Soziale Rehabilitation mietet Hotel Stadt Treysa
Schwalmstadt. Ankommen, auspacken, einrichten, wohlfühlen – und irgendwann auch wieder ausziehen. So nutzen Gäste ein Hotel. Meistens checken Sie ein, um etwas anderes zu erleben. Manchmal treffen sie dort Menschen, denen sie sonst nie begegnet wäre, mit denen sie aber wenigstens die Herberge gemein haben. All diese Aspekte will die Sozialpsychiatrie der Sozialen Rehabilitation für sich nutzen. Ab 1. September ist Hephata neuer Mieter des Hotel Garni Stadt Treysa in der Bahnhofstraße.
Die Nachfrage nach Hilfen für psychisch kranke Menschen hat in den vergangenen fünf Jahren stetig zugenommen. „Die Plätze, die wir vorhalten, reichen nicht mehr aus. Wir belegen jetzt schon regelhaft über“, sagt Geschäftsbereichsleiter Soziale Rehabilitation, Hartmut Meyer. Die Anmietung des Hotels Stadt Treysa soll das nun ändern. Das bisherige stationäre Wohnhaus in der Rommershäuser Hohle 16/18, das zugleich auch für tagesstrukturierende Angebote genutzt wird, soll perspektivisch nur noch Letzterem dienen. Das bedeutet, dass dort psychisch beeinträchtigte Menschen, die andernorts leben und nicht einer geregelten Arbeit in den Werkstätten nachgehen können, tagsüber betreut und gefördert werden. Zusätzlich wird auch das Betreute Wohnen der Sozialpsychiatrie in der Rommershäuser Hohle angesiedelt sein. Trotzdem behält das Haus aber seinen Status als stationäre Einrichtung der Treysaer Sozialpsychiatrie. Das derzeitige Hotel wiederum wird als neues stationäres Wohnhaus genutzt. „Die Lage im Zentrum ist attraktiv, die Bewohner können zu Fuß alle Geschäfte des täglichen Bedarfs erreichen und auch in die Werkstatt laufen.“
Zehn Einzelzimmer
Sowohl Umbau als auch Einzug der ersten Bewohner starten zum 1. September. Ausgelegt ist das Haus als Hotel für 28 Gäste in Doppel- und Einzelzimmern. Die Sozialpsychiatrie wird hingegen Einzelzimmer mit jeweils separatem Bad anbieten, insgesamt für zehn Menschen, die dort für längere Zeit leben werden. Hinzu kommen ein Krisenzimmer für Bewohner des Betreuten Wohnens oder ehemalige Klienten, die akut Hilfe benötigen. Ein Mitarbeiterzimmer für den Nachtdienst wird ebenfalls bereit gestellt. Der Frühstücksraum wird als Gemeinschaftsraum genutzt. Die vorhandene Küche und die sanitären Einrichtungen können nach kleinen Veränderungen ebenfalls weiter im Einsatz bleiben. Hartmut Meyer rechnet für die Umbauarbeiten mit Kosten in Höhe von 30.000 Euro. Zusätzlich zu den Räumlichkeiten übernimmt die Sozialpsychiatrie auch die Ausstattung des Hotels: „Das ist ein weiterer Vorteil für beide Seiten, dass wir vom Teelöffel bis zum Bettuch das Inventar übernehmen können.“ (me)
Rechnung ohne den Wirt?
Ehrlich gesagt habe ich den Artikel dreimal gelesen. Aber ganz verstanden habe ich ihn noch immer nicht. Was will Hephata denn jetzt auf die Beine stellen? Ein Hotel für psychisch Kranke? Als stationäre Wohnform oder doch eher ambulant? Fakt ist doch, dass stationäre Wohnheimplätze insbesondere aus Kostengründen schrittweise abgebaut werden. Dann müsste in diesem Artikel – der übrigens exakt wortgleich auch in den HNA zu lesen ist – doch stehen, dass auch die Sozialpsychiatrie Hephata ihre Wohnheimplätze in der Rommershäuser Hohle verlieren wird und jetzt ersatzweise versucht, einen Fuß in ambulante Betreuungsangebote des betreuten Wohnens zu bekommen.
Was bei mir aber für echtes Staunen sorgt ist der Umstand, dass Hephata bisher vom zuständigen Kostenträger noch überhaupt keine genehmigten Plätze für das ambulante betreute Wohnen psychisch Kranker bekommen hat. Ob es jemals dazu kommt, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen. Dennoch darf man mehr als gespannt sein, was die Kreativität der Sozialmanager und der sonstigen Konzeptionshandwerker im „Mutterschiff Hephata“ für den Fall X (nämlich der Nicht-Genehmigung) aus der Tüte zaubern…