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Pollenbach: Licht am Ende des Tunnels

Von Tobias Knopp

Pollenbach. „Eigentlich war ich immer ganz glücklich“, sagt Bärbel Zwickel, wenn man sie fragt. Wie gesagt, eigentlich. Wäre da nur nicht dieser Wunsch in ihrem tiefsten Inneren gewesen, eines Tages Mutter zu werden. „Es war schwer“, sagt sie rückblickend, „besonders wenn in meiner Familie ein Kind geboren wurde. Sofort kamen diese bohrenden Fragen an uns, wann es denn endlich soweit sei, schließlich seien wir doch schon so lange verheiratet. Wir führten schon immer eine harmonische Ehe, nahmen viel Rücksicht aufeinander, waren ausgeglichen und verliebt, wie am ersten Tag. Aber Nachwuchs wollte sich einfach nicht einstellen. Wir probierten alles: Die Kalender- und Temperaturmethode, spezielle Diäten, Nahrungsergänzungsmittel, nichts wollte funktionieren. Schließlich waren wir so sehr verzweifelt, dass wir zu einem Arzt gingen“, berichtet sie.

„Doch was nun kam, war ein Spießrutenlauf von Praxis zu Praxis und von Klinik zu Klinik. Ich kann mich noch gut an das letzte Beratungsgespräch in der Fachklinik für Reproduktionsmedizin erinnern. Als Prof. Dr. Mäsenbringk unsere Hände nahm und uns sehr ernst anschaute, ahnte ich schon fast, was er sagen wollte: Liebe Frau Z., Sie müssen sich darauf einstellen, dass die Ehe mit Ihrer lieben Gattin für immer kinderlos bleibt. Renate und ich schauten uns an, für uns brach eine Welt zusammen“.

Doch es kam noch schlimmer: „Nicht nur, dass wir uns jahrelang vergebliche Hoffung gemacht hatten, auch das viele Geld, dass wir in den verschiedensten Kinderwunschzentren für unser Wunschkind investiert hatten, schien für immer verloren. Schlagartig wurde uns klar, was die Ärzten damals dort meinten, als sie zu Renate und mir sagten: ‚Das Problem liegt bei Ihrer Frau’. Dann begann es in unserer Ehe zu kriseln. Renate warf mir vor, dass ich es nicht bringen würde und außerdem immer Kopfschmerzen habe, wenn es soweit sei. Ich beschimpfte Renate, sie hätte mich nur wegen meines Körpers geheiratet. Schließlich trennten wir uns für einige Zeit. Wenige Wochen später trafen wir uns zufällig auf der Damentoilette des Pollenbacher Freibades wieder. Renate sagte, sie habe im Internet eine Werbeanzeige gesehen, das wäre vielleicht noch etwas, um unsere Ehe zu retten. Es handelte sich dabei um eine Texanische Samenbank, die für einen geringen Festbetrag Spendersamen übertrug. Und der Dollarkurs stand ja so günstig. Ich war sofort Feuer und Flamme.

Schon am nächsten Tag buchten wir einen Flug und ein Hotelzimmer. Eine Woche später waren wir in Texas. Nach einem Vorgespräch und einem intensiven Katalogstudium der Dallas Cattle & Horse Sperm Bank (CHSB), haben wir uns dann einen stattlichen und sportlichen Spender ausgesucht. George sei sehr muskulös und habe Temperament, teilte uns eine Angestellte mit. Okay, wir sprachen so gut wie kein Englisch, daher glaubte wir ihr einfach, was sie uns erzählte.

Nachmittags wurde die Intro-Fertilisation durchgeführt und zwei Wochen darauf wusste ich: Ich war schwanger. Das war die glücklichste Zeit in unserem Leben. Wir freuten uns wie wahnsinnig auf unseren kleinen Prinzen und zählten die Stunden bis zum Geburtstermin. Die Entbindung verlief ziemlich komplikationslos.

Heute haben wir einen prachtvollen kleinen Kerl. Randy ist manchmal etwas wild, aber er macht uns sehr viel Freude. Renate und ich können jedem ungewollt kinderlosen Paar diesen Schritt nur ans Herz legen. Sicher, es gehört ein wenig Mut dazu, aber es hat sich gelohnt. Und uns ist beiden klar geworden, dass dies der ultimative Schritt zum vollendeten Familienglück ist. Wir haben bewiesen, dass eine glückliche und fruchtbare Partnerschaft  auch dann möglich ist, wenn alle Chancen dagegen stehen. Und dafür sind wir unendlich dankbar.“