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MT-Lemgo: Toll gekämpft aber keine Punkte

mt-schoengarthKassel/Melsungen. Die MT Melsungen muss sich nach einem kämpferisch starken Auftritt dem TBV Lemgo mit 28:31 (14:16) vor 2.981 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle geschlagen geben. Lange Zeit konnte die auf Platz 13 rangierende MT das Spiel gegen den Tabellensechsten auf Augenhöhe führen. Nach dem Melsunger Auftakt zum 1:0 durch Tzimourtos hatte Nenad Vuckovic die Chance, per Strafwurf auf 2:0 zu erhöhen, scheiterte aber am Pfosten. Stattdessen glich Glandorf aus (5. Min.). Im Gegenzug machte Vuckovic seinen Siebenmeter-Patzer wett und traf zum 2:1.

Bis zur 15. Minute wechselten die Führungen ständig, ehe sich Melsungen nach Treffern von Tzimourtos (Siebenmeter) und Junillon erstmals auf zwei Tore absetzen konnte (8:6). Das war für Gästetrainer Volker Mudrow offenbar ein Alarmsignal und er suchte den Melsunger Vorwärtsdrang per Team-Timeout zu stoppen. Das aber fruchtete zunächst nicht. Denn Brovka, erneut Tzimourtos und Klitgaard stellten – nur unterbrochen von einem Glandorf-Treffer – auf 10:7. Gespielt waren bis dahin exakt 17 Minuten und es hatte den Anschein, dass das Rezept von MT-Coach Zinglersen aufgehen sollte.

Er hatte seine Aufstellung nach Abwehrkriterien ausgewählt, der zunächst die in den vergangenen Spielen vor allem in der Offensive stark auftrumpfenden Sanikis und Danner zum Opfer fielen. Die Hintermannschaft funktionierte in der Tat recht gut, bekam allerdings den immer stärker werdenden Glandorf überhaupt nicht in den Griff. Der Linkshänder hatte von den den sieben Lemgoer Treffern allein vier selber erzielt und er war es auch, der sein Team bis zur Pause mit drei weiteren Toren wieder auf Kurs brachte. Unterstützt wurde er dabei von Mocsai, Kehrmann, Svavarsson und dem frisch von der Bank gekommenen Kraus. So gelang es Lemgo, bis zur 26. Minute den Spieß umzudrehen und seinerseits mit 13:15 in Führung zu gehen. MT-Trainer Zinglersen, der zwischenzeitlich Robert Lechte für Mario Kelentric ins Tor und Grigorios Sanikis für Franck Junillon auf Halblinks beordert hatte, nahm die fällige Auszeit. Dann drohte nach einem weiteren Tor durch Kraus sogar ein Drei-Tore-Rückstand zur Halbzeit. Aber ein in letzter Sekunde beherzt abgefeuerter Ball von Vasilakis fand sein Ziel – 14:16, Pausenpfiff.

Zurück auf dem Feld erwischten die Ostwestfalen, besser gesagt Holger Glandorf, einen Auftakt nach Maß. Der lange Schlaks traf zum 14:17 und zum 14:18. Obwohl die Hausherren immer noch von einer Sonderbewachung des inzwischen neunfachen Torschützen absahen, ließen sie erkennen, dass sie das Feld nicht kampflos räumen würden. Vasilakis aus dem Rückraum und der inzwischen eingewechselte Danner vom Kreis verkürzten auf 16:18 (36.). Auf der anderen Seite wechselte Lemgo die Keeper – für Martin Galia kam nun Carsten Lichtlein. Und der Nationaltorwart sollte auch gleich den erhofften Rückhalt bieten. Das strahlte auch auf seine Vorderleute ab. Die Melsunger Rückraumreihe biss sich an der zusehends dichter gestaffelten Abwehr die Zähne aus. Aber sehr geschickt wurde in dieser Phase der Weg über Nahwurfzone gesucht. Thomas Klitgaard, bzw. Felix Danner am Kreis nutzten die Gelegenheiten, entweder selber zum Torwurf zu kommen oder Siebenmeter heraus zu holen. Schade aus MT-Sicht, dass beim 17:20 (39.) Alexandros Vasilakis einen Strafwurf neben das Tor von Lichtlein setzte.

mt-agaardBesser machte es drei Minuten später Mikkel Aagaard, der zwischenzeitlich Tzimourtos auf Rechtsaußen ersetzt hatte. Der Neuzugang trifft per Siebenmeter zum 19:21 und die Partie scheint wieder völlig offen. Die MT kämpft verbissen weiter. Schöngarth, der Vasilakis auf Halbrechts abgelöst hat, verkürzt sowohl zum 22:24 als auch zum 23:25. Doch Lemgo hat mit Svavarsson, Mocsai und mehrfach Glandorf immer die passende Antwort. Als Letztgenannter beim 24:27 (51.) sein persönliches Dutzend voll macht, scheint der abgezocktere der beiden Kontrahenten bereits auf die Siegerstraße einzubiegen. Das will die jetzt von den knapp 3.000 Zuschauern, allesamt stehend, nach vorne gepeitschte MT aber nicht einfach so hinnehmen.

56 Minuten sind gespielt, als Melsungens Mikkel Holm Aagaard per Heber den 2,02 m großen Carsten Lichtlein von der Siebenmeterlinie aus zum 28:29 Anschlusstreffer überwindet. Die MT und die in diesem Moment die Rothenbach-Halle in einen Hexenkessel verwandelnden Fans wittern Morgenluft. Ein Punktgewinn gegen das favorisierte Team von Trainer Volker Mudrow ist praktisch zum Greifen nah. Zumal Lemgos Rechtsaußen Florian Kehrmann aufgrund einer Zeitstrafe vom Platz muss und die MT in der folgenden Überzahl eine gute Chance für den Ausgleich erhält.

Den hat Youngster Jens Schöngarth, der bis dahin mit drei herrlichen Treffern und einigen sehr guten Kreisanspielen zu gefallen wusste, förmlich auf der Hand. Aber der Junioren-Nationalspieler bringt den Ball nicht an Lichtlein vorbei. Mehr Glück hat im Gegenzug Lemgos “Mimi” Kraus, der das Leder nach exakt 57:30 gespielten Minuten zum vorentscheidenden 28:30 im MT-Tor versenkt.

Das Anrennen der Zinglersen-Schützlinge gegen die Lemgoer Abwehr in den verbleibenden zweieinhalb Minuten brachte nichts mehr und als der zurück gekehrte Kehrmann gut 50 Sekunden später auf 28:31 erhöht, ist die Partie vollends gelaufen. Trotz der Niederlage feierten die Fans Ihre MT mit standing ovations, die sich die Mannschaft aufgrund einer hervorragenden kämpferischen Einstellung redlich verdient hatte.

Trainerstimmen zum Spiel
Volker Mudrow, TBV Lemgo:
Natürlich bin ich zufrieden, dass wir hier gewonnen haben. Wir wussten um die Schwere der Aufgabe, weil einerseits Melsungen eine starke Mannschaft hat, und wir andererseits etwas dezimiert waren. Außerdem hat sich Lemgo in den letzten Jahren hier immer schwer getan. Aber alle Spieler waren über 60 Minuten bis in die Haarspitzen motiviert. Das war sehr gut. Einstellung und Kampfkraft, davon bin ich überzeugt, waren spielentscheidend. Obwohl uns längst nicht alles gelungen ist. Wir haben zum Beispiel den Kreisläufer über die gesamte Spielzeit nicht unter Kontrolle gebracht. Bei 27:28 und kurz danach der Strafe für Kehrmann hätte das Spiel dann tatsächlich noch kippen können. Da hat die Mannschaft in einer ganz wichtigen Phase die Nerven behalten. Deshalb haben wir am Ende, statt noch zu verlieren, das Spiel mit drei Toren gewinnen können. Das stimmt mich positiv, auch weil es eine Mannschaftsleistung war. Herausheben muss man trotzdem natürlich Glandorf mit 13 Toren und Kraus, der wegen Krankheit vier Tage nicht richtig trainieren konnte und trotzdem in der zweiten Halbzeit ganz wichtige Tore gemacht hat.

Ryan Zinglersen, MT Melsungen: Glückwunsch zum Sieg an Lemgo. Ich meine trotz der Niederlage, dass das unsere beste Angriffsleistung in dieser Saison war. Der Ball lief oft bis auf die Außen, und wir haben auch freie Tore vom Kreis gemacht. Das hat mir gut gefallen. Schade, dass es nicht zu einem Punkt gereicht hat. Ich bin aber auch zufrieden mit der kämpferischen Leistung von meinen Spielern. Das Spiel hätte kippen können, als Schöngarth bei Überzahl ganz frei vorn war. Man weiß nicht, was passiert wäre wenn er getroffen hätte. Aber niemand macht ihm einen Vorwurf, er hat ansonsten sehr stark gespiellt. Aber dann macht Lemgo eben das 30. Tor statt wir den 29:29-Ausgleich. Bis dahin war ich sehr zufrieden, weil das eine starke Kollektivleistung war. Das war ein Schritt in die richtige Richtung für mich und für diese Philosophie, die wir bei der MT weiterführen sollten. Wir wußten natürlich, dass Glandorf und Kraus die stärksten Spieler bei Lemgo sind. Aber Glandorf hatte einen dieser Tage, wo einfach alles klappt. Wir haben es mit Manndeckung gegen ihn versucht, aber da hatte dann Kraus sehr viel Platz. Diese zwei Spieler haben wir nicht in den Griff bekommen. Insgesamt bin ich zwar zufrieden mit meiner Mannschaft, aber dafür gibt es leider keine Punkte.

Statistik

MT Melsungen – TBV Lemgo 28:31 (14:16)

MT Melsungen: Kelentric (4 P.), Lechte (7 P.); Brovka 1, Schöngarth 3, Junillon 2, Klitgaard 3, Anusic, Tellander (n.e.), Tzimourtos 2, Vasilakis 7/3, Danner 1, Sanikis 2, Aagaard 4/2, Vuckovic 3.

TBV Lemgo: Lichtlein, Galia; Kraus 7/2, Glandorf 13, Schmetz, Kehrmann 2, Binder 1, Mocsai 4, Strobel 1, Hermann, Svavarsson 3, Kubes.

SR: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg)

Zeitstrafen: 4 – 4 (Klitgaard 29:03, Junillon 44:07 – Svavarsson 08:27, Kehrmann 54:54)

Strafwürfe: 7/5 – 2/2 (Vuckovic wirft an den Pfosten, 01:45 Min.; Vasilakis wirft neben das Tor, 38:53 Min.)

Zuschauer: 2.981 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielfilm: 1:0 (3.), 2:2 (6.), 4:4 (9.), 6:6 (12.), 9:7 (15.), 10:8 (18.), 11:11 (21.), 13:13 (24.), 13:15 (27.), 14:16 (HZ), 15:18 (33.), 16:19 (36.), 17:20 (39.), 20:21 (42.), 21:24 (45.), 24:26 (48.), 24:28 (51.), 27:29 (54.), 28:29 (57.), 28:31 (EN)