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MT gegen Minden: Über den Kampf zum Erfolg

nenad-vuckovicKassel. Nach sechzig spannenden Minuten lag die MT Melsungen im Spiel gegen GWD Minden vor 1.967 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle hauchdünn vorn, musste aber trotzdem noch um den doppelten Punktgewinn  bangen. Erst als Stephan Just mit dem letzten Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit am Melsunger Abwehrblock scheiterte, war der 28:27 (12:13)-Erfolg unter Dach und Fach.

Beiden Teams war zu Beginn ihre Nervosität anzumerken. Melsungen nach drei Niederlagen in Folge im Zugzwang, Minden im festen Glauben, hier wie in Großwallstadt punkten zu können. Und so bestimmte Hektik die Anfangsphase. Keine Minute war absolviert, als die Gäste den ersten Siebenmeter zugesprochen bekamen. Den Aljoscha Schmidt gegen Mario Kelentric aber nicht verwerten konnte. Zur Melsunger Führung reichte es trotzdem nicht, weil Alexandros Vasilakis nur den Pfosten traf. Den Abpraller nahm Schmidt auf, machte seinen Fehler sofort wieder gut und schloss seinen Tempogegenstoß mit dem Führungstreffer für GWD ab. Franck Junillon setzte in der Folge seinen ersten Wurfversuch genauso über den Kasten wie anschließend Damian Wleklak.

Melsungen brauchte mehrere Minuten, um ins Spiel zu finden. Ohne Vladica Stojanovic (Knieverletzung) und Daniel Tellander (schwere Grippe), Thomas Klitgaard nach Krankheit noch geschwächt nur auf der Bank sitzend, lief das Zusammenspiel längst nicht so, wie sich Trainer Ryan Zinglersen das gewünscht hatte. Aber die Einstellung stimmte, so dass Minden die vielen Unsicherheiten nicht nutzen konnte. Außerdem lief Nenad Vuckovic, der für Stojanovic die Spielmacherposition übernahm, schon früh zu ganz großer Form auf. Dreimal egalisierte der Serbe die Mindener Torvorlage, bevor er die MT mit seinem vierten Treffer in Folge erstmals in Führung warf. Alexandros Vasilakis baute nach elf Minuten zum 5:3 aus, doch die dadurch erhoffte Ruhe im Spiel wollte sich nicht einstellen.

Gerade als Ryan Zinglersen reagieren wollte und Grigorios Sanikis Franck Junillon im Angriff ersetzen sollte, antwortete der Franzose mit einem Traumpass auf Felix Danner an den Kreis, das der zum 6:4 nutzte. Nach je einem weiteren Tor auf beiden Seiten handelte auch Richard Ratka. Unzufrieden mit dem Defensivspiel seiner Mannschaft beorderte er nach einer Viertelstunde Evars Klesniks für den deckungsschwachen Wleklak nach hinten, der Pole durfte nur noch in der Vorwärtsbewegung ran. Und auch den bis dahin völlig indisponierten Nikolas Katsigiannis ersetzte er durch Svenn Erik Medhus, der aber zunächst keine wesentlich bessere Figur abgab als sein Vorgänger.

Erst eine Umstellung in der Abwehr brachte Minden wieder in die Spur und stellte Melsungen vor einige Probleme. Zinglersen brachte nach dem 8:8-Ausgleich den grippegeschwächten Thomas Klitgaard im Angriff, vertraute Dalibor Anusic in der Deckung. Felix Danner, dem nach gutem Beginn Mindens Kreisläufer Anders Henriksson dreimal entwischt war, bekam eine Verschnaufpause auf der Bank. Das fruchtete aber nur bedingt, denn Anusic holte sich direkt nach der neuerlichen Führung durch Sanikis eine Strafe ab. GWD nutzte die Überzahl und egalisierte nicht nur, sondern drehte das Spiel mit zwei Toren von Klesniks und Schmidt. Medhus verbuchte nach 22 Minuten endlich die erste Parade gegen einen Brovka-Heber, Wleklak legte zum 11:9 für die Gäste nach. Grund genug für Ryan Zinglersen, die grüne Karte zur Auszeit zu legen und seiner Mannschaft den Ernst der Lage klar zu machen.

Mit mäßigem Erfolg. Denn nach wie vor hatten die Bartenwetzer Probleme mit einer sehr offensiven Deckung, aus der Wleklak gegen Vasilakis und Schäpsmeier gegen Sanikis immer wieder herauskamen, um den Spielfluss der Hausherren empfindlich zu stören. Nur die individuelle Klasse der MT-Angreifer verhinderte eine höhere Führung der Gäste zur Pause, die immerhin noch den knappen 12:13-Vorsprung mit in die Kabine nehmen konnten.

Unverändert das Bild in der zweiten Hälfte. Beide Kontrahenten schenkten sich nichts, Torerfolge wurden meist schon im Gegenzug beantwortet. Allerdings nicht gerade im Eiltempo. Fast alle Angriffszüge wurden lange ausgespielt, wobei vor allem die Gäste die Geduld der knapp 2.000 Zuschauer oft strapazierten. Inzwischen war auch Stephan Just im Spiel, der die Zahl der Feldspieler beim Gast auf acht steigerte. Bis zur 43. Minute fielen die Treffer im Wechsel: Minden legte vor, Melsungen glich aus. Dann aber kam die Zeit von Felix Danner. Der lange Junioren-Nationalspieler brachte sein Team nach einer herrlicher Parade von Mario Kelentric gegen Moritz Schäpsmeier per schnellen Gegenstoß erstmals wieder mit 19:18 in Führung.

Nenad Vuckovic bekam nach seinem zehnten Tor eine Verschnaufpause auf der Bank, Sanikis übernahm den Part auf der Mittelposition. Eine Maßnahme, die GWD überhaupt nicht schmeckte. Der Grieche traf gleich per Sprungwurf zum 20:19. Die Einwechslung von Jens Schöngarth für Alexandros Vasilakis machte sich ebenfalls sofort bemerkbar. Melsungens Deckung stand plötzlich besser und verschaffte Mario Kelentric Luft sich von Minute zu Minute zu steigern. Als schließlich noch Ivan Brovka vorgezogen an der Spitze einer 5:1-Deckung gegen Damian Wleklak agierte, lief plötzlich nichts mehr bei den Grün-Weißen. Kelentric parierte einen abgefälschten Wurf von Just, Danner bedankte sich nach Anspiel von Junillon mit dem 21:19. Der nächste Angriffsversuch von Minden über Wleklak endete im Fangnetz hinter dem Melsunger Tor, erneut Danner verwertete den schnellen Gegenzug zur ersten drei-Tore-Führung für seine Mannschaft. Geschlagen war Minden damit aber noch lange nicht. Das Ratka-Team fing sich wieder und hielt dagegen. Just, Schmidt und Klesniks schafften noch einmal den Anschluss zum 23:22, doch auch die MT konnte noch eine Schippe nachlegen. Sanikis und Schöngarth mit herrlichem Schlagwurf in den langen Winkel stellten den alten Abstand wieder her.

Genau 120 Sekunden waren noch zu spielen, als Mario Kelentric beim Stand von 27:25 und in Unterzahl seiner Mannschaft – Danner saß eine Strafe ab – spektakulär gegen Moritz Schäpsmeier ins Seitenaus rettete, der von Rechtsaußen frei zum Wurf kam. Und noch 100 Sekunden, als der Kroate nicht weniger gekonnt auch gegen Aljoscha Schmidt Sieger blieb. Nach dem 28:25 durch Grigorios Sanikis feierten die rot-weißen Fans schon die vermeintlich sicher scheinenden zwei Punkte. Da waren noch 75 Sekunden zu absolvieren.

Was dann geschah, hätte die Nordhessen fast noch um den verdienten Lohn ihrer Bemühungen gebracht. Stephan Just verkürzte auf 28:26, Minden sucht sein Heil anschließend in offener Manndeckung. Mit Erfolg. Der Ball wurde zurück erkämpft, Ingimundarson traf zum Anschluss. Da waren es noch 22 Sekunden. Bei 59:42 Minuten unterbrachen die Schiedsrichter, weil Dimitrios Tzimourtos über seinen Gegenspieler gestolpert war, vier Sekunden darauf unterbrach Ryan Zinglersen die Partie mit einer letzten Auszeit. Bei eigenem Ballbesitz sollte das eigentlich reichen.

Tat es aber nicht. Weil Ivan Brovka, zu dem der Ball nach Wiederanpfiff gespielt wurde, entweder dachte, dass es sowieso geschafft sei, oder aber es zu abgeklärt und genussvoll mit einem letzten Treffer zu Ende bringen wollte. Der sonst so nervenstarke Flügelflitzer fand jedoch in Nikolas Katsigiannis seinen Meister – acht Sekunden vor Ultimo. Genug Zeit für GWD, einen letzten Angriffsversuch in Richtung Punktgewinn zu starten. Doch der endet in Person von Aljoscha Schmidt am Boden, niedergezwungen von einer verzweifelt zupackenden Melsunger Abwehr. Trotzdem blieb eine kleine Chance durch den fälligen Freiwurf, den Stephan Just nach Ablauf der Spielzeit direkt ausführen musste. Doch sein Versuch, den Ball flach rechts an der Melsunger Abwehrwand vorbei zu ziehen, endete ausgerechnet am Bein von Ivan Brovka. Der damit trotz seines beinahe fatalen Aussetzers kurz vor Schluss letztendlich wohl einer der Glücklichsten in der Halle war.

Stimmen zum Spiel
Richard Ratka:
Gratulation an Melsungen zum Sieg. Das war eine ganz enge Kiste heute. Wir haben für unsere Verhältnisse und Möglichkeiten absolut am oberen Limit gespielt. Vor allem in der ersten Hälfte haben wir gut, klar und diszipliniert unser Spiel durchgezogen. Unzufrieden war ich nur mit der Deckung, die wir nicht so dicht halten konnten wie wir uns das vorgenommen hatten. Melsungen hatte einige Tore aus zehn, elf Metern, die wir nicht hatten. Außerdem hatten unsere Torhüter heute nicht ihren besten Tag erwischt. Das hat den Unterschied dann ausgemacht. In der zweiten Hälfte haben wir zwei, drei klare Einwurfchancen ausgelassen, und sind so leider auf die Verliererstraße geraten.

Ryan Zinglersen: Das war ein gutes Spiel heute, bei dem uns die Zuschauer sehr geholfen haben. Dafür müssen wir uns bedanken. Aber die Mannschaft hat auch über die ganzen 60 Minuten gekämpft ohne Ende. Alle haben zusammen gehalten. Es war ganz egal wer die Tore gemacht hat, die ganze Bank hat immer gemeinsam gejubelt. So muss das sein. In der Vorbereitung haben wir schon gesehen, das Minden den Ball schnell macht. Und dass wir deshalb nur über den Kampf kommen können. Mit drei Kranken und einem Verletzten war die Vorbereitung nicht optimal. Deshalb bin ich nicht nur mit dem Ergebnis zufrieden, sondern auch mit der kollektiven Einstellung. Besonders herausheben möchte ich einen unserer jungen Spieler. Felix Danner hat ein ganz starkes Spiel gemacht. Ich bin sicher, dass wir an ihm in Zukunft noch viel Freude haben werden.

Statistik
MT Melsungen – TSV GWD Minden 28:27 (12:13)

MT Melsungen: Kelentric (18 P.), Lechte (bei einem 7m); Brovka 3, Schöngarth 1, Junillon 1, Klitgaard, Anusic, Tzimourtos, Vasilakis 2, Treutler (n.e.), Danner 6, Sanikis 5, Aagaard, Vuckovic 10/4.

GWD Minden: Katsigiannis (2 P.), Medhus (6 P.); Klesniks 2, Henriksson 3, Gylfason, Helmdach (n.e.), Just 3, Schäpsmeier 5, Wleklak 4, Schmidt 8/4, Ingimundarsson 2, Kunisch (n.e.), Bagats (n.e.).

SR: Colin Hartmann (Magdeburg) / Stefan Schneider (Irxleben)

Zeitstrafen: 6 – 6 (Anusic 19:49 60:00, Danner 57:11 – Klesniks 14:41 53:52, Schäpsmeier 47:49)

Strafwürfe: 4/4 – 5/4 (Schmidt scheitert an Kelentric, 1. Min.)

Spielfilm: 0:1 (3.), 3:3 (6.), 4:3 (9.), 6:5 (12.), 7:6 (15.), 9:9 (21.), 9:11 (24.), 11:11 (27.), 12:13 (HZ); 13:13 (33.), 16:16 (39.), 17:18 (42.), 20:19 (45.), 21:19 (48.), 23:22 (51.), 26:23 (54.), 27:24 (57.), 28:27 (EN).

Zuschauer: 1.967 in der Rothenbach-Halle, Kassel