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Schülerinnen siegten beim Städtevergleichskampf

meg-pila1Pila/Melsungen. Beim vierten Städtevergleichskampf zwischen Pila (Polen) und Melsungen waren die Gastgeberinnen ein stärkerer Gegner für die Melsunger Mädchen, als man es vorher erwartet hatte. Von prächtigem Kampfgeist beseelt, kämpften sie um jeden Punkt und erzielten ein besseres Ergebnis als im vergangenem Jahr in Melsungen. In ihren Begrüßungsworten wiesen sowohl Landrat Tomasz Bugajski  aus Pila als auch der Sportkreisvorsitzende Ulrich Manthei (Guxhagen) in einer herzlichen Atmosphäre darauf hin, dass Freundschaft und Verständigung bei diesem Vergleichskampf der Nachwuchs-Leichtathleten wieder ein Fest feiern werden. Und sie sollten Recht behalten. Möge ihr Wunsch, dass der faire sportliche Geist und das Bemühen um Völkerfreundschaft weithin strahlen und leuchten wie in den letzten vier Jahren.

In einer eindrucksvollen Auftaktveranstaltung marschierten bei schönem warmen Wetter mehr als 700 Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Pila mit den Melsunger Jungen und Mädchen in das große Zentralstadion ein. Die Stimmung auf den Zuschauerrängen war auf Anhieb so ausgezeichnet wie die der Melsunger Mannschaft bereits bei der dreizehnstündigen Anreise. Es war eine Stimmung, die die Melsunger Nachwuchs-Leichtathleten immer wieder auszeichnet und befähigt, Punkte zu gewinnen, die in den Vorberichten der gegnerischen Mannschaft zugeschrieben waren. Das war im Vorjahr so beim Landesfinale der besten hessischen Mannschaften in Alsfeld und auch bei den Landesmehrkampfmeisterschaften in Wiesbaden. In Pila klatschten die Zuschauer den Takt zu den Schritten der Aktiven, die im weiten Bogen aus dem Marathontor mit den Fahnenträgerrinnen Karolin Siebert, Stefanie Klein, Janina Rohde und Katharina Wagner auf den freien Raum vor der Ehrentribüne zugingen.  Sehr herzlich war der Beifall, der die Mannschaften begrüßte.  Nach dem Abspielen der beiden Nationalhymnen, dem Entzünden des Olympischen Feuers durch Polens besten jugendlichen Crossläufer und der Eröffnung durch Landrat Tomasz Bugajski  konnte der mit Spannung erwartete Vergleichskampf beginnen.

100 Meter
Als erster Wettbewerb standen der 100m-Lauf auf dem Programm. Leider herrschte zu diesem Zeitpunkt ein starker Gegenwind, so dass mit guten Zeiten nicht gerechnet werden konnte. Hessenmeisterin Katharina Wagner hatte sich unmittelbar nach dem Start von ihren Gegnerinnen gelöst und stürmte mit schnellen Schritten dem Ziel entgegen. Nach 13,29 Sekunden machte sie den ersten Sieg für die Melsunger Auswahl perfekt.  Spannend war es acht Meter hinter ihr, denn bis zur Hälfte der Strecke lagen Iwona Braczewska und Celine Kühnert gleichauf.  Erst auf den letzten Metern löste sich Celine von der Polin und erreichte nach 14,29 Sekunden das Ziel. Bei Iwona blieb die elektronische Zeitmessung bei 14,45 Sekunden stehen. So hatten die Melsunger Schülerinnen einen perfekten Auftakt, denn nach dem ersten Wettbewerb führten sie mit 8:3 Punkten.

Hochsprung
Zur gleichen Zeit fand der Hochsprung statt. Und niemand im Melsunger Lager hatte mit einem solchen Ausgang gerechnet. Die zwölfjährige Janina Rohde, die zu Saisonbeginn bereits mit 1,40 m auf sich aufmerksam gemacht hatte, übersprang 1,40 m im dritten Versuch, um sich mit ihrem letzten gültigen Sprung auf 1,43 m zu verbessern.  Damit belegte sie hinter der zwei Jahre älteren Natalie Lelis, die  1,49 m überspringen konnte, den zweiten Platz.  Stefanie Klein, die bei 1,20 m in den Wettkampf einstieg, floppte in ihrem zweiten Versuch über 1,30 m. Da sie aber dreimal an 1,35 m scheiterte, belegte sie den vierten Rang. Somit ging dieser Wettbewerb mit 4:7 aus. Aber nach zwei Disziplinen führte Melsungen mit 12:10.

Kugelstoßen
Der Zeitplan wurde von den Gastgebern so gelegt, dass Katharina Wagner innerhalb von fünf Minuten den 100m-Lauf und den Weitsprung zu absolvieren hatte.  Da auch das Kugelstoßen zu dieser Zeit stattfand, konnte weder Katharina noch Janina Rohde, die zwei Wochen vorher nordhessische B-Schülermeisterin in dieser Disziplin wurde, an den Start gehen, da der Hochsprung in seine entscheidende Phase trat. So stand Lea Sperl als einzige Vertretung aus Melsungen auf verlorenem Posten.  Mit 8,44 m zog sie sich zwar recht gut aus der Affäre, konnte aber einen Doppelsieg der Gastgeber nicht verhindern. So gingen die Mädchen aus Pila nach drei Wettbewerben mit 18 zu 14 zum ersten Mal in Führung.

Weitsprung
Katharina Wagner, die nach dem 100m-Lauf sofort zum Weitsprung lief, hatte mit ihren beiden ersten Sprüngen zunächst Anlaufschwierigkeiten. Aber mit ihren letzten Sprüngen kam sie so richtig in Fahrt und setzte sich nach 5,10 – 5,12 – 5,36 und 5,37 m deutlich vom Verfolgerfeld ab.  Franziska Sommerlade kam mit 4,60 m in die Wertung. Sie trat leider ihre weiten Sprünge, bei denen sie kurz vor der 5-Meter-Marke landete, nur hauchdünn über.  Dennoch schaffte das Duo Wagner/Sommerlade den zweiten Doppelsieg im vierten Wettbewerb, denn die höher eingeschätzte  Maja Kanczkowska landete mit 4,39 m nur auf den dritten Platz. Melsungen holte sich nach vier Wettbewerben mit 22 : 21 wieder die Führung zurück.

600 Meter
Um 12:50 Uhr wanderten die Augen zum 600m-Start, an dem sich Stefanie Klein, Nora Eisenberg und Julia Klute eingefunden hatten. Die Herzen der mitgereisten Eltern, der Trainer und der drei Läuferinnen begannen ein paar Takte schneller zu schlagen, denn die Melsunger Mädchen hatten ihr Einlauf- und Vorbereitungsprogramm noch nicht beendet. Der Veranstalter hatte diese Laufstrecke um 15 Minuten vorverlegt und diese Bekanntgabe nur auf polnisch durchgesagt.  So kamen die Mädchen zwar noch rechtzeitig an den Start, aber die richtige Einstellung auf den Lauf fand nicht mehr statt. Nora Eisenberg, fast hinterher laufen musste, war gezwungen, das Feld von hinten aufzurollen. Stefanie Klein, die bereits den Hochsprung in den Beinen hatte, lief wie gewohnt stark an, setzte sich an die Spitze und lief nach 200 m einen größeren Vorsprung heraus.  Nora und Julia Klute blieben hinter Ewilina Nowak auf den Rängen drei und vier.  Auf der Zielgeraden kam Nora immer näher an die führende Steffi Klein heran, ohne sie aber ganz zu erreichen. Am Ende fehlte nur noch eine halbe Sekunde.  So sorgten Stefanie (1:52,17 Min.) und Nora (1:52,56 Min.) für den dritten Doppelsieg nach fünf Wettbewerben und sicherten für das Team aus Melsungen acht Punkte.  Auf Rang drei  kam E. Nowak (1:56,39 Min.) ins Ziel. Julia Klute, die mit 2:00,98 Minuten nur um eine Sekunde die angestrebte Zeit unter zwei Minuten verfehlte, blieb klar vor der zweiten Schülerin aus Pila, die für die anderthalb Stadionrunden 2:02,28 Minuten benötigte.  Nach diesem fünften Wettbewerb bauten die Gäste aus Melsungen ihren Vorsprung auf 30:24 aus.

1 000-Meter-Lauf
Zehn Minuten nach dem eingeplanten Doppelsieg über 600 m sollte der Höhepunkt dieses Vergleichskampfes im 1000m-Lauf der A-Schülerinnen folgen. Als Karolin Siebert nach einer unglaublich starken Vorstellung durch das Ziel lief, standen alle Melsunger Leichtathleten, aber auch die mitgereisten Eltern an der Laufbahn und klatschten begeistert Beifall. Auch die Gastgeber waren von diesem Lauf der hessischen Schülermeisterin angetan, denn wie Karolin lief und siegte, war so begeisternd, dass Freude und Jubel keine Grenzen kannte. Mit ihren 72,8 Sekunden für die ersten 400 m legte sie den Grundstein für eine neue Bestleistung, und weil sie kaum an Tempo einbüßte,  wurde sie bei 800 m mit 2:33,3 Sekunden gestoppt.  Das ist eine phantastische 800m-Zeit für eine B-Schülerin. Aber Karolin hatte noch 200 m vor sich und stürmte wie entfesselt dem Ziel entgegen. „Karo, Karo“ hallte es durch das Stadion, und „Karo“ gab Gas.  Bisher stand ihre Bestzeit, die sie im Vorjahr beim Landesturnfest in Baunatal aufgestellt hatte, bei 3:26,55 Minuten. Stefanie Klein, die zehn Minuten vorher die 600 m gewinnen konnte, hatte damals die 31 Jahre alte Kreisbestleistung von Kristina Meister (TSV Altmorschen) von 3:29,7 auf 3:26,01 Minuten verbessert.

meg-pila2Aber  Karolin pulverisierte diese Spitzenzeit in der W13 noch einmal um über zehn Sekunden. Welch ein Rekord, welch eine Freude, welch eine Begeisterung, welch ein Jubel: nicht nur wegen der gewonnenen Punkte willen, so wert und angenehm sie auch waren. Nein, um dieses überlegenen Laufes von Beginn an und  um der Super-Zeit willen. Karolin lief 3:15,27 Minuten und blieb fast um über elf Sekunden unter der alten Besteit.  Auch Paulina Sobiech aus Pila lief als Zweite mit 3:26,05 Minuten ein ganz starkes Rennen. Den dritten Platz sicherte sich Adrianna Herc mit 3:51,26 Minuten. Wäre Julia Klute in diesem Lauf angetreten, hätte sie den dritten Platz belegt und zwei weitere Punkte für Melsungen gewonnen. Da Karolin Siebert die einzige Vertreterin aus Melsungen war, gab es nur fünf Punkte für die Siegerin und  damit ein fünf zu fünf. „Das war ein Lauf, den zu sehen ein reiner Genuss war“, sagte der Kreissportvorsitzende Ulrich Manthei, der als Delegationsleiter die anschließende Siegerehrung vornahm und Karolin Siebert lange anerkennend  die Hand schüttelte.  Die Mädchen hatten nach sechs Wettbewerben ihren Vorsprung von sechs Punkten  halten können und führten mit  35 : 29.

300-Meter-Lauf
Schlag auf Schlag ging es weiter, denn unmittelbar nach diesem Superlauf standen bereits die 300m-Läuferinnen auf der Bahn.  Celine Kühnert, die Favoritin für dieses Rennen, fand nach ihrem zweiten Platz über 100m nicht richtig in ihr Rennen und lief viel zu langsam auf dem ersten Drittel an, so dass sie nach 100 m bereits den Anschluss an die Spitzenläuferin Anna Buchajczyk verloren hatte, die in der Kurve mit langen Schritten dem Feld vorauseilte. Stefanie Gille stellte sich in diesem Rennen in bester Verfassung vor und ging ihr Rennen ebenfalls sehr beherzt an. Am Ende belegte sie hinter Buchajczyk (44,73 Sek.) mit der neuen Bestzeit von 45,57 Sekunden den zweiten Platz. Damit unterbot sie auch die A-Qualifikationsnorm für die Landesschülermeisterschaften in Alsfeld um eine Sekunde.  Celine konnte sich auf der Zielgeraden mit einem tollen Schlussspurt von  Weronika Barabasz lösen und sicherte sich in 47,02 zu 47,40 Sekunden den dritten Platz. Somit stand es nach sieben Wettbewerben  40 zu 35 für Melsungen.

Jetzt begann die große Rechnerei begann, denn es war zwar noch alles möglich, aber eine hohe Niederlage bei den Mädchen war nicht mehr drin.  Die Optimisten glaubten, dass die Melsunger Teenies diesen Städtevergleich mit fünf Punkten Vorsprung gewinnen würden; die Pessimisten, dass der 5-Punkte-Vorteil in der Schlussrechnung auf polnischer Seite verbucht werden würde. Die Geister, die sich in der Mitte trafen, machten sich mit einem unentschiedenen Ausgang des Treffens der beiden Mannschaften vertraut.

Speerwurf
Vor zwei Jahren in Pila und auch letztes Jahr in Melsungen konnten die polnischen Mädchen im Ballwerfen mit einem Doppelsieg voll überzeugen. Würde ihnen das auch im Speerwerfen gelingen.  Immerhin hatten die Melsunger mit Nora Eisenberg aus Wanfried die beste nordhessische Schüler Speerwerferin in ihren Reihen. Und Nora hielt, was sie mit ihren diesjährigen Leistungen versprochen hatte.  Mit jedem ihrer sechs Würfe hätte sie gewonnen, so bemerkenswert war ihre Serie. Sie begann mit 28,72 m und steigerte sich in ihrem vierten Durchgang auf 30,15 m.  Damit hatte sie fast zehn Meter Vorsprung. Dann folgte eine kleine Sensation,  denn auf Platz zwei landete Janina Rohde, die nordhessische B-Schülermeisterin in dieser Disziplin.  Janina, die drei Stunden vorher im Hochsprung mit neuer Bestleistung von 1,43 m überraschend den zweiten Platz belegen konnte,  sicherte sich auch im Speerwerfen mit 20,62 m den zweiten Platz. Damit warf das Mehrkampftalent mit dem 600 g schweren Speer 13 Zentimeter weiter als vor zwei Wochen bei ihrem Titelgewinn mit dem 400 g Speer. Wo waren die starken Ballwerferinnen aus Pila? Aleksandra Gorzelanchyk war mit 18,46 m die beste Werferin der Gastgeber. Dieser unerwartete Doppelsieg brachte wieder wertvolle Punkte, und der Vorsprung wurde nach acht Wettbewerben mit  48 zu 37 Punkten weiter ausgebaut.

4x100m-Staffel
Im neunten und damit vorletzten Wettbewerb liefen in der 4x100m-Staffel mit   Franziska Sommerlade, Stefanie Klein, Julia Klute und Nora Eisenberg vier Mädchen, die alle um die 100 m um die 14 Sekunden laufen konnten. So rechnete man im Melsunger Lager bei guten Wechseln mit einer Zeit um 54 Sekunden.  Aber da bei diesem Staffelrennen mehr auf Sicherheit als auf Zeitgewinn gelaufen wurde, war gegen die Schülerinnen aus Pila, die stets perfekt wechselten kein Kraut gewachsen. Mit 51,82 zu 54,97 Sekunden  setzten sich die Gastgeberinnen klar durch und verkürzten den Vorsprung in der Wertung auf neun Zähler.  Vor dem letzten Wettbewerb  stand es 51 zu 42 für Melsungen.

Schweden-Staffel
Der letzte Höhepunkt bei diesem vierten Städtevergleichskampf folgte mit der abschließenden Schwedenstaffel. Alwin J. Wagner hatte vier Spezialistinnen auf den Strecken 100, 200, 300 und 400 m aufgeboten.  Durch den Ausfall von Schlussläuferin Celine Kühnert rückte Karolin Siebert nach. Und die B-Schülerin unterstrich erneut mit einer glänzenden Schlussrunde von 65,5 Sekunden ihre derzeit sehr gute Verfassung.  Das Melsunger Quartett lief in dieser Besetzung weniger gegen den Gegner als gegen die Zeit und überzeugte auf allen vier Positionen.

Startläuferin Lea Sperl hatte es nicht leicht, denn die Schülerin aus Pila lief ein starkes Rennen. Mit einem Meter Vorsprung schickte sie Stefanie Gille auf die 200m-Strecke. Diese gab den Staffelstab  nach 28,5 Sekunden – stilistisch sauber laufend – an Katharina Wagner weiter.  Mit einem Vorsprung von fünf Meter Vorsprung sprintete die Doppelsiegerin von Pila die ersten 200 m unter 29 Sekunden und vergrößerte den Vorsprung mit jedem Schritt.  Erst auf den letzten 50 m forderte ihre enorme Anfangsgeschwindigkeit ihren Tribut. Katharina reichte mit einem 35m-Vorsprung und einer Zeit von 43,5 Sekunden den Stab an Karolin Siebert weiter. Wer jetzt dachte, dass die 1000m-Siegerin schwere Beine hätte sowie noch nicht erholt sei und somit die Stadionrunde nicht mehr unter 73 Sekunden laufen könnte, wurde eines Besseren belehrt.   Mit 31,5 Sekunden für die erste Hälfte der Strecke baute das Mittelstrecken-Ass den Vorsprung auf über 50 m aus. Nach 65,5 Sekunden und mit einer Endzeit von 2:32,68 Minuten war dieser Staffelsieg in der Schwedenstaffel vor Pila  (2:40,63 Min.) der glänzende Schlussstrich einer bestens vorbereiteten Schülerinnen Mannschaft, die sich mit  56  zu 45  beim 4. Städtevergleichskampf  klar durchsetzen konnte.

Es war eine große Mannschaftsleistung, die dem Willen gestattete, einen Berg zu versetzen, der nach dem Zeitplan der Gastgeber nicht versetzbar schien. Kein Wort des Lobes kann hoch genug, kein Superlativ stark genug sein, den Triumph der Melsunger Mädchen-Mannschaft in rechter Weise zu bezeichnen. Sie gewann 6 der 10 Wettbewerbe, darunter vier Doppelsiege. Die polnischen Schülerinnen dagegen konnten nur  einen ihrer vier Einzelsiege durch einen zweiten Platz punktwirksam gestalten.

MT-Abteilungsleiter Hans-Jörg Engler, der mit in Pila war, lobte nicht nur die guten Leistungen, sondern hob auch die Einsatzbereitschaft und das Teamverhalten der Melsunger Mädchen besonders hervor.