- SEK-News – Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis - https://www.seknews.de -

Wagner und Siebert holen Silber und Bronze

aw090608aAlsfeld/Melsungen. Man kann nicht gerade sagen, dass das Wetter den Schülerinnen und Schülern bei ihren Landesmeisterschaften am ersten Tag eine goldene Brücke gebaut hätte. Das Gegenteil war der Fall. Man sprach in Alsfeld schließlich vom „Regen vom Dienst“, der sich für den ganzen Tag eingestellt hatte und pünktlich mit dem Startschuss über 100 m für die Schülerinnen der W14 begann. Außerdem war es empfindlich kalt und manchmal fegte auch ein schneidiger Wind quer über den Platz, der ebenfalls nicht leistungsfördernd war. Trotz dieses widrigen Bedingungen erzielten fast alle Melsunger Jungen und Mädchen Leistungen, die des Beifalls wert waren und bestätigten, dass sie ihr Leistungsstreben in Leistungsfähigkeit umsetzen konnten.

Ganz gewiss verdient an erster Stelle Karolin Sieberts Leistung über 800m genannt zu werden, denn mit ihrer Steigerung auf 2:25,62 Minuten verbesserte sie sich seit den nordhessischen Meisterschaften um drei Sekunden und schlug die Ranglistenerste und Nordhessenmeisterin  Madita Alter aus Kassel um über eine halbe Sekunde.

Lobend muss natürlich auch die Vizemeisterschaft im 100m-Sprint von Katharina Wagner in 13,03 Minuten erwähnt werden und auch die persönlichen Bestzeiten auf den Mittelstrecken  von Stefanie Klein (800m in 2:30,99 Minuten) und Tobias Stang (1000 m in 2:58,90 Minuten) verdienen eine besondere Erwähnung.

Seit den hessischen Hallenmeisterschaften am 24. Januar 2009 in Frankfurt wissen wir, was die B-Schülerin Karolin Siebert wirklich kann. Fast ein halbes Jahr ist es her, als sie die ein Jahr älteren Schülerinnen mit einer fulminanten Schlussrunde beeindruckte und als Zwölfjährige alle Mädchen der Altersklasse W14 klar hinter sich ließ. Mit einer Bestzeit von über 2:31 Minuten angereist, tauchte sie damals sozusagen aus dem Nichts auf  und verbesserte sich als hessische Meisterin auf sensationelle 2:26,74 Minuten.  Das war der Anfang einer begabten und trainingsfleißigen Mittelstreckenläuferin, die auch Mehrkampfqualitäten besitzt und deren Weg weiter nach oben führen wird.

aw090608cIn diesem Jahr hatte Karolin erst zwei 800m-Läufe durchgeführt. Beim Kreisentscheid „Jugend trainiert für Olympia“ in Bad Wildungen lief sie 2:36,7 Minuten und bei den nordhessischen Meisterschaften in Korbach blieb sie zum ersten Mal auf einer 400m-Rundbahn mit 2:28,73 Minuten unter der begehrten 2:30-Minuten-Marke. Dennoch hatte die gleichaltrige  Madita Alter aus Kassel mit 2:26,35 Minuten ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Aber die Konkurrenz wusste in Alsfeld mit dem Namen Karolin Siebert bereits etwas anzufangen.

22 Schülerinnen gingen in zwei Läufen an den Start, um die Landesmeisterin in der W14 über 800 m zu ermitteln. Im ersten Rennen legte Ann-Cathrin Schmidt (LG Alheimer) als Siegerin 2:31,44  Minuten vor.  Um eine Medaille zu bekommen, musste die zweite Gruppe, in der die TOP-TEN-Schülerinnen des Landesverbandes zusammengefasst waren, diese Zeit unterbieten. Mit Stefanie Klein und Karolin Siebert waren auch zwei Mädchen aus Melsungen vertreten. Stefanie, die immer besser in Tritt kommt und beim Pfingstmeeting in Baunatal mit 2:33,37 Minuten bis auf zwei Sekunden an ihre Bestzeit herankam, war nach den Trainingsergebnissen in der Lage, ihren eigenen Rekord zu unterbieten.

Unmittelbar nach dem Start gingen die beiden Favoritinnen Katrin Loose (Gelnhausen)   und Kathrin Schermuly (LG Brechen) in Führung und sorgten für ein flottes Anfangstempo.  Sowohl Stefanie als auch Karolin hielten sich dezent zurück und liefen ca. sechs Meter hinter einem Quintett her, zu dem auch noch Lisa Grösch (Dipperz), Nadine Götte (NIederelsungen) und Madita Alter (Kassel) gehörten.  Die erste Stadionrunde wurden von der Spitzengruppe unter 70 Sekunden passiert.  Karolin benötigte dafür 72 Sekunden und Stefanie ging nach 75 Sekunden in die zweite Runde. 300 m vor dem Ziel wurde  Karolin von einer Konkurrentin so stark gerempelt, dass sie total aus ihrem Laufrhythmus kam. Dadurch verlor sie sofort weitere  fünf bis sechs Meter auf  das Spitzenquintett. Doch mit einer starken Energieleistung kam sie eingangs der Zielgeraden der Führungsgruppe immer näher. Während die Favoritinnen langsamer wurden, konnte Karolin ihr Tempo noch einmal beschleunigen. Die Lücke zwischen ihr und dem vor ihr laufenden Quintett wurde immer kleiner. Fünf Meter vor dem Ziel lief sie an N. Götte und L. Grösch vorbei und erkämpfte sich mit einem brillanten Finish einen nicht mehr für möglich gehaltenen dritten Rang. Mit ihrer Zeit von  2:25,62 Minuten verbesserte sie ihren Freiluftrekord um über zwei Sekunden und näherte sich dem legendären 800m-Kreisrekord von Elisabeth Köpp aus Spangenberg, der seit  35 Jahren bei 2:23,6 Minuten steht.  Aber es war nicht Karolin allein, die aus Melsunger Sicht für Furore sorgte, denn auch Stefanie Klein kämpfte bis zum Schluss und wurde dafür mit dem neuen Hausrekord von 2:30,99 Minuten und Platz neun belohnt.

Sprühregen und erheblicher Gegenwind beeinträchtigten auch die sechs Vorläufe, die notwendig waren, um die 18 Zwischenlaufteilnehmerinnen zu ermitteln. Auch bei den drei Zwischenläufen, wo sich  die Favoritinnen für das Finale klar abzeichneten, war es nicht besser. Kathrin Fleißgarten aus Hanau-Rodenbach hatte bereits im Vorlauf mit 12,99 Sekunden die beste Zeit erzielt. Katharina Wagner siegte in ihrem Vorlauf mit 13,03 Sekunden und hinterließ ebenfalls einen starken Eindruck.

aw090608dIm ersten Zwischenlauf demonstrierte K. Fleißgarten mit 12,91 Sekunden ihre Sprintstärke. Im zweiten Zwischenlauf trafen Katharina Wagner und Julia Krug, die bei den nordhessischen Meisterschaften in Korbach nur um drei Hundertstelsekunden gegen Kati den Kürzeren zog, aufeinander. Mit 13,07 zu 13,26 setzte sich Katharina souverän durch und meldete damit  Ansprüche auf einen Medaillenplatz an. Und schließlich war da auch noch Maryse Luzolo aus Frankfurt, die mit einer Bestzeit von 12,87 Sekunden nach Alsfeld anreiste und in ihrem Zwischenlauf mit 13,10 Sekunden bei einem Gegenwind von 2,4 m/sec ebenfalls eine hervorragende Figur abgab

Zehn Minuten nach den großartigen Zeiten von Karolin Siebert und Stefanie Klein fand das spannende 100m-Finale der W14 statt. Leider blieb auch bei diesem Endlauf das Wetter einiges schuldig. Die Zuschauer blickten auf das Trio  Kathrin Fleißgarten, Katharina Wagner und Marysee Luzolo, die nebeneinander im Startblock hockten, denn ein guter Start konnte bereits die Entscheidung bringen. Als der Startschuss fiel, reagierten alle drei blitzschnell und liefen die ersten 60 m dicht nebeneinander her. K. Fleißgarten legte auf den nächsten zwanzig Meter eine knappe Schrittlänge zu. Doch kurz vor dem Ziel sah es so aus, als würde Katharina noch einmal aufkommen. Leider sah es nur so aus.  K. Fleißgarten blieb dreimal unter 13,00 Sekunden und war somit eine würdige und verdiente Siegerin. Sie gewann diesen Sprint bei 0,8 m/sec Gegenwind in 12,95 Sekunden. Den zweiten Platz erkämpfte sich Katharina in 13,03 Sekunden, wenige Zentimeter vor Maryse Luzolo, die mit 13,05 Sekunden gestoppt wurde.  Auf Rang vier, aber schon deutlich zurück,  Julia Krug mit 13,27 Sekunden.

aw090608bEinen weiteren Höhepunkt aus Melsunger Sicht gab es im 1000m-Finale der M14, wo mit Robin Hohmann, Tobias Stang und Michael Hiob drei Melsunger Jungen standen. Große Achtung gebührt vor allem Robin, der in der Woche vor diesen Meisterschaften krank war und kein Training durchführen konnte. Der Obermelsunger, der bei den nordhessischen Meisterschaften mit seinem Können, Kampfgeist und Schneid als Sieger 2:54 Minuten lief, hatte in diesem Rennen aber kein Selbstvertrauen und lief eigentlich nur mit. Dennoch belegte er am Ende mit 2:57,97 Minuten einen hervorragenden vierten Platz.

Tobias Stang, der beim Abschlusstraining einen starken Eindruck hinterließ, untermauerte in diesem Rennen seine gute Form und lief couragiert mit.  Der Malsfelder wollte unter allen Umständen zum ersten Mal die Drei-Minuten-Grenze unterbieten. Auf den letzten 75 m bäumte sich Tobias noch einmal zu einer großen Energieleistung auf, mobilisierte letzte Kampfreserven und griff den vor ihm laufenden Robin Hohmann an,  ohne ihn allerdings zu gefährden.  Aber mit der neuen Bestzeit von 2:58,80 Minuten war Tobias Stang für kurze Zeit der glücklichste Schüler im Stadion. Michael Hiob, der sich weniger zutraute, als er in der Tat rein leistungsmäßig und gemessen nach seinem Trainingszustand konnte, belegte mit 3:05,25 Minuten nur den 9. Platz.

Mit 36,87 m überraschte Henri Alter im Speerwerfen und belegte einen unerwartet guten vierten Rang. Auch Sebastian Ludwig konnte beim „Regenspringen“ mit dem Stab 2,30 m überqueren und einen Finalplatz belegen.

Als letzter Wettbewerb am ersten Tag der Schüler-Landesmeisterschaften wurden die Staffeln über 4x100m ausgetragen.  Aber, gemessen an den Trainingseindrücken, bot das Melsunger Quartett ein Trauerspiel und enttäuschten mit einer schwachen Zeit. Zunächst hörte Startläufer Tobias Stang nach einem Fehlstart nicht den Rückschuss und lief mit voller Kraft die 100m, um dann im Dauerlauf zu seinem Startblock zurückzukehren.  Noch nicht erholt von dieser Sprinteinlage, musste er 30 Sekunden später erneut diese Strecke zurücklegen.  Das kostete bereits eine halbe Sekunden an Zeit.  Nach einem guten Wechsel stürmte Martin Proksch auf der Gegengeraden mit schnellen Schritten auf Bahn fünf nach vorn und machte einiges an Boden gut. Er reichte das Staffelholz an Robin Hohmann weiter, der nach seinem 1000m-Lauf –  2 ½  Stunden vorher – noch immer nicht erholt schien. Er verlor Meter um Meter und da der dritte Wechsel auf Robin Kästner überhaupt nicht klappte, erreichte das Melsunger Quartett nur eine Zeit von 50,98 Sekunden, die Rang fünf  bedeutete.  Dabei hätte es eine 48er-Zeit und  „Bronze“  geben können…

Celine Kühnert, die erst am zweiten Tag ihre Medaillenchance bekommt, denn dann wird sie im Dreisprung an den Start gehen,  lief über 300m ein beherztes Rennen.  Leider verhinderte der böige Wind und das kalte Wetter eine bessere Zeit.  Am Ende musste Celine mit  46,24   Sekunden und 7. Rang   zufrieden sein.

Auch Martin Proksch hatte sich eine Zeit unter 40 Sekunden vorgenommen, und, obwohl er in seinem Rennen eine gute Einstellung bewies, reichte es nur zu 40,95  Sekunden. Damit landete er auf  Rang sieben, vier Hundertstelsekunden langsamer als der Sechstplatzierte.