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Keine Angst vor schwarz-gelben Brummern

NABU Hessen gibt Tipps zum richtigen Umgang mit Wespen

Wetzlar. Es ist Sommerzeit, auf dem Balkon- oder Gartentisch stehen Obstkuchen, Saft und Eis. Zu den Kaffeegästen gesellen sich Wespen. Der Ärger ist vorprogrammiert – einige Gäste schlagen nach den hungrigen gelb-schwarzen Fliegern und erzählen Horrorgeschichten. Nach wie vor halten viele Menschen Wespen für gefährlich. Die Liste der Vorurteile ist lang und gehört nach Ansicht des NABU ins Reich der Fabeln. So warnt der Biologe Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, vor unnötiger Aufregung: „Erst Marienkäferplage, dann Maikäferplage, jetzt Wespenplage – nicht jedes massenhafte Auftreten von Tieren ist gleich Grund zur Panik.“

„Wespen und Hornissen sind niemals grundlos aggressiv, sondern stechen nur zur Verteidigung des Nestes und ihres eigenen Lebens“, erklärt der Biologe, „lediglich die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe werden dem Menschen gelegentlich lästig. Sie nutzen die Kohlenhydrate der süßen Nahrung zu ihrer eigenen Versorgung, das Eiweiß aus den erbeuteten Insekten oder dem Grillfleisch benötigen sie zur Aufzucht ihrer Brut.“

Die Völker dieser Arten leben in großen Nestern unter der Erde oder in dunklen Hohlräumen und können bis maximal 12.000 Tiere stark sein. Zwischen Juni und August beginnen sie mit der Anzucht der Männchen und Königinnen, während die Produktion von Arbeiterinnen zum Erliegen kommt. Im August erreicht ein Wespenvolk seine maximale Bestandsgröße. Danach beginnen die Wespen durch Nahrungsmangel und sinkende Temperaturen langsam zu sterben. Spätestens im Herbst sind alle Wespen (auch die Königin) abgestorben. Nur die Jungköniginnen suchen sich für den Winter ein frostfreies Versteck und gründen im nächsten Frühjahr – meist an anderer Stelle – ein neues Nest.

Wespen leisten wichtige Dienste für Landwirte und Hobbygärtner, indem sie unerwünschte Insekten wie Raupen und Fliegen fangen. Eppler: „Bevor ein Wespennest umgesiedelt oder gar vernichtet wird, sollte man sich also überlegen, ob nicht doch ein Miteinander von Mensch und Wespenstaat möglich oder sogar sinnvoll ist.“

Tipps zum Umgang mit Wespen
„Falls sich Wespen nähern, sollte man auf keinen Fall wild um sich schlagen, sondern die Wespen sanft wegschieben“, rät Eppler. Außerdem sollten süße Speisen und Getränke im Freien abgedeckt werden, um die Wespen nicht erst anzulocken. Das gleiche gilt für Abfallbehälter insbesondere in Parks, auf Spielflächen und Schulhöfen, die geschlossen sein sollten. Sinnvoll ist es auch, nicht aus offenen Flaschen zu trinken, sondern Strohhalme zu benutzen. „Wer Kindern die Reste von Süßigkeiten aus dem Mundbereich abwischt, vermindert das Risiko eines Stichs“, erklärt der Biologe, „ebenso wer vermeidet, dort barfuß zu laufen, wo Fallobst am Boden liegt.“ Geeignete Vorhänge versperren den Wespen den Zugang zu Innenräumen.

Was tun beim Wespenstich?
Wespenstiche führen bei normalgesunden Menschen – vom Kleinkind bis zum Greis – zu einer etwa zwei Tage lang druckempfindlichen Hautschwellung an der Einstichstelle und einem anfangs ziehenden Schmerz, bedeuten aber keine weiteren Gesundheitsschäden. Gerhard Eppler rät, die Beschwerden zu lindern, indem man unmittelbar nach dem Stichereignis Salmiakgeist auf die Stichstelle einmassiert. Auch Zitronensaft oder eine halbe Zwiebel wirken lindernd. Mit Coolpacks lassen sich die Beschwerden weiter verringern.

Ein Sonderfall sind Menschen mit allergischen Reaktionen auf Wespenstiche. Diese Allergie, die drei bis fünf Prozent der Bevölkerung trifft, äußert sich in systemweiten Reaktionen, die weit über eine lokale Schwellung hinausgehen. Bei Symptomen wie Ohnmacht, Schwindel, Übelkeit oder bei Stichen im Mund sollte umgehend ärztliche Hilfe geholt werden. Personen mit bekanntermaßen allergischen Reaktionen gegenüber Wespenstichen erhalten Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Medikamente von ihrem Arzt. Eine solche Allergie lässt sich übrigens auch sehr erfolgreich behandeln. (red)