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Katharina Wagner gewinnt ihre dritte Landesmeisterschaft

aw090309aHanau/Melsungen. 32 Schülerinnen waren für die Landes-Hallen-Mehrkampfmeisterschaften des Hessischen Turnverbandes, die in Hanau ausgetragen wurden, gemeldet. 27 Mädchen gingen bei dieser Vielseitigkeitsprüfung an den Start. Und gleich vom ersten Wettbewerb an zeichnete sich ein spannender Zweikampf zwischen Julia Gerter (TV Nieder-Weisel) und der ein Jahr jüngeren Katharina Wagner (MT 1861 Melsungen) ab.

Vor sechs Wochen gewann Julia die Weitsprungkonkurrenz der W15 bei den Landes-Hallenmeisterschaften mit 5,44 m. Letztes Wochenende stellte sie beim Schülersportfest in Frankfurt mit 5,51 m eine neue Hallenbestleistung auf. Katharina holte sich bei diesen Meisterschaften mit 5,41 m den Titel in der W14, hatte aber seit etwa drei Wochen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Auch im Sprint erzielten beide Mädchen bei den Landesmeisterschaften fast die gleiche Zeit. Julia belegte mit 8,04 Sekunden den dritten Rang in der W15, Katharina siegte in der W14 in 8,06 Sekunden. So war den Fachleuten klar, dass das Kugelstoßen – diesen mit Spannung erwarteten Mehrkampf – entscheiden wird. Selbst für Caroline Eckerth vom TV Idstein, die immerhin bei den Landesmeisterschaften im 60m-Finale stand und sich im Weitsprung der Altersklasse W15 mit 5,08 m die Bronzemedaille sicherte, kam von Beginn an mit Franziska Knoblich (TSG Friedrichsdorf) nur der Kampf um Bronze in Betracht.

Der Mehrkampf begann mit dem Kugelstoßen, und Katharina sicherte sich mit 9,47 m und 451 Punkten hinter Melanie Lenz aus Großen-Buseck (10,43 m) den zweiten Platz. Franziska Knoblich überraschte mit 9,43 m und setzte ein erstes Ausrufezeichen, denn sie hatten die Experten nicht auf der Rechnung. Julia Gerter erreichte mit 8,87 die viertbeste Weite und hatte nach der ersten Übung 25 Punkte Rückstand auf Katharina. Caroline Eckerth blieb mit 8,57 m (414 P.) etwas hinter den Erwartungen zurück.

In der zweiten Disziplin, dem 60m-Sprint, hinterließen Julia und Caroline einen starken Eindruck und liefen mit 7,8 Sekunden die schnellsten Zeiten. Auch Franziska blieb mit 7,9 Sekunden unter der begehrten 8,0-Sekunden-Marke. Katharina war mit ihrem Lauf nicht zufrieden, denn sie ließ im Startblock einige Hundertstelsekunden liegen. Erst nach der Hälfte der Strecke fand sie in ihr Rennen und wurde mit 8,0 Sekunden gestoppt. Nach zwei Wettbewerben sah deshalb der Zwischenstand wie folgt aus:

Zwischenstand nach zwei Wettbewerben
1.    Franziska Knoblich        1 002 Punkte
2.    Julia Gerter               991 Punkte
3.    Katharina Wagner           990 Punkte
4.    Caroline  Eckerth           980 Punkte
5.    Melanie Lenz           922 Punkte

Der letzte Wettbewerb musste also die Entscheidung bringen. Wer hatte im Weitsprung die besten Nerven? Wer hatte einen sicheren Anlauf? Oder wer erlebte eine Zitterpartie? Wer viel riskierte, verlor fast alles, denn die meisten Schülerinnen kamen bereits beim Einspringen mit ihrem Anlauf auf der schnellen Bahn nicht zurecht. Entweder traten sie über oder sie aw090309csprangen vor dem Brett ab. Franziska Knoblich kam mit 4,50 m in die Wertung und hatte am Ende 1 496 Punkte. Caroline Eckerth, die nach zwei Übungen 22 Punkte hinter Knoblich zurücklag, sprang 4,66 m weit und lag mit vier Punkten Rückstand auf Rang vier. Wie aber sprangen die beiden hessischen Schülermeisterinnen? Julias bester Sprung wurde mit 5,15 Punkte gemessen. Dafür erhielt sie 565 Punkte und hatte im Dreikampf 1 557 Punkte auf ihrem Konto. Katharina musste also mindestens 5,19 m springen, um diesen spannenden Dreikampf zu gewinnen.

Im ersten Durchgang sollte zunächst ein Sicherheitssprung erfolgen, aber Katharina demonstrierte bei diesem Versuch bereits ihre enorme Leistungsfähigkeit. Obwohl sie vor dem zwanzig Zentimeter breiten Brett absprang, erzielte sie mit 5,24 m die Tagesbestleistung. Ihr Anlauf wurde zwar im zweiten und dritten Durchgang korrigiert, aber sie traf beim Absprung nie den Balken und verschenkte bei ihrem 5,11 m-Sprung sogar fast 40 Zentimeter. Dennoch reichten in der Endabrechung diese 5,24 m zum Gold im Dreikampf, denn sie hatte 1564 Punkte gesammelt. Neben einer guten Form ist es auch manchmal wichtig, ein gewisses Quentchen Glück zu haben. Mit ihrer Punktzahl von 1 564 Zählern vollzog die dreifache hessische Schüler-Hallenmeisterin des Jahres 2009 auch im Dreikampf der W14 eine fulminante Steigerung und verbesserte den Kreis-Hallenrekord von Aline Anikin (Remsfeld), die am 12. März 2006 in Frankfurt 1438 Punkte erreicht hatte, um 126 Punkte.

„Es ist schon ein tolles Gefühl, innerhalb von sechs Wochen drei Landesmeisterschaften zu gewinnen und zum dritten Mal bei einer Siegerehrung auf dem obersten Treppchen  stehen zu dürfen“, freute sich Katharina bei der Siegerehrung. Sie war zu diesen Mehrkampfmeisterschaften nach Hanau gefahren, um eventuell Bronze zu gewinnen. Dass es nun Gold wurde, war vorher zwar nicht als unmöglich, wohl aber als recht unwahrscheinlich hochgerechnet worden.

aw090309bEinen famosen Wettkampf lieferte auch der fünfzehnjährige Martin Proksch (MT 1861 Melsungen) im Hallen-Mehrkampf der A-Schüler ab. 13 Jungen gingen an den Start und Martin zog sich mit seinem Hausrekord von 1510 Punkten prima aus der Affäre.  Gleich zu Beginn sorgte er in der August-Schärttner-Halle im 60m-Sprint  für einen Paukenschlag. Nach einem guten Start fand er antrittsschnell in die Beschleunigungsphase und rauschte mit der neuen persönlichen Bestzeit von 7,5 Sekunden über die Ziellinie. Mit dieser Zeit hätte er bei den Schüler-Landesmeisterschaften in Frankfurt das Finale erreicht. Nur Robin Rüdiger (Dauernheim) mit 7,6 Sekunden und der spätere Dreikampfsieger Hannes Drescher aus Krofdorf – Gleiberg (7,8 Sek.), kamen an die Super-Zeit von Martin heran.

Nachdem er auch im Weitsprung nach einem ungültigen Sprung im zweiten Durchgang 5,25 m erreicht hatte, setzte sich Martin Proksch nach zwei Wettbewerben überraschend an die Spitze der Mehrkämpfer. Aber zu einem Dreikampf gehört nicht nur Laufen und Springen. Auch das Kugelstoßen ist wichtig und das musste Martin einsehen, denn als letzte Übung kam die Zeit der Kugelstoßer. Hannes Drescher erreichte im letzten Versuch 14,99 m und gewann diese Mehrkampfmeisterschaft mit 1 667 Punkten. Tobias Ketzschmar aus Nieder-Weisel, der nach zwei Wettbewerben mit 8,5 Sekunden im Sprint und 5,09 m im Weitsprung über 200 Punkte hinter Martin lag, überflügelte ihn noch mit einem Stoß von 13,56 m. Kretzschmar kam auf 1 530 Punkte. Auch Robin Rüdiger übertraf mit einem 10,54 m-Stoß den Melsunger Sprinter und sammelte als Dritter 1524 Punkte. Martin verbesserte sich zwar auf 9,20 m, verlor aber beim Kugelstoßen wertvolle Punkte und musste am Ende mit 1510 Zähler und dem undankbaren vierten Rang zufrieden sein.