Ondrej Zdrahala und vollstreckt per schnellem Gegenstoß in Unterzahl zum 31:30. Genau 15 Sekunden später muss Daniel Valo das Feld verlassen. Oliver Köhrmann verwandelt den fälligen Siebenmeter zum Ausgleich.

Vier Melsunger gegen sechs Großwallstädter, dazu nimmt Michael Spatz Nenad Vuckovic aus dem Spiel. Trotzdem findet Savas Karipidis die Lücke und zirkelt den Ball ins Tor. Auf der Gegenseite will Zdrahala seinen Fehler vom Gegentreffer zuvor wieder wettmachen, zielt dabei aber zu genau. Sein Ball fliegt vom linken an den rechten Innenpfosten, und von dort aus in die Arme von Kelentric. Der gibt – immer noch in Unterzahl – schnell nach vorn, wo diesmal Sanikis von Spatz kurz genommen wird. Das Leder wandert deshalb auf die rechte Seite zu Karipidis, der legt hoch ab in die Mitte, wo der anfliegende Nenad Vuckovic den Ball in vollendeter Kempa-Manier beidhändig am machtlosen Andersson vorbei in die Maschen drischt. Lauter wird es in der Rothenbach-Halle selten gewesen sein als in diesem Moment. Und der Lärmpegel behielt Bestand über die restliche Spielzeit. Dafür sorgten zwei famose Paraden von Kelentric gegen die verzweifelten letzten Wurfversuche von Holmgeirsson, sowie das abschließende 34:31 von Grigorios Sanikis.

Stimmen zum Spiel
Robert Hedin:
Natürlich bin ich nach diesem Sieg überglücklich. Wir haben auch bisher schon einige gute Spiele gemacht, ohne sie allerdings zu gewinnen. Heute hat es endlich einmal gepasst und wir konnten die Punkte daheim behalten. Das Spiel war sehr eng und hätte auch anders ausgehen können. Unsere Mannschaft hat kämpferisch alles gegeben.

Michael Roth: Für uns ist das jetzt nach dieser Niederlage eine ganz schwierige Situation. Wir haben diese Saison schon kein Glück, und dann kommt das Pech auch noch dazu. Wir haben heute ein ganz ordentliches Spiel abgeliefert, machen aber in entscheidenden Phasen dumme Fehler und kassieren Tore. Kämpferisch waren wir vor allem nach vorn voll da.

Statistik
MT Melsungen:
Kelentric (1.-14. 44.-60., 10 P.), Herold (14.-44., 11 P.); Brovka 4/3, Ehlers (n.e.), Junillon 2, Orzlowski, Klitgaard 3, Valo 2, Tellander (n.e.), Stojanovic 3, Sanikis 4, Karipidis 13/7, Vuckovic 3.

TV Großwallstadt: Andersson (20 P.), Rominger (bei 4 7m); Spatz 1, Kneer 7, Tiedtke 3, Zdrahala 1, Larsson, Müller 4, Wolf, Kunz 5/2, Reuter (n.e.), Köhrmann 3/3, Schmeißer (n.e.), Holmgeirsson 7.

SR: Frank Lemme (Magdeburg) / Bernd Ullrich (Magdeburg)

Zeitstrafen: 6 – 14 (Brovka 18:35 55:01, Valo56:07 – Müller 18:55 23:44, Spatz 19:54, Holmgeirsson 38:12, Tiedtke 44:59, Kneer 47:55, Oechsler 51:04)

Strafwürfe: 12/10 – 6/5; Karipidis wirft an die Latte (23:52), Karipidis wirft an die Latte (25:05), Kunz wirft über das Tor (28:54)

Zuschauer: 3.280, Rothenbach-Halle, Kassel

Im Bild: Savas Karipidis (li.) und Grigorios Sanikis. Foto: Heinz Hartung