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Bouffier: Brauchen Beamte mit Migrationshintergrund

Kooperation der hessischen Polizei mit der türkischen Tageszeitung Hürriyet

Hessen. Die hessische Polizei startet eine Kooperation mit der türkischen Tageszeitung Hürriyet. Ziel ist es, mehr Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund für den Polizeiberuf zu interessieren. „Die hessische Polizei braucht mehr junge Beamtinnen und Beamte mit Migrationshintergrund. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung und um die Integration großer Bevölkerungsgruppen zu fördern, starten wir eine Werbekampagne. Die Kooperation mit der Hürriyet ist dazu ein wichtiger Baustein“, sagte Innenminister Volker Bouffier bei der Auftaktveranstaltung in Mörfelden Walldorf.

Insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, wo viele Menschen mit Migrationshintergrund leben und arbeiten, sei es angesichts der Bevölkerungsentwicklung nur konsequent, auch die Zahl der Beamtinnen und Beamte mit Migrationshintergrund im Polizeidienst zu erhöhen. „Als Vermittler zwischen den Kulturen genießen sie besonderes Vertrauen in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, sprechen die Sprache und sind mit den Traditionen ihrer Landsleute vertraut“, erläuterte Bouffier das Ziel.

„Es geht uns aber auch darum, die Rolle der Polizei im demokratischen Rechtsstaat darzustellen und um Vertrauen in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu werben. Dabei werden nicht nur die potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern, sondern gleichermaßen deren Eltern, Verwandte, Freunde und Bekannte angesprochen“, sagte Bouffier.

Der Anteil der Neueinstellungen mit Migrationshintergrund bei der hessischen Polizei lag im vergangenen Jahr bei etwa 12 Prozent. „Das entspricht ungefähr dem statistischen Ausländeranteil in Hessen. Unser Ziel ist es, diesen Anteil in den kommenden Jahren auf bis zu 20 Prozent zu erhöhen“, sagte Bouffier. Bei der hessischen Polizei wurden bisher etwa 100 Beamtinnen und Beamte mit ausländischer Staatsangehörigkeit eingestellt, davon sind etwa 40 Türken. Außerdem versehen etwa 200 Beamtinnen und Beamte mit Migrationshintergrund ihren Dienst bei der Polizei, darunter sind etwa 30 mit türkischer Herkunft. Hintergrund für den geringen Anteil der Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund sei, so Bouffier, dass die Polizei oft nicht als adäquater Arbeitgeber für junge Menschen mit Abitur angesehen werde. Zudem sei das Bild, das junge Migranten von der Polizei hätten, häufig geprägt von eigenen, nicht immer positiven, Erfahrungen aus den jeweiligen Herkunftsländern.

Mit der angestrebten Kooperation sollen nun gezielt junge Migrantinnen und Migranten erreicht und ihr Interesse für den Polizeiberuf geweckt werden. Dazu wird es im Laufe des Jahres Erfahrungsberichte und Interviews sowie Telefonaktionen mit den Einstellungsberatern und den Ausländerbeauftragten der hessischen Polizei geben. „Viele junge Menschen wissen gar nicht, dass Hessen schon seit 1994 Ausländer in den Polizeidienst einstellt. Die deutsche Staatsangehörigkeit ist nicht erforderlich“, machte Bouffier deutlich.

Für Bewerberinnen und Bewerber aus einem Mitgliedstaat der EU gelten die gleichen Voraussetzungen wie für Deutsche. Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Ländern müssen im Besitz einer gültigen Niederlassungserlaubnis sein, mindestens fünf Jahre in Deutschland gelebt haben und ihre Heimatsprache sprechen können. Zu den allgemeinen Voraussetzungen gehört es unter anderem, dass in Hessen nur Polizistin oder Polizist werden kann, wer Abitur oder Fachhochschulreife oder einen entsprechenden Bildungsabschluss hat.