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Handyvideos dokumentieren Verbrechen

Medienpaket „Abseits?!“ zur Gewaltprävention an Schulen mit neuer Episode zur Handygewalt

Stuttgart. Die Handy-Kamera läuft: Gedemütigt, verprügelt oder sexuell missbraucht werden meist junge Menschen. Die Peiniger lassen hierbei filmen und stellen den Videoclip anschließend ins Internet oder senden ihn von Handy zu Handy. Was umgangssprachlich und verharmlosend „Happy Slapping“ (zu deutsch „fröhliches Dreinschlagen“) genannt wird, hat sich mittlerweile zu einem bedenklichen Trend unter Jugendlichen entwickelt. Ein Großteil von ihnen scheint sich weder der Strafbarkeit ihres Handelns noch des Leids der Opfer bewusst zu sein. Deshalb hat die Polizeiliche Kriminalprävention die Neuauflage ihres Medienpakets „Abseits?!“ zur Gewaltprävention an Schulen um einen Kurzfilm erweitert, der exemplarisch einen Fall von „Handygewalt“ aufgreift. Im Mittelpunkt stehen dabei der Schutz der Opfer und die Hilfeleistung durch Zivilcourage aus dem Kreis der Mitschüler.

„Die Opfer stehen der massenhaften Verbreitung solcher Videoclips übers Internet oder von Handy zu Handy meist hilflos gegenüber. Die Macher hingegen suchen immer neue, noch extremere Kicks – mit immer schlimmeren Folgen für die Opfer“, sagt Dr. Wolf-Dietrich Hammann, der Vorsitzende der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes und Landespolizeipräsident von Baden-Württemberg. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) hat in Hannover eine Umfrage unter Jugendlichen durchgeführt. Hierbei wurde berichtet, dass jeder zehnte Fall von Körperverletzung auch gefilmt wurde. Die JIM-Studie 2008 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest kommt zum Ergebnis, dass 28 Prozent der Handybesitzer zwischen 12 und 19 Jahren schon einmal mitbekommen haben, dass Prügeleien oder ähnliche Gewaltszenen mit dem Handy aufgenommen wurden. „Unser Ziel ist es, diesen Grausamkeiten die vermeintliche Harmlosigkeit zu nehmen und für das Leid der Opfer zu sensibilisieren und Unrechtsbewusstsein zu schaffen“, so Hammann. „Gewaltvideos auf dem Handy sind eine Gefahr für Kinder und Jugendliche, der man entschlossen entgegentreten muß“, erläutert Dagmar Wiebusch, Geschäftsführerin des Informationszentrum Mobilfunk e.V. (IZMF), dem Kooperationspartner der Handygewalt-Folge. „Nachhaltig gelingt das nur durch die Vermittlung von Medienkompetenz, für die sich das IZMF mit dem Schulprojekt Mobilfunk bereits seit Jahren engagiert.“

Die neue Episode zeigt deshalb eindrücklich die Konsequenzen der Tat für Opfer und Täter. Die Schüler sollen sich stärker in die Rolle des Opfers, in seine Gefühlswelt versetzen. Es wird gezeigt, wie sich die Opfer wehren und mit Unterstützung hilfsbereiter Mitschüler aus bedrohlichen Situationen befreien können. Dabei sind Lehrkräfte und Eltern aufgerufen, sich mit aktuellen Gewaltphänomenen auseinanderzusetzen, einen pädagogischen Konsens zu entwickeln, Missstände offen zu thematisieren und zusammen mit den Schülern Regeln und Konsequenzen zu erarbeiten.

„Die neue Episode greift konsequent die Erfolg versprechenden Faktoren wirkungsvoller Präventionsarbeit auf. Hierbei zielen wir auf die Stärkung des Opferschutzes sowie die Empathiefähigkeit der Täter ab, entwickeln Handlungsoptionen für Betroffene und appellieren an das Zeugen- und Helferverhaltens bei Mitschülern“, so Hammann. „Es gilt, gerade bei vermeintlich weniger bedeutsamen Vorfällen, wie z.B. verbaler Gewalt oder Mobbing, zielgerichtet anzusetzen, um mögliche schwerwiegende Gewaltexzesse früh und effektiv vorzubeugen. Lehrer, Schüler und auch Eltern tragen gemeinsam maßgeblich zu einem guten Schul- und Klassenklima bei. Ihnen obliegt es, die Grundlagen für einen respektvollen Umgang miteinander und für eine Kultur des Hin- statt Wegsehens zu schaffen.“

Bereits im Jahr 2004 war das Medienpaket „Abseits?!“ mit fünf Kurzfilmen zu Mobbing, Sachbeschädigung, Abzocke sowie verbaler und körperlicher Aggression erschienen und auf durchweg positive Resonanz gestoßen. Bislang wurde es rund 40.000-mal an Schulen in ganz Deutschland verteilt. Das nunmehr erweiterte Medienpaket wird in einer Auflage von 30.000 Stück produziert und ebenfalls bundesweit an diese Zielgruppe ausgegeben. Auch das gemeinsam mit erfahrenen Vertretern aus dem Kultusbereich entwickelte Filmbegleitheft, das Lehrern Anregungen für die Umsetzung im Unterricht gibt, wurde im Zuge der Neuauflage aktualisiert und ebenfalls um das Thema Handygewalt ergänzt.

Das Informationszentrum Mobilfunk e. V. (IZMF) ist Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, Medien sowie öffentliche und private Einrichtungen zum Thema mobile Kommunikation. Es ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der von den Mobilfunknetzbetreibern getragen wird.

Ein Themenschwerpunkt des IZMF ist die Vermittlung von Medienkompetenz im Umgang mit mobiler Kommunikation. Mit dem Schulprojekt Mobilfunk hat sich das Informationszentrum zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schülern wichtige Kompetenzen im Umgang mit dem Mobilfunk zu vermitteln. Das Projekt umfasst sowohl Unterrichtsmaterialien für verschiedene Klassenstufen als auch Lehrerfortbildungen. Für die Arbeit mit den Eltern stehen gesonderte Materialien zur Verfügung.

Die Pressemitteilung sowie weitere Informationen zur Handygewalt und zum Medienpaket „Abseits?!“ finden Sie unter www.polizei-beratung.de. Dort können Sie sich die neue Episode auch online anschauen.