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Inflationsrate sinkt auf minus 0,9 Prozent

Hessen. Das Verbraucherpreisniveau in Hessen lag im Juli um 0,9 Prozent niedriger als vor einem Jahr und um 0,2 Prozent unter dem Niveau des Vormonats. Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilt, wurden seit Beginn der Berechnung eines Landesindex im Jahr 1968 lediglich im November 1986 (minus 1,1 Prozent) und im Januar 1987 (minus 1,0 Prozent) niedrigere Jahresteuerungsraten beobachtet. Damals wie heute sorgte ein massiver Verfall der Weltmarktpreise für Rohöl für derart stark sinkende Heizöl- und Kraftstoffpreise, dass die Gesamt-Inflationsrate ein negatives Vorzeichen annahm. Wie stark die Konsumenten hierdurch entlastet werden, zeigt die ohne Heizöl und Kraftstoffe berechnete Inflationsrate. Diese lag im Juli bei plus 0,8 Prozent und damit 1,7 Prozentpunkte über der Gesamt-Inflationsrate von minus 0,9 Prozent.

Heizöl verbilligte sich im Juli gegenüber dem Vormonat um 8,1 Prozent und binnen Jahresfrist um 45,8 Prozent. Kraftstoffe kosteten durchschnittlich 5,5 Prozent weniger als im Juni und 20,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Wie volatil derzeit die Preise für Mineralölprodukte sind zeigt sich daran, dass den bis März dieses Jahres kräftig sinkenden Preisen eine Korrektur nach oben folgte, die im Juli wieder gestoppt wurde. Auch innerhalb des Monats Juli schwankten die Preise sehr stark, ohne erkennbare Tendenz. Die Preise der anderen Energieträger, Strom und Gas, blieben im Juli gegenüber dem Vormonat unverändert. Binnen Jahresfrist verteuerte sich Strom um 8,2 Prozent und Gas um 2,0 Prozent.

Die Preise für Nahrungsmittel gaben im Juli um durchschnittlich 1,8 Prozent gegenüber dem Vormonat weiter nach, sodass sich das Minus im Vorjahresvergleich auf 3,3 Prozent erhöhte. Lediglich Fleisch und Fleischwaren (plus 1,8 Prozent) sowie Fisch (plus 3,9 Prozent) wurden binnen Jahresfrist teurer. Die Preise aller übrigen Nahrungsmittel sanken im Vorjahresvergleich, allerdings unterschiedlich stark: Speisefette und -öle (minus 11,5 Prozent), Molkereiprodukte und Eier (minus 9,8 Prozent), Gemüse (minus 8,9 Prozent), Obst (minus 8,4 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (minus 0,3 Prozent).

Der Saisonwechsel und die damit einhergehenden Rabattaktionen ließen die Preise für Bekleidung im Juli um durchschnittlich 3,7 Prozent und für Schuhe um 1,7 Prozent gegenüber Juni sinken. Im Vergleich zum Juli 2008 bleib das Preisniveau für Bekleidung und Schuhe zusammen genommen unverändert.

Die Preise für Möbel und Einrichtungsgegenstände sowie für Haushaltsgeräte blieben gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt unverändert, stiegen binnen Jahresfrist jedoch um 0,2 bzw. 0,8 Prozent.

Dem längerfristigen Trend weiter folgend wurden die Güter und Leistungen der Nachrichtenübermittlung (minus 2,1 Prozent) sowie des Bereichs Unterhaltungselektronik (minus 6,0 Prozent) auch im Juli gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat wieder billiger.

Mit Beginn der Ferienzeit verteuerten sich Pauschalreisen um 14,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und die Übernachtungsangebote des hessischen Beherbergungsgewerbes um 8,3 Prozent. Im Vergleich zu 2008 mussten Urlauber für Pauschalreisen 4,5 Prozent und für Übernachtungen in Hessen 1,8 Prozent höhere Preise zahlen.

Welche Entwicklung ist für die nächsten Monate zu erwarten?
Die Preisentwicklung für Mineralölprodukte wird weiterhin sehr stark die Gesamt-Inflationsrate prägen, allerdings von August an unter anderen Voraussetzungen. Dem starken Preisanstieg in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres folgte nämlich ein ebenso drastischer Preisverfall in der zweiten Jahreshälfte 2008. Diese Entwicklung wirkt sich mit umgekehrten Vorzeichen als statistischer Basiseffekt auf die Berechnung der aktuellen Jahresteuerungsrate aus. D.h. fallende Preise im vergleichbaren Vorjahresmonat führen zu einem niedrigeren Basiswert in der Indexformel und damit im Ergebnis zu einer höheren Jahresteuerungrate. Bei in den nächsten Monaten (unterstellten) unveränderten Preisen für Heizöl und Kraftstoffe würde der die Gesamt-Inflationsrate im Juli um 1,7 Prozentpunkte dämpfende Basiseffekt monatlich geringer werden und zum Ende des Jahres vollständig verschwinden. Damit dürfte im Juli die Gesamt-Inflationsrate ihren niedrigsten Wert erreicht haben. Unter Berücksichtigung aller derzeit erkennbaren Entwicklungen bei anderen Gütern und Dienstleistungen ist für Oktober wieder mit einem positiven Wert der Gesamt-Inflationsrate zu rechnen. Auf der Grundlage dieser Einschätzungen würde die durchschnittliche Inflationsrate im Jahr 2009 in Hessen bei 0,1 oder 0,2 Prozent liegen und damit etwa das bisher niedrigste Niveau des Jahre 1986 (0,1 Prozent) erreichen.