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Menschen aufeinander verweisen

Moderne Familienpolitik war das Thema beim zehnten Neujahrsempfang

neujahr1Gudensberg. Hallen- und Naturbad, Kanalsanierung, Modernisierung des Rathauses sowie der Innenstadt: Die großen Bauprojekte der Stadt Gudensberg sind abgeschlossen. „Der politische Fokus richtet sich in den nächsten Jahren auf die Sozialpolitik.“ Das machte Bürgermeister Dr. Edgar Franke in seiner Neujahransprache am Montagabend, 26. Januar, im Kulturhaus Synagoge deutlich. Der nächste Schritt auf diesem Weg ist die Eröffnung eines Familienzentrums am 17. Mai in Gudensberg.

Es war der 10. Empfang, zu dem die Kulturhauptstadt im Chattengau zu Beginn eines Jahres eingeladen hatte: diesmal Vereinsvorsitzende, Ortsbeiräte, Stadtverordnete, Bürger und all diejenigen, die im Schlossbergstädtchen mit Politik rund um die Familie zu tun haben. Denn die „Moderne Familienpolitik“ war das Thema des Abends. Schon traditionell referierte dazu ein prominenter Gast, den Stadtrat Walter Berle zuvor vom Kasseler Bahnhof abgeholt hatte.

Nach Häppchen, Musik vom Trio Soulsonic und Unterhaltungsprogramm mit der Komikerin Frau Streuselmann mischte sich gegen 19.30 Uhr die ehemalige Bundestagspräsidentin und Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit Prof. Dr. Rita Süssmuth unter die Gäste. Die CDU-Politikerin habe schon immer über Parteigrenzen hinaus gedacht, begrüßte Hausherr und Sozialdemokrat Dr. Edgar Franke die Gastrednerin in Gudensberg.

„Seit jeher hat sich die Stadt Gudensberg für die Generationenarbeit eingesetzt“, betonte der Bürgermeister in seiner Rede. „Denn wir brauchen Familien mit Kindern, die in der Gesellschaft wichtige Aufgaben wahrnehmen und Kompetenzen vermitteln“, begründete Dr. Franke.

Um Familien zu unterstützen und bei Schwierigkeiten zu helfen, werde die Stadt im Zusammenschluss mit dem Verbund der pädagogischen Kleingruppen im Frühjahr ein Familien- und Kommunikationszentrum in Gudensberg eröffnen. Unter dem Namen Quartier gehe die Einrichtung am 17. Mai im Grabenweg an den Start, um Kommunikation, Gesundheit, Erziehung und Familie zu fördern und außerschulische Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit anzubieten, berichtete der Bürgermeister.

„Wer weiß schon, dass auch in Gudensberg, wo die Welt noch in Ordnung zu sein scheint, viele Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen, kein Schulbrot dabei haben und kein warmes Mittagessen bekommen“, machte Dr. Franke deutlich.

neujahr2In den vergangenen Jahren hätte man in Gudensberg die Betreuungsangebote, auch in den Ferien, ausgeweitet und einen runden Tisch mit Jugendpflege, Polizei, Vereinen und Schule gegründet, biete unter anderem Mittagessen an. Auch die Einführung der Schulsozialarbeit an der GAZ in Kooperation mit dem Kreis sei ein Meilenstein in dieser Richtung, betonte der Rathauschef.

Süssmuth korrespondierte. Alleinerziehende, die Doppelbelastung von Frauen durch Familie und heute oft notwendiger Erwerbstätigkeit, veränderte Verhältnisse machten sich nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Raum bemerkbar, mahnte die Politikerin. „Die Familie ist kleiner geworden, Rollen haben sich verändert. Deshalb ist es wichtig, in neuen Bezügen zu denken.“

Süssmuth erinnerte an die von Ursula von der Leyen als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend oft zitierten Worte: Es bedarf eines ganzen Dorfes, um ein Kind zu erziehen. „Wir wissen: Dort, wo Kommunen engagierte Sozialarbeit betreiben, reduziert sich der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss um die Hälfte.“

Betreuung, Ganztagsangebote, noch vor 20 Jahren habe man dem keine Relevanz beigemessen, erinnerte die Gastrednerin. Heute wisse man: Folgen auszugleichen käme teurer als präventives Handeln. Investitionspolitik laute deshalb die Lösung.

Kommune, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen: Die Vernetzung verschiedener Bereiche sei ebenso wichtig wie die Zeitverteilung zwischen Familie und Beruf. Angst um den Arbeitsplatz, Leistungsdruck, Stress: All das wirke heute auf Menschen ein. Aber nicht allein auf Köpfe mit Wissen und hochmobil einsetzbare Fachkräfte käme es an, unterstrich Süssmuth und fragte: „Was wird denn dann aus den Familien?“

„Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist“, so laute die christliche Botschaft, erinnerte die Referentin und appellierte zugleich, ideologische Betonierungen aufzugeben. Vielmehr gelte es, Menschen aufeinander zu verweisen. „Die Entkopplung hat uns nicht das Entscheidende gebracht“, so Süssmuth. „Wer sich im Großen bewegen will, muss auf das Kleine vertrauen können. Deshalb wird in einer globalen Welt auch die Kommune immer wichtiger.“ Gudensberg leiste mit dem Familienzentrum eine wichtige Arbeit, untermauerte Süssmuth.

Daran erinnerte Bürgermeister Dr. Franke außerdem:

Hallen- und Naturbad Terrano
4,2 Millionen Euro hat die Stadt Gudensberg in den Umbau und die Sanierung des Hallen- und Naturbades investiert. Seither haben sich die Besucherzahlen verdoppelt.

Kanalsanierung
Die Kanalsanierung ist abgeschlossen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat die Stadt Gudensberg ihr komplettes Kanalnetz unter eigener Bauleitung saniert. „Durch die Eigenregie der Stadt wurden Millionenbeträge eingespart“, so Dr. Franke.

Sanierung der Fußgängerzone
Neukaufmarkt und geänderte Verkehrsführung in der Innenstadt, bunte Wohnblocks, renoviertes Rathaus und modernisierte Fußgängerzone mit Wasserlauf: Städtebaulich hat sich in Gudensberg einiges verändert. Durch die Schließung des Kaufhauses Trossbach sei die Frequenz der Einkäufer dennoch deutlich geringer geworden, bemerkte Franke. Egal ob kulturelle Veranstaltungen oder Öffentlichkeitsarbeit: Die Spielräume der Kommune, auf diesen Prozess Einfluss zu nehmen, wären begrenzt. Kritisch wäre sicherlich auch die Erweiterung des Ratios nahe Kassel für Gudensberg. „Letztlich entscheidet der Kunde mit seinen Füßen“, erinnerte der Bürgermeister.



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