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„Zukunft des Automobils“ im Blickpunkt

Nordhessen. Die Mobilitätswirtschaft ist der zentrale Motor für Wachstum und Beschäftigung in Nordhessen. Dabei kommt allein dem Volkswagen-Werk mit rund 13.000 Beschäftigten und über 60.000 direkt oder indirekt profitierenden Einwohnern eine herausragende Rolle zu. Im Zuge der aktuellen Krise hat die Automobilindustrie weltweit mit Abstand die größten Umsatzeinbrüche registriert. Und „es wird einige Jahre dauern, bis wir wieder das alte Niveau erreicht haben“, sagte Prof. Dr.-Ing. Werner Neubauer, Markenvorstand der Volkswagen AG am gestrigen Abend vor rund 300 Gästen. Sie waren auf Einladung von Pro Nordhessen in das E.ON-Foyer gekommen, denn auf dem Programm des diesjährigen Herbst-Events von Pro Nordhessen stand ein hochaktuelles Thema: Die Zukunft des Automobils.

Wohin die Reise geht, hatte bereits Dr. Henrich Wilckens, Vorstandsmitglied von E.ON Mitte, in seiner Begrüßung angedeutet: „Das Elektro-Auto ist der wichtigste Zukunftstrend“, sagte er. Nach Einschätzung des VW-Vorstandsmitglieds Neubauer, der auch das neue Baukastenprinzip seines Unternehmens erläuterte („die geistige Schatzkammer von VW“), hat sich die deutsche und europäische Automobilbranche auf einer Vielzahl von Entwicklungen und Trends einzustellen. Weltweit sei ein starker Verdrängungswettbewerb im Gang, Autos aus Indien und China würden billige Importe auf die Märkte drängen, „hier kommt etwas auf uns zu, was wir nicht unterschätzen dürfen“, so Neubauer. Im übrigen habe auch VW erkennen müssen, dass es einen nachhaltigen  „Trend zum down-sizing“, also letztlich zu kleineren Fahrzeugen gebe, wobei dieser Trend nicht mehr von der Technik, sondern von  der Gesellschaft getrieben werde: „Große Fahrzeuge werden bald unsozial wie Pelzmäntel sein“, prophezeite Neubauer. Er geht auch davon aus, dass Elektro-Autos auf dem Vormarsch sind, zumal „Gesetze und Fördermaßen den Trend zu alternativen Techniken fördern“. Für das Elektro-Auto fehle allerdings noch „die wirtschaftliche Lösung“.

Nach den Worten von Dr. Erhard Oehm, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hessen-Thüringen , erwarten die Autofahrer, „dass unsere Autos umweltfreundlich, praxistauglich und bezahlbar bleiben“. Mit  Blick auf die begrenzten fossilen Energien sieht auch er die Notwendigkeit für alternative Entwicklungen im Automobil-Sektor. „Regenerative Energiequellen könnten nicht nur zu mehr Kostenstabilität und damit nachhaltiger Mobilität beitragen, sondern auch für einen besseren Klimaschutz sorgen“, sagte Oehm. Wenn es gelinge, eine praxistaugliche Akkutechnik zu entwickeln, stehe der flächendeckenden Nutzung von Elektro-Autos nichts mehr im Wege.

Den „visionären Optimismus“ mochte Peter René Borowsky, Geschäftsführer der Bo-NaFaTec GmbH & Co KG als Vertreter der Zulieferer von Automobilherstellern nicht teilen. Die neuen Technologien seien zwar „spannend“, aber allemal für Zulieferbetriebe „betriebwirtschaftlich problematisch“. Denn mit neuen Technologien seien neue Anforderungen und somit auch Aufwendungen für Forschung und Entwicklung verbunden, „die wir selbst tragen müssen“. Der „Innovationsdruck auf uns ist mindestens so groß wie auf die Autobauer“, sagte Borowsky.

Im Publikum gab es viel Lob für die Veranstaltung –  nach dem Thema „Weltmarkt-Teilnehmer aus Nordhessen“ (2007) und „Zukunft der Energieversorgung“ in  2008 war es bereits das dritte  „Herbst-Event“, das von Pro Nordhessen organisiert und mit Top-Themen und Top-Referenten besetzt wurde. Dr. Klaus Lukuas, langjähriger Vorstandsvorsitzender von Pro Nordhessen, hatte zu Beginn der Veranstaltung noch einmal die Ziele des Vereins skizziert: „Es gehe Pro Nordhessen als Förderverein der Region und Gesellschafter des Regionalmanagements vor allem darum, die Stärken der Region hervorzuheben und die Wirtschaftskraft zu stärken“, sagte er. Die „Herbst-Events“ seien dazu da, aktuelle Themen aus der Arbeit des Regionalmanagements aufzugreifen und eine Plattform für hochkarätigen Informationsaustausch zu bieten. (red)