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Mit OloV leichter von der Schule in den Beruf

09-05-olov-startSchwalm-Eder. Seit 2008 ist das Projekt OloV in Hessen durch Koordinierungsstellen in allen Landkreisen etabliert. Nun wird es zur landesweiten Strategie erhoben. Wir sprachen mit Wolfgang Scholz, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder, der die Koordinierungsstelle im Schwalm-Eder-Kreis leitet.

Redaktion: Herr Scholz, wofür steht eigentlich der Begriff OloV?

Scholz: OloV ist eine Abkürzung und steht für „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit bei der Schaffung und Besetzung von Ausbildungsplätzen in Hessen.“

Redaktion: Oh je, das klingt kompliziert. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Scholz: Im Rahmen von OloV sollen Qualitätsstandards für den Übergang von der Schule in den Beruf erprobt und umgesetzt werden. Ziel ist es, allen Schülerinnen und Schülern gleich gute Bedingungen für den Übergang in die Berufswelt zu ermöglichen. Egal, ob sie die Haupt- oder Realschule besuchen und in welche Schule sie im Kreis gehen.

Redaktion: Sie reden von Standards. Was sollen die bewirken?

Scholz: Diese Standards sollen ein einheitliches abgestimmtes Handeln aller Beteiligen bewirken. Ich gebe mal ein Beispiel: In den Gesamtschulen wird Berufsorientierung ganz unterschiedlich gelebt. Je nach dem Engagement der Schule und der Lehrer wird mehr oder weniger getan. Zuweilen wird Berufsorientierung nur als Randthema behandelt, wenn es der Lehrplan erlaubt. Informationen und Impulse über das Berufsleben, die Berufe und deren Voraussetzungen sowie die Eignungen für Berufe werden sehr unterschiedlich vermittelt. Alle Beteiligten, ob die Lehrer, die Eltern, die Berufsberatung oder die Betriebe unterstützen auf unterschiedliche Weise  und mit unterschiedlichem Engagement diesen Prozess. Hier möchten wir mit OloV ansetzen. Der Erfolg und die Erkenntnisbildung dürfen doch nicht von einzelnen Akteuren abhängig sein. Auch nicht davon, ob es der Schule und einzelnen Lehrern gelingt, einen guten Kontakt zu verschiedenen Betrieben aufzubauen oder nicht. Der Lehrer darf kein Einzelkämpfer sein, sondern soll sich als wichtiger Partner in der Berufsorientierung sehen, der seinen Teil zum Gelingen beiträgt. Durch ein gemeinsames Vorgehen versuchen wir, ein einheitliches Qualitätsniveau der Berufsorientierung in allen Gesamt-, und Förderschulen zu schaffen und Belastungen auf mehr Schultern zu verteilen.

Redaktion: Sie sprachen von Partnern. Wer arbeitet an OloV mit?

Scholz: Bei OloV sitzen seit Sommer 2008 alle Akteure in der Steuerungsgruppe zusammen, die für das Thema Übergang Schule – Beruf maßgeblich sind. Da gehören das Staatliche Schulamt, die Agenturen für Arbeit Kassel und Marburg, die Arbeitsförderung Schwalm-Eder, die IHK Kassel, die Wirtschaftsförderung des Schwalm-Eder-Kreises, B. Braun Melsungen AG und die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder dazu.

Redaktion: Bekommt man die unterschiedlichen Beteiligten mit ihren Interessen alle unter einen Hut?

Scholz: Das ist meine Aufgabe. Wichtig ist mir dabei, dass wir zu gemeinsamen Ergebnissen kommen, die auch wirklich von allen akzeptiert und umgesetzt werden. Alle Partner sind an dem Prozess mittelbar oder unmittelbar beteiligt und formulieren die Ziele gemeinsam. Mit ihrer Unterschrift verpflichten sich die Partner zudem zur Umsetzung. Diese erfolgt dann in einzelnen Arbeitsgruppen, zu denen weitere Partner eingebunden werden. Bisher kann ich mich bei den Partnern für die gute Zusammenarbeit bedanken.

Redaktion:
Noch mal zurück zur Schule. Da brennt es an vielen Ecken. Wie kann OloV da helfen?

Scholz: Wir wissen um die Probleme und versuchen auch schrittweise bei der Lösung behilflich zu sein. Ein erster Schritt war, dass jede allgemeinbildende Schule einen Schulkoordinator benannt hat, der mit einem Kontingent von 2 oder 3 Unterrichtsstunden für die Koordination in der Schule zuständig ist. Das ist ein guter Anfang, aber weitere Schritte müssen folgen.

Redaktion: Welche Schritte haben Sie im Blick?

Scholz: Der Schulkoordinator muss der Dreh- und Angelpunkt dieser Prozesse werden. Er braucht eine klare Aufgabenbeschreibung und Befugnisse, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Dazu muss er in die schulische Struktur fest eingebunden werden und Hilfe bekommen. Dafür setzen wir uns auch in Wiesbaden ein.

Redaktion:
Für OloV im Schwalm-Eder-Kreis stehen 35.000 Euro zur Verfügung. Kann man damit was erreichen?

Scholz: Ich habe gelernt, dass nicht alle Dinge nur vom Geld abhängig sind. Mit den Mitteln kann man schon einiges anstoßen, auch wenn ich mir natürlich mehr Geld wünsche. Die Koordinierungsstelle wird von der Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder kostenlos geführt. Auch die Mitarbeit in der Steuerungsgruppe oder den Arbeitsgruppen wird nicht bezahlt. Für die Sitzungen werden die Mitglieder von ihren Arbeitgebern abgeordnet. Dass trotzdem alle mitmachen, zeigt mir, dass uns die gemeinsame Aufgabe verbindet, nämlich Lösungen vor Ort zu finden, um Jugendliche schneller und gezielter in Ausbildung zu vermitteln.

Redaktion: Was wird OloV noch bringen?

Scholz: Bisher war OloV ein Projekt, das bis Ende des Jahres angesetzt war. Entsprechend waren auch unsere Zielvereinbarungen eher kurzfristig ausgelegt. Zunächst wollen wir diese formulierten Ziele bis Ende 2009 erreichen. Dazu zählen die Einführung des Berufswahlpasses und die entsprechenden Schulungsangebote für Lehrer sowie die Schaffung einer gemeinsamen Informationsplattform. Nun wurde OloV zur landesweiten Strategie aller Partner des Hessischen Ausbildungspaktes erhoben. Das bedeutet eine Fortführung der Arbeit und eine deutliche Aufwertung. Die nächsten Ziele sind bereits angedacht, allerdings werde ich erst darüber reden, wenn wir mit den Partnern Einigkeit erzielt haben.

Redaktion: Sie sind ein Vertreter der Wirtschaft. Warum engagieren Sie sich an führender Position bei OloV?

Scholz: Ich finde es wichtig, dass alle Beteiligten erkennen, dass wir die Entwicklungen nur gemeinsam verbessern können. Wir sollten miteinander reden, diskutieren und entscheiden. Genau das passiert bei OloV. Abwertende Äußerungen über Lehrer oder Betriebe helfen da nicht weiter. Wir brauchen einander und sollten uns so auch bei aller Unterschiedlichkeit verhalten. Mit Blick auf die sinkenden Schülerzahlen brauchen die Betriebe geeigneten Fachkräftenachwuchs und auch die Jugendlichen brauchen berufliche Perspektiven. Da können wir nicht nur Forderungen an verschiedene Adressaten formulieren, da müssen wir mitgestalten und unterstützen. Von dem Gelingen hängt nicht nur für die Betriebe und für die Jugendlichen ein Stück Zukunftssicherung ab, sondern es betrifft uns letztlich alle. Als Vater von drei Kindern habe ich aber auch ein sehr persönliches Motiv, zum Erfolg beizutragen. Meine Kinder werden mir schon sagen, welche unserer Impulse gut oder weniger gut waren, da bin ich mir ganz sicher.