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Melsunger Niederlagenserie reißt nicht ab

robert-hedinKassel/Melsungen. Die Niederlagenserie der MT Melsungen reißt nicht ab. Gegen den krisengeschüttelten HBW Balingen/Weilstetten hatte die MT Melsungen vor 2.000 Besuchern in der Kasseler Rothenbach-Halle mit 31:35 (15:12) das Nachsehen und verlor damit das vierte Spiel in Folge. Zwar schienen die Gäste mit dem Führungstor von Rock Feliho den besseren Start erwischt zu haben, doch ganz schnell hatte Melsungen die Verhältnisse wieder gerade gerückt. Zweimal Daniel Valo fulminant in den Winkel und einmal Savas Karipidis vom Siebenmeterpunkt sorgten für das 3:1 nach fünf Minuten. Die Chance zum Anschluss vergab Chi-Hyo Cho bei einem Strafwurf. MT Neuzugang Felix Danner bekam früh seine ersten Einsatzminuten und durfte auch gleich mit Savas Karipidis jubeln. Der Grieche, endlich wieder mit viel Zug zum Tor, baute die Führung aus.

Balingen kam auch durch Wolfgang Strobel zum zweiten Treffer, hatte aber große Probleme mit der dicht gestaffelten Melsunger Deckung. Die Würfe von Chi-Hyo Cho, Daniel Brack und Sascha Ilitsch, die dennoch durch kamen, wurden allesamt Beute des in der Anfangsphase sensationell haltenden Mario Kelentric. Der Kroate schien nicht zu überwinden und sorgte für einen Ballgewinn nach dem anderen für seine Kollegen im Feld. Die dankten es ihrem Keeper aber nicht immer. Viel zu viele Gelegenheiten ließen die MT-Angreifer ungenutzt. Zu kleinen Highlights wie dem herrlichen Anspiel von Grigorios Sanikis auf Thomas Klitgaard an den Kreis, das der zum 6:2 verwertete, gesellten sich immer wieder Aussetzer. So wie der Pfostentreffer von Karipidis in Unterzahl, als er im Tempogegenstoß ganz allein und unbedrängt auf Gerrie Eijlers im Gehäuse der Gäste zu lief.

Trotzdem bauten die Nordhessen bis zur 17. Minute ihre Führung auf 10:4 aus. Mario Kelentric hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon zehn Bälle gehalten, Savas Karipidis genau die Hälfte der Tore erzielt. Zwei davon in doppelter Überzahl, als kurz nacheinander Wolfgang Strobel und Sascha Ilitsch, jeweils nach Foul gegen den sehr agilen Thomas Klitgaard, auf die Bank mussten. Die MT Melsungen sah zu diesem Zeitpunkt wie der sichere Sieger aus, auch wenn längst nicht alles klappte. Gerade in der Vorwärtsbewegung beim ersten Sortieren vor der extrem aggressiven 3:2:1-Deckung der Gäste unterliefen zu viele Stockfehler, die mehrfach zu unnötigen Ballverlusten führten.

Gästetrainer Dr. Rolf Brack erkannte die Schwachstellen im eigenen Team und reagierte. Milos Slaby löste Gerrie Eijlers zwischen den Pfosten ab, auf dem linken Flügel stand nach etwas mehr als einer Viertelstunde mit Benjamin Herth schon der dritte Spieler, nachdem Ilitsch und Ettwein kaum Nennenswertes zuwege brachten. Rechts kam Dennis Wilke für den bis dahin blass gebliebenen Österreicher Robert Weber. Während der Torhüterwechsel nicht unbedingt den gewünschten Effekt zeigte, sorgten die neuen Außen für wesentlich mehr Bewegung im HBW-Angriff. Sie zogen das Spiel weiter auseinander, so dass sich Lücken für den Rückraum ergaben. Dazu spielte noch eine Strafe gegen Daniel Valo in die Karten der Gäste und nach 22 Minuten stand es plötzlich nur noch 11:8. Balingen hatte kaum etwas getan im Spiel, war aber dennoch wieder dran.

Damit nicht genug. Die inzwischen schon fast zum Markenzeichen gereifte Schwäche im Überzahlspiel der Melsunger ließ den Vorsprung weiter schrumpfen. Dennis Wilke musste zwei Minuten vom Feld, was Rock Feliho per Doppelschlag zum Anschluss nutzte. Es wurde allerhöchste Zeit für die grüne Karte von Robert Hedin. Und die wirkte. Vladica Stojanovic, der den Vorzug auf der Spielmacherposition ggenüber Nenad Vuckovic erhalten hatte, lochte zweimal ein. Dazu erzielten Daniel Tellander und Grigorios Sanikis Treffer zum 15:12-Halbzeitstand. Den hielt Teufelskerl Mario Kelentric mit einem abgewehrten Siebenmeter von Benjamin Herth fest.

Ganze fünf Minuten schafften es Stojanovic, Klitgaard und Co. nach dem Wechsel, die immer verbissener kämpfenden Gäste noch auf Distanz zu halten. Aber spätestens mit dem Doppelschlag zum 17:15-Anschluss von Robert Weber, der Wilke am rechten Flügel wieder abgelöst hatte, kippte das Spiel. HBW-Regisseur Daniel Brack, vor der Pause noch weitgehend ohne Wirkung geblieben, drehte mächtig auf. Es verging kein Gästeangriff mehr, ohne dass der Trainersohn entweder den entscheidenden Pass gab oder selbst vollstreckte. Es gab aber auch niemanden, der sich ihm in den Weg gestellt hätte.

Das Unvermeidliche geschah in der 40. Minute, bezeichnenderweise wieder während einer Bankstrafe der Gäste. Wolfgang Strobel hatte es erwischt. Eigentlich wäre es seine dritte Strafe und damit die Disqualifikation gewesen, wenn nicht in der 27. Minute fälschlicherweise Benjamin Herth für seinen Mannschaftskameraden das Feld hätte verlassen müssen. Rock Feliho bedankte sich bei der freundlich Platz machenden Melsunger Deckung mit dem Ausgleich zum 19:19. Und das erneut ganz frech durch die Beine von Kelentric, nachdem kurz zuvor Daniel Brack und schon einmal Feliho den Kroaten „durch die Hosenträger“ bezwungen hatten. Die MT wurde in diesen Minuten regelrecht gedemütigt.

Noch konnten sich die Bartenwetzer knapp behaupten. Fast ausschließlich über Einzelaktionen gab es noch Erfolge. Bezeichnend das 20:19 von Stojanovic. Ihm war der unbedingte Wille durchaus anzumerken, aber leider auch ganz deutlich die mangelnde Spielpraxis der letzten Wochen. Hilfe bekam er dabei jedoch weder von seinen Rückraumkollegen, noch vom Kreis. Der Serbe war völlig auf sich allein gestellt, als er sich mutig in die Deckung warf und traf.

Genau eine dreiviertel Stunde war verstrichen, als Daniel Brack mit einem von sechs nach der Pause gegen die MT verhängten Siebenmeter den HBW erstmals nach dem Auftakt wieder in Vorlage brachte. Balingen war zu diesem Zeitpunkt mit zwei Mann mehr auf dem Feld, da Klitgaard und Karipidis Strafen absitzen mussten. Vladica Stojanovic konnte zwar noch einmal ausgleichen, doch das war’s dann auch schon. Einzig Mario Kelentric hielt noch dagegen und parierte spektakulär gegen die frei vor ihm stehenden Daniel Brack und Chi-Hyo Cho. Im Feld durfte Brack schalten und walten wie er wollte. Wenn wirklich einmal Melsunger entschlossen auf den Regisseur zugingen, wanderte der Ball auf Rechtsaußen zu Robert Wagner, der ebenfalls nach dem Wechsel regelrecht explodierte.

Auch die letzten Maßnahmen von Robert Hedin verpufften wirkungslos. Felix Danner ersetzte Thomas Klitgaard nach dessen dritter Zeitstrafe sowohl vorn am Kreis als auch zentral in der Verteidigung, konnte aber in seinem ersten Bundesligaspiel natürlich noch keine großen Akzente setzen. Simon Herold kam nach 53 Minuten für Mario Kelentric, brachte aber bis zum Schluss kaum eine Hand an den Ball. Nenead Vuckovic löste Stojanovic auf der Spielmacherposition ab. Er konnte immerhin noch drei Tore beisteuern, das Spiel aber nicht mehr herumreißen. Savas Karipidis und Daniel Tellander nahmen Daniel Brack und Rock Feliho in Pressdeckung, aber zu spät. Außerdem eröffnete das wieder Räume für Ettwein und Strobel am Kreis. Schließlich kam auch MT-Neuzugang Jens Schöngarth zu seinen ersten drei Einsatzminuten. Doch da war schon längst alles gelaufen und der HBW Balingen stand als Sieger der Partie bereits fest – zum ersten Mal in dieser Saison in fremder Halle.

Stimmen zum Spiel
Dr. Rolf Brack, HBW-Trainer:
So sehnlich habe ich mir noch nie einen Sieg gewünscht wie diesen heute. Wir haben unter der Woche wirklich alles dafür getan und im Training sogar Rituale ausgebildet. Wir sind mit großen Sorgen angereist, mussten mit Müller, Balomenos, Lobedank und Bürkle gleich vier wichtige Spieler ersetzen und haben trotzdem große Willensstärke bewiesen. Nach Startproblemen in der ersten Hälfte haben wir den Sieg durch eine überragende Angriffsleistung doch noch geholt.

Robert Hedin, MT-Trainer: Glückwunsch nach Balingen. Wieder einmal haben wir knapp 40 Minuten passabel gespielt und trotzdem verloren. In der ersten Hälfte hätten wir eigentlich noch viel höher führen müssen, haben es aber verpasst uns noch deutlicher abzusetzen. Als wir in der zweiten Halbzeit einmal in Rückstand geraten sind, ging nichts mehr. Wir hatten riesige Probleme gegen die offensive 3:2:1-Deckung. Balingen hat heute hervorragend gefightet, wir leider nicht.

Barbara Braun-Lüdicke, MT-Aufsichtsratsvorsitzende: Über die derzeitige Talfahrt und vor allem über eine solche Vorstellung wie die heutige kann man nicht einfach hinwegsehen. Die MT-Führunsggremien werden sich deshalb sehr zeitnah zu einer Sondersitzung treffen und beraten, ob und wenn ja, welche Konsequenzen zu ziehen sind.

Statistik
MT Melsungen:
Kelentric (bis 51., 19 P.), Herold (ab 51., 0 P.); Schöngarth, Junillon, Orzlowski (n.e.), Klitgaard 3, Valo 2, Tellander 1, Tzimourtos (n.e.), Stojanovic 9, Danner, Sanikis 5, Karipidis 8/3, Vuckovic 3

HBW Balingen/Weilstetten: Eijlers (1.-15., 31.-60., 13 P.), Slaby (15.-30., 3P.); König (n.e.), Lobedank (n.e.), Herth, Sauer, Feliho 8, Wilke, Ettwein 3, Strobel 2, Cho 1, Weber 7, Brack 13/6, Ilitsch 1, Wagesreiter (n.e.)

SR: Matthias Brauer (Hamburg) / Kay Holm (Hagen)

Zeitstrafen: 12 – 14 (Junillon 08:57, Valo 17:36, Klitgaard 29:58 43:51 50:09, Karipidis 44:52 – Strobel 13:39 38:17, Ilitsch 13:50 40:58, Wilke 21:37, Herth 26:29, Ettwein 56:09)

Strafwürfe: 4/3 – 8/6; Cho wirft neben das Tor (07:14), Herth scheitert an Kelentric (30:00), Karipidis scheitert an Eijlers (34:49); Zuschauer: 2.000 in der Rothenbach-Halle, Kassel