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MT in Hamburg mit zwei Gesichtern

mt-logo_origdarkredHamburg/Melsungen. Nach der schon klaren Niederlage gegen Meisterschaftsfavorit THW Kiel, musste die MT Melsungen auch im Spiel gegen den HSV Hamburg, einem weiteren heißen Titelanwärter, eine bittere Pille schlucken. Obwohl sich die Nordhessen im zweiten Durchgang berappelten, war der hohe Rückstand nach Halbzeit eins nicht mehr wett zu machen. Mit einer 26:38- (11:24)-Niederlage im Gepäck verließen sie die mit 8.100 Zuschauern ansehnlich gefüllte Hamburger Color Line Arena.

Nach sechseinhalb Minuten lagen die Gastgeber schon mit 3:0 in Führung, ehe Grigorios Sanikis den Bann brach und den ersten Treffer für die MT markierte. Ihm und seinen griechischen Landsleuten Savas Karipidis und Alexandros Vasilakis sowie Thomas Klitgaard verdankten es die Rotweissen im Wesentlichen, dass sie dem HSV auf den Fersen blieben. Über die Zwischenstationen 4:3 (10.), 7:5 (14.) und 8:6 (17.) sah es für die Gäste gar nicht mal schlecht aus. Der HSV konnte sich bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich auf seine Rückraumschützen Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic verlassen. Siebenmeter-Spezialist Hans Lindberg tat sein Übriges dazu.

Dass die MT den Abstand nicht noch weiter verringern konnte, hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Technische Fehler und damit einhergehende Ballverluste ermöglichten den Hansestädtern leichte Gegentore. Ob Torsten Jansen über Linksaußen oder Guillaume Gille und immer wieder Marcin Lijewski aus dem Rückraum – die MT-Abwehr fand einfach kein probates Mittel gegen die mit viel Schwung operierenden Hamburger. So zogen sie binnen nur fünf Minuten von 8:6 auf 14:8 (22.) davon.

Aber es sollte in diesem Durchgang noch schlimmer für die MT kommen. Denn weitere fünf Minuten später musste sie erstmalig gar einen 10-Tore-Rückstand hin nehmen (20:10, 27.). Die Abwehr schien sich ein wenig aufgegeben zu haben, sie ließ den HSV schalten und walten. Da konnte einem der nie aufsteckende Mario Kelentric im Tor schon Leid tun. Die folgenden Hamburger Tempogegenstöße über Hans Lindberg und zweimal Stefan Schröder gaben der MT moralisch den Rest. Zumindest für den ersten Durchgang, der dem Schwalb-Team mit 24:11 schon die Vorentscheidung gebracht hatte.

Die Pausenansprachen von Trainer Ryan Zinglersen und Sportchef Alexander Fölker müssen deutlich ausgefallen sein und die Spieler erreicht haben. Denn die MT zeigte mit Beginn der zweiten Hälfte ein ganz anderes Gesicht. Plötzlich besannen sich die Männer um Regisseur Nenad Vuckovic auf die kämpferischen Qualitäten, die sie bei einigen Spielen in der Saisonvorbereitung offenbart hatten. Jetzt wurde endlich auch in der Abwehr energischer zugepackt. Die Laufarbeit in der Defensive wurde erheblich verstärkt und die jeweiligen Ballhalter des HSV frühzeitig attackiert.

Das Bemühen der MT zeigte Wirkung. Die Hanseaten hatten damit wohl nicht mehr gerechnet und ließen sich nun desöfteren im Spielaufbau stören. Auf der anderen Seite erzielte die MT dadurch Ballgewinne, die sie jeweils erfolgreich in Treffer ummünzen konnte. Vor allem Franck Junillon und Alexandros Vasilakis nahmen den neu entfachten Elan mit in den Angriff und überwanden Hamburgs Schlussmann Johannes Bitter mehrere Male.

So gelang es der MT tatsächlich, dem Favoriten Paroli zu bieten und die zweite Hälfte sogar mit 15:14 zu ihren Gunsten zu entscheiden. Dass der HSV seinen hohen Vorsprung aber nicht wirklich hergeben musste, lag unter anderem an der Explosion ihres Neuzugangs am Kreis. Igor Vori, kroatischer Vizeweltmeister, erzielte alle seine sechs Tore in der letzten Viertelstunde des Spiels, und zwar ohne einen einzigen Fehlversuch.

Aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte konnten die Nordhessen die Color Line Arena am Ende doch noch mit erhobenen Köpfen verlassen – und mit der Erkenntnis, einem der heissen Meisterschaftsfavoriten zumindest 30 Minuten lang ebenbürtig gewesen zu sein.

Statistik:

HSV Hamburg – MT Melsungen 38:26 (24:11)

HSV Hamburg: Bitter (15 Paraden, 1.-60.); Sandström (2/2 P., bei drei Siebenmetern eingewechselt); M. Lijewski 8, Lindberg 6/5, Vori 6, Lackovic 4, Schröder 4, Jansen 3, G. Gille 3, Duvnjak 2, Flohr 1, K. Lijewski 1, Grundsten n.e., Schliedermann n.e.

MT Melsungen: Kelentric (9 P, 1.-21, 31-60..), Lechte (1 P, 21.-30.) – Herold n.e.; Vasilakis 6/2, Junillon 5, Klitgaard 5, Karipidis 3/3, Vuckovic 2, Tellander 2, Sanikis 2, Schöngarth 1, Brovko, Tzimourtos., Danner.

Siebenmeter: 5/5 – 5/7 (Karipidis scheitert zwei Mal an Sandström)

Zeitstrafen: 1 – 2 (Jansen – Vasilakis, Vuckovic)

Schiedsrichter:
Robert Schulze / Tobias Tönnies (Magdeburg/Dodendorf)

Zuschauer:
8.100, Color Line Arena Hamburg

Spielfilm:
1:0 (1.), 3:0 (7.), 3:1 (7.), 5:3 (11.), 6:3 (12.), 9:6 (18.), 11:6 (19.), 14:9 (23.), 17:9 (24.), 17:10 (25.), 23:10 (30.), 23:11 (30.), 24:11 (30.) – 24:13 (32.), 25:13 (35.), 25:16 (37.), 26:16 (38.), 26:18 (40.), 29:18 (46.), 29:21 (49.), 31:21 (51.), 34:24 (57.), 36:24 (59.), 38:26 (60.)

Stimmen zum Spiel:
Ryan Zinglersen (Trainer MT Melsungen):
Glückwunsch an den HSV zu diesem verdienten Sieg. Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell und explosiv diese Mannschaft schon in dieser frühen Saisonphase spielt. Mit unserer eigenen Leistung in der ersten Halbzeit bin ich natürlich überhaupt nicht zufrieden. Wir haben in der Pause gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann und das hat die Mannschaft dann auch umgesetzt. So entsprach die zweite Hälfte zumindest in Ansätzen meinen Vorstellungen von Abwehrarbeit. Schade, dass wir unseren vielen mitgereisten Fans kein besseres Ergebnis gezeigt haben. Ihre Unterstützung war auf jeden Fall wichtig. Mit den beiden Niederlagen gegen Kiel und Hamburg können wir umgehen, denn wir wussten schon lange vorher, was auf uns zukommt. Jetzt müssen wir uns auf die kommenden Gegner konzentrieren, gegen die wir reelle Chance haben.

Savas Karipidis (Rechtsaußen MT Melsungen): Das war eine deutliche Niederlage gegen eine starke Mannschaft. Ich selber habe heute einen schwachen Tag erwischt und ärgere mich darüber sehr. Aber wir werden uns nicht verunsichern lassen. Das Spiel ist ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen. Wir haben nun die Spiele gegen zwei Topfavoriten hinter uns gebracht und dabei teilweise Lehrstunden erteilt bekommen. Jetzt sind wir wach und schauen nach vorn Am kommenden Samstag wollen wir zuhause gegen Balingen unsere ersten Punkte holen.

Martin Schwalb (Trainer HSV Handball):
Wir sind sehr froh über diesen Sieg, aber wir wissen auch, dass gerade die erste Halbzeit nicht der Maßstab für eine Beurteilung sein kann. Dass wirklich jeder Wurf sitzt, ist nicht normal. Aber ich freue mich, dass wir eine Halbzeit lang so spielen konnten, in der zweiten hätten es gern noch ein paar Prozent mehr sein dürfen. Aber hier muss man auch die Leistungssteigerung der MT anerkennen.

Christian Fitzek (Sportlicher Leiter HSV Handball):
In der zweiten Halbzeit, als der Spielfluss etwas ins Stocken geriet, hatte ich das Gefühl, dass die Fans noch lauter wurden als vor der Pause. Das hat uns nochmal einen Schub für die Schlussphase gegeben. Überhaupt ist es toll, dass das Team schon im September, wo traditionell die Leute noch nicht so im Thema Handball drin sind, solch eine tolle Unterstützung erhalten haben.