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Der Zweite ist der erste Verlierer

Felsberg. Drei Spieltage vor Schluss versprechen die Abstände der führenden vier Mannschaften in der Regionalliga Südwest nur scheinbar noch Spannung. Denn es ist, wenn nicht noch Sensationelles passiert, eigentlich alles entschieden. „Der Zweite ist der erste Verlierer“, heißt es in einem alten Sport-Sprichwort. Und das kann auf die HSG in dieser Saison gleich zweimal zutreffen. Denn nach dem Scheitern im entscheidenden Spiel um den Einzug in die erste Hauptrunde des DHB-Pokal steht unseren Handballern auch in der Regionalliga das bittere Gefühl bevor, kurz vor dem großen Ziel gescheitert zu sein. Denn nach grandioser Hinrunde verlief der zweite Teil der Saison hochgradig enttäuschend. Und fand seinen Gipfelpunkt in negativer Hinsicht am vorletzten Mittwoch, als das Team um Regisseur Frank Eidam in Baunatal sang- und klanglos einging. Aus der Traum von einer Wiederholung des Handballfestes von 2006, als der THW Kiel seine Aufwartung machte – an eben dem Ort, wo diesmal Endstation war: der Baunataler Rundsporthalle.

Aber schon in Baunatal gab Trainer Detlef Kleinmann, noch unter dem Eindruck des desaströsen Auftritts seiner Mannen stehend, unmissverständlich die Marschrichtung für die verbleibenden drei Auftritte vor der Sommerpause aus. „Jetzt müssen wir alles tun, um wenigstens noch den SVH in Schach zu halten“, ging sein Blick tabellarisch nach hinten statt zum Spitzenreiter HSG Saarlouis. Denn der hat zwar „nur“ zwei Punkte Vorsprung auf unsere Mannschaft, aber das vermeintlich leichteste Restprogramm aller Clubs, die noch Meister werden können: Heimspiel gegen Nieder-Olm (9.), Gastspiel beim TV Offenbach (16.) und zum Abschluss unseren heutigen Gegner, den TV Groß-Umstadt (6.). Zum Vergleich das Programm des Tabellen-Dritten SVH-MEG Kassel: Heimspiel gegen die als Zwangsabsteiger feststehende HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim (11.), Reise zum TV Hochdorf (4.) und das Finale in heimischer Halle gegen den TV Gelnhausen (7.).

Genau dazwischen liegt die HSG, die bei Punktgleichheit am Ende gegenüber beiden das Nachsehen hätte. Bei Punktgleichheit zählt nämlich nicht das Torverhältnis, sondern der direkte Vergleich gegeneinander. Und da sieht es sowohl gegen Saarlouis (34:32, 28:36) als auch gegen Kassel (31:27, 23:32) schlecht aus. Für die Meisterschaft müssten aus drei Spielen also drei statt zwei Zähler auf die Saarländer gut gemacht werden. Und gegenüber Kassel muss mindestens die gleiche Punktausbeute heute gegen Groß-Umstadt (6.), nächsten Sonntag bei der VTZ Saarpfalz (12.) und zum Abschluss am 23. Mai gegen die HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim (11.) herausspringen, denn sonst sind unsere Nachbarn auch noch vorbei.

Es zählt also heute nur ein Sieg, ohne unseren Gästen damit zu nahe treten zu wollen. Denn die sind moralisch in einem kleinen Höhenflug: zuletzt ein Kantersieg gegen Bad Blankenburg (38:28) und ein Auswärtserfolg in Budenheim (33:32) im einzigen (Nachhol-)Spiel des vergangenen Wochenendes in der Liga. Dazu kommt das, was der HSG Gensungen/Felsberg in Baunatal verwehrt blieb. Denn die Mannschaft von Trainer Ralf Ludwig zog mit einem hart erkämpften 35:31-Sieg beim Landesligisten(!!!) TV Büttelborn als Bezirkspokalsieger in die erste Hauptrunde des DHB-Pokal auf Bundesebene ein. Und auch in diesem Spiel sah man deutlich, dass die höherklassigen Vereine mitunter mächtig Probleme haben, wenn sie ohne das gewohnte „Zaubermittel Harz“ an den Fingern operieren müssen. Keine Frage, sie können es! Nur spielt die Macht der Gewohnheit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und das ist im Handball immer wieder der Vorteil unterklassiger Teams: sie kennen es eben nicht anders als „ohne“.

Das soll keine nachträgliche Ausrede für das Pokal-Aus sein. Weder Detlef Kleinmann, noch Steffen Ober, der selbst einer der hauptleidtragenden Rückraumschützen war, sahen diesen Umstand als allein spielentscheidend. Was zeigt, dass die Beteiligten immerhin selbstkritisch mit den gezeigten Leistung umgingen. Und das lässt hoffen, dass Wiedergutmachung auf dem Programm steht. Nicht was die entgangenen Titel angeht, denn die sind entweder gar nicht mehr (Pokal) oder aber nicht aus eigener Kraft (Liga) zu realisieren. Aber wenigstens in spielerischer Hinsicht und mit sichtbarem Willen, dem treuen Anhang auf der Tribüne im vorletzten Heimspiel der Saison zu zeigen, dass die Mannschaft auch ohne ihre weiter verletzt fehlenden Stützen Carsten Göbel, Stephan Untermann und Benedikt Hütt erfolgreichen Handball spielen kann.