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Pollenbach: Es kommt noch viel schlimmer!

Von Tobias Knopp

Pollenbach. Wer hätte das vor einem Jahr geglaubt? Aus einem ansehnlichen Wirtschaftswachstum sind zunächst eine Bankenkrise, dann eine Finanzkrise, dann eine Rezession und nun eine Weltwirtschaftskrise geworden. Die tiefgreifende Verunsicherung hat die bis dahin rechtschaffene, nun aber nutzlos umherlungernde  Bevölkerung erfasst. Schon zieht das Schreckgespenst der kollektiven Verarmung durch die Köpfe der Deutschen Sparweltmeister. Massenarbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und nagender Hunger verleiten bereits jetzt vereinzelte zarte Gemüter, schon mal quasi probeweise nach einem neuen Führer zu rufen.

Ja, gewiss doch: Reichsautobahnen wollen spätestens alle 80 Jahre erneuert werden. Und auch das Wirtschaftswunder der mittleren Fünfziger hätte es ohne einen zünftigen Weltkrieg nicht gegeben. Deshalb lautet die Devise der Stunde: Sprung auf, Marsch, Marsch – The Germans to the front!  Das war schon im Boxerkrieg das erste Mittel der Wahl. Herrschaften: Wer jetzt mit dem präventiven Erstschlag anfängt,  schafft Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie und wirkt des progressiven Gesellschaftsüberalterung effektiv entgegen! Und das nicht nur in Deutschland.

Strittig ist an den Stammtischen allerdings noch, gegen wen sich die potentielle Großdeutsche Aggression diesmal richten sollte. Und obwohl der Begriff „Banker“ bereits jetzt zum Unwort des Jahres 2009 auserkoren wurde, reicht es dem in zerrissene Lumpen gekleideten Hungervolk schon nicht mehr aus, nur die Kölner U-Bahn-Bauer mit einem neuen Großprojekt im Frankfurter Bankenviertel zu beauftragen. Da bleibt nämlich zu befürchten, dass die öffentliche Hand auch noch für die Beseitigung der Trümmer aufkommen muss.

Und wer greift schon gerne einer nackten Bevölkerung in die nicht vorhandenen Taschen?  Eben: niemand. Naja, außer ein paar „Banker“ vielleicht. Boni-Zahlungen sind doch etwas wirklich Schönes. Wenn man sie bekommt. Da drängt sich förmlich die Frage auf, ob Kapitän Edward J. Smith ebenfalls eine satte Prämie dafür kassiert hat, dass er die Titanic mit Volldampf gegen einen Eisberg gesetzt hat?

Die Antwort bleibt im Dunkeln. So ungefähr 6000 Meter tief. Aber wenigstens hatte Captain Smith den Anstand, gepflegt mit seinem Wrack abzusaufen. Das Nadelstreifen-Geschmeiß (insbesondere aus dem Übersee-Finanzmanagement) muss man dagegen in einem zugebundenen Jutesack mit ein paar Bleiklötzen im Mississippi versenken. Und dann treiben die immer noch oben. Spätestens, wenn die Verwesungsgase die aufgedunsenen Körper wieder nach oben schwämmen.

Heute gehen wir aber einer ganz anderen Frage nach, nämlich wie sich der kleine Mann auf die zu erwartenden Veränderungen vorbereitet. Denn: Hat uns nicht erst diese Woche der Crash-Test-Dummy Bundes-Horst in seiner Berliner Rede auf harte Zeiten eingestimmt? An der Realität kommt eben niemand vorbei. Nicht mal ein ferngesteuerter Dummy mit fragmentierter Medion-Festplatte. Selbst dann nicht, wenn man ihm die Batterien rauszieht. Schade eigentlich.

Trotzdem: Wir haben Gangolf Mieslein (69) in seiner zugigen Denkmalruine besucht und ihm ein wenig über die ausgerenkte Schulter geschaut. „Für mich ist das alles kein so großes Problem“, sagt Mieslein. „Schauen Sie mal, ich habe mir hinter dem Haus ein paar Reihen Kartoffeln gesetzt, mit denen ich gut über den Winter komme. Und da drüben grast Ernst, mein Hochlandwollschaf. Der liefert mir die Wolle für einen schönen kuscheligen Winterpullover. Und im Frühjahr verkaufe ich seine Filetstücke als Pollenbacher Osterlamm. Bis dahin schieben die Anderen hier im Dorf so einen Kohldampf, dass ihnen völlig egal ist, ob sie da ein Lamm oder einen überlagerten Schafsbock fressen. Soviel steht schon mal fest“, so Mieslein.

Aber reichen ein Schaf und ein paar Kartoffeln wirklich aus, um eine Weltwirtschaftkrise zu überstehen? „Nein, sicher nicht“, hustet Mieslein aus seinen nikotinverkrusteten Bronchien. „Was die Leute noch nicht verstanden haben, ist doch folgendes: In ein paar Monaten gibt es nichts mehr zu kaufen. Da hilft dann nur noch Tauschen, wie es damals vor der Währungsreform war“, so Mieslein. „Also, bei mir gibt’s dann Wolle und Kartoffeln und im Frühjahr Osterlamm. Der Nachbar da hinten hat Hühner und Siggi aus der Rabengasse brennt heimlich Schnaps im Keller. Damit sind die Grundbedürfnisse schon mal fast gedeckt.“

„Fast gedeckt“ ist aber nicht „voll gedeckt“… „Da haben Sie Recht“, pflichtet der alte Mann nachdenklich bei. „Aber die Bärbel aus dem Gossenweg hat vor 60 Jahren schon mal als Besatzermatratze gearbeitet. Ich vermute doch schwer, dass sie ihren Körper wieder hergibt. Obwohl, schöner ist sie auch nicht gerade geworden. Aber was soll’s – das ist eben auch eine optische Weltwirtschaftskrise, da muss man einfach durch…“

Und was denken die Menschen auf der Straße über den uns unmittelbar bevorstehenden Wohlstandskollaps? Dazu unsere Leserin Eva G. aus K.: „Das will ich alles lieber gar nicht wissen.“  Okay. Da sich die Redaktion von SEK-News aber um ihre Stammleser sorgt, empfehlen wir Ihnen schon jetzt dringend, sich mittels des nun folgenden Links das „US-ARMY SURVIVAL, EVASION AND RECOVERY-MANUAL“ als pdf-Datei kostenlos herunterzuladen:

http://www.equipped.org/multiservice_ser_manual_1999.pdf

Damit sind Sie, liebe Leser, nämlich von einem Flugzeugabsturz bis zu einem unerwarteten Atomschlag für jede Eventualität gerüstet. Vorausgesetzt, dass Sie dann noch lesen können. So, und jetzt hurtig herunterziehen. Denn eines steht fest:

Es kommt noch viel schlimmer!



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