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Erster Punktverlust in der Hölle Nord

Gensungen. Nicht nur die Frage nach dem Sieger blieb offen beim 31:31 (16:19) der HSG Gensungen/Felsberg gegen den TV Gelnhausen. Es war der erste Punktverlust des Zweitliga-Absteigers vor eigenem Publikum in dieser Saison. So tat sich der Trainer der Nordhessen, Detlef Kleinmann, schwer mit der Beurteilung des Gesehenen. „Natürlich ärgert uns der Punktverlust in heimischer Umgebung. Andererseits müssen wir froh sein, überhaupt noch einen Zähler geholt zu haben“, war sich der 53-Jährige selbst nicht ganz schlüssig bei der Bewertung.

Bis es so weit war, dass in den letzten zehn Spielminuten noch einmal echte Hessenderby-Stimmung aufkam, gingen knapp 600 Besucher der Partie in der „Hölle Nord“ durch ein vergleichsweise stimmungsarmes Wechselbad der Gefühle. Zu eindeutig schien die HSG den Gegner in der Anfangsviertelstunde zu beherrschen, zu enttäuschend war der weitere Verlauf, nachdem sich die Heimsieben das Heft von engagiert auftretenden Gästen aus der Hand nehmen ließ. Die steckten nicht nur den Ausfall von Goalgetter Jan Wacker und Stammtorwart Jasmin Camdzic weg, sondern ließen sich auch von der schnellen 5:2-Führung des Favoriten nach sechs Minuten nicht beirren. Da sah noch alles nach einem problemlosen Durchmarsch der HSG aus, zumal ein weiterer Ausbau des Vorsprungs von Ober, Gherhard und Co. leichtfertig vergeben wurde. Trotzdem blieb Gensungen in der Spur und konnte sogar in Unterzahl durch zwei Treffer des furios aufspielenden Christian-Codrin Gherhard auf 9:5 (11.) davon ziehen.

Doch je fahrlässiger die Nordhessen in der Folge ihre Möglichkeiten versiebten, desto mehr Selbstvertrauen tankte das Team von Louis Rack. Spielmacher Philip Deinet taute langsam auf, Anders Indset konzentrierte sich mehr auf das Spiel als auf sein bis dahin nickelig geführtes Privatduell gegen Jan-Hendrik Walther. Das zeigte Wirkung. Innerhalb 120 Sekunden sorgten drei Treffer der beiden Aktivposten im Gelnhäuser Spiel für den erstmaligen Ausgleich zum 11:11 nach 18 Minuten. Es passte ins Bild, dass der immer stärker werdende TVG-Schlußmann Markus Breidenbach direkt im Anschluss einen Siebenmeter von Stephan Untermann reaktionsschnell parierte.

Ein Tempogegenstoß von Rechtsaußen Heiko Trinczek bescherte den Gästen in der 23. Minute die erste Führung, die Thomas Nielsen, Philip Deinet und immer wieder Anders Indset bis zur Pause auf 19:16 ausbauten. Bis dahin hatte auf Gensunger Seite weder Michael Stahl, noch der nach 14 Minuten eingewechselte Fabian Meyfarth auch nur annähernd Regionalligaformat erreicht. Beide zusammen kamen auf nur drei gehaltene Bälle. Auf der Gegenseite glänzte der junge Breidenbach mit schon elf Paraden, hatte aber bei den meist harmlosen Würfen aus dem Gensunger Rückraum kaum Probleme.

Das änderte sich mit Beginn der zweiten Hälfte. Zurück von der Bank lief Michael Stahl minutenlang zu großer Form auf, während Breidenbach nun meist damit beschäftigt war, das Leder aus dem Netz zu fischen. Schnell konnten die Nordhessen ausgleichen und gingen durch zwei feine Aktionen von Gherhard, der zuerst Michael Viehmann mustergültig bediente und anschließend per Tempogegenstoß selbst traf, sogar wieder in Führung. Als äußerst positiv für die Stabilität der Deckung erwies sich in dieser Phase die Einwechslung von Routinier Dragos Negovan, der zudem einen weiteren schnellen Gegenstoß versenkte.

Bis zum 24:22 durch Michael Horn in der 44. Minute hatte Breidenbach im Gästetor nach der Pause ganze zwei Bälle abwehren können. Doch als Philip Deinet für zwei Minuten auf die Strafbank musste und alle dachten, dass die HSG nun endgültig davonziehen würde, knüpfte der 18-Jährige plötzlich an seine famose Leistung der ersten 30 Minuten an. Nacheinander entschärfte er Bälle von Walther, Ober, Untermann und Horn. Vorn traf Trinczek in Unterzahl für die Gäste, und gleich nach seiner Rückkehr von der Bank setzte Deinet einen Ball gegen den Lauf aus ungewohnter Position vom Kreis in die Maschen. Noch einmal konnte Gensungen durch Horn in Führung gehen, dann bremste die zweite Zeitstrafe gegen Jan-Hendrik Walther die Grün-Gelben aus. Nielsen nutzte die Überzahl zum neuerlichen Ausgleich: 25:25.

Drei Tore in Folge legte der TVG nach, während das Spiel zusehends hitziger wurde. Der an diesem Abend völlig indisponierte Steffen Ober vergab zweimal überhastet, Schanze scheiterte ebenfalls einmal mehr an Breidenbach. Aber auch Gelnhausen zeigte Nerven. Peter Jambor setzte einen Tempogegenstoß völlig unbedrängt fulminant an die Latte, Michael Stahl fischte einen Ball von Heiko Trinczek weg. Offener Schlagabtausch war angesagt in den Schlussminuten, in denen Gensungen verbissen um den Anschluss kämpfte.

Die letzten 120 Sekunden gehörten Stephan Untermann. Wähnte sich Gelnhausen nach Indset’s 29:31 schon am Ziel, so packte der HSG-Linksaußen noch einmal alle verbliebene Kraft aus und erzielte den Anschlusstreffer. Dabei wurde er von Thomas Nielsen gefoult, der seinen Arbeitstag dafür vorzeitig beenden musste. Den nächsten Angriff über Trinczek entschärfte Michael Stahl, doch Breidenbach parierte den Gegenzug mit einem Reflex per Fuß, als exakt noch 60 Sekunden zu spielen waren. Noch einmal erkämpfte sich die Deckung den Ball, schickte Michael Viehmann in Richtung Ausgleich. Der wurde aber von Marc Stallmann rüde von den Beinen geholt. Das war der Moment, als die Schiedsrichter Weiner und Kaplan ihre Linie vollends verloren. Hatte man sich vorher schon gewundert, dass viele offensichtliche Schrittfehler und Fussabwehren auf Seiten der Gäste ungeahndet blieben, gab es für dieses Foulspiel zwar den zwingend vorgeschriebenen Siebenmeter, doch als persönliche Strafe „nur“ zwei Minuten – für den unbeteiligten Peter Jambor. Dazu musste auch der gefoulte Viehmann gleich noch das Feld verlassen, der sich in der ersten Erregung vor Stallmann aufgebaut hatte. Stephan Untermann ließ sich von der hitzigen Atmosphäre nicht beeindrucken und  verwandelte den Strafwurf zum Ausgleich.

Nur noch 33 Sekunden waren zu spielen, doch das Drama war längst nicht vorüber. Marc Stallmann, der nach seiner Aktion gegen Viehmann eigentlich gar nicht mehr hätte auf dem Feld sein dürfen, geriet auf dem Weg zum vermeintlichen Siegtreffer in den Torraum von Stahl, und der Ballbesitz wechselte noch einmal zu den Hausherren.

14 Sekunden noch bis zum Schlusspfiff. Noch einmal rollt der Angriff der Nordhessen auf das Tor der Mittelhessen, wieder kommt der Ball zu Untermann. Der hebt von Linksaußenposition völlig regelgerecht ab und setzt das Leder drei Sekunden vor Ultimo in die Maschen; hart bedrängt, aber deutlich vor einer Bodenberührung. Das Tor zählte jedoch nicht. Die Frage nach dem „warum“ blieb offen, auch wenn die Unparteiischen gestenreich auf „Betreten des Torraumes“ bedeuteten. Denn genau das war ganz sicher nicht der Fall.
So blieb es am Ende bei einem Unentschieden, das sich für beide Seiten schlecht einordnen lässt. Zwar lagen sich die Gäste mit dem Abpfiff überglücklich in den Armen, doch mit ein wenig mehr Cleverness hätten sie den Sack frühzeitig zubinden und sogar zwei Punkte mit nach Hause nehmen können. Aber vielleicht realisierten sie auch nur, dass ihnen dieser – verdiente! – Punkt im letzten Spielzug des Tabellenführers noch geschenkt wurde. Einmal mehr war es ein so genanntes „Derby“, das zumindest in der Schlussphase hielt was es versprach: Spannung und Dramatik pur mit einem Ausgang, den letztendlich beide Seiten als Happyend verbuchen können.

HSG Gensungen/F.: Stahl (1.-14., 30.-60., 10 P.), Meyfarth (14.-30., 1 P.); Eidam, Ober 1, Hütt 1, Untermann 6/3, Negovan 1, Schanze 4, Viehmann 7, Julius, Horn 2, Gherhard 6, Walther 3
TV Gelnhausen: Breidenbach; Trinczek 3/1, P.Jambor 1, Deinet 9, Nielsen 3, Stallmann 4, Schwaab 3, Hubbert 1, Indset 7
SR: Weiner / Kaplan ; Zuschauer: 600.



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