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Klug, sozial und gut gelaunt durch Musik

Musikalische Frühförderung in den Gudensberger Kindergärten

kiga-gudensbergGudensberg. Musikalische Frühförderung ist normalerweise kostenpflichtig. Anders ist das in Gudensberg. Seit Oktober kommen regelmäßig Lehrerinnen der Musikschule Schwalm-Eder Nord in die drei Kindergärten im Graben- und Kastanienweg sowie der Großen Binde. Helle Aufregung und Vorfreude herrscht dann bei den Vierjährigen, die mit Instrumenten wie Xylophonen und Rasseln schon sehnsüchtig bereit stehen und loslegen wollen. „Zunächst improvisieren die Kinder, probieren aus. Später erfinden sie Zeichen für ihre Klänge und lernen auch die herkömmliche Notenschrift kennen“, erklärt Musikschullehrerin Bärbel Dingel. Klatschen, Patschen, Stampfen, Rennen: Rhythmische Bewegung und Tanz gehören zu einer Unterrichtsstunde ebenso dazu wie zum Beispiel das Basteln eigener Instrumente. Natürlich haben die Mädchen und Jungen  auch Gelegenheit, Geige, Cello, Gitarre oder Klavier zu testen.

Neben Bärbel Dingel unterrichtet als Musikschullehrerinnen auch Susanne Schale. Die Musikpädagogen leiten zurzeit nicht nur vier Kindergartengruppen, sondern auch die Erzieherinnen in den Gudensberger Kindergärten an. Denn sie sollen Anregungen für ihre spätere musikalische Arbeit mit den Kindern bekommen. „Die Kosten für das Projekt, das in der Region einmalig und vorerst auf ein Jahr begrenzt ist, übernimmt die Stadt“, erläutert Carmen Linsing, Leiterin der Gudensberger Kindergärten. „Wir sind froh, unseren Mädchen und Jungen ein so tolles Angebot machen zu können.“ Ziel ist, schon bei den Jüngsten die Freude am Musizieren zu wecken. Sie sollen lernen, kreativ und sensibel mit Musik umzugehen und auf einen späteren Instrumentalunterricht vorbereitet werden.

„Bildung von Anfang an, das formuliert der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan als Forderung ausdrücklich“, erläutert Frank Börner, büroleitender Beamter der Stadt Gudensberg. „Seit dem Kindergarten- und Schuljahr 2008/2009 wird der Plan sukzessive in Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und möglichst vielen weiteren Lernorten des Elementar- und Primarbereichs umgesetzt. Jedes Kind in Hessen soll möglichst früh, möglichst optimal und nachhaltig gefördert werden. Die musikalische Früherziehung in Gudensberg bietet eine solche Chance für unsere Kinder“, so Börner. Dass aktives Musizieren sogar die Intelligenz fördert, hat eine sechsjährige Langzeitstudie an einer Berliner Schule ergeben. Musizierende, die bei ihrer ersten Unterrichtsstunde jünger als sieben Jahre waren, verfügen über einen besseren Informationsaustausch zwischen den Gehirnhälften: Der Balken, der rechte und linke Hirnhälfte miteinander verbindet, ist bei ihnen größer. Festgestellt wurde, dass musizierende Kinder einen IQ-Anstieg um bis zu sechs Punkten erreichten, vor allem im räumlich-mathematischen Bereich. Zugleich konnten sie ihren sozialen Status verbessern.

Auch andere Studien belegen, dass mit dem Musizieren eine schnellere intellektuelle Reifung einhergeht. Musik macht vermutlich also tatsächlich klüger und sozial kompetenter. Voraussetzung dafür ist allerdings das aktive Musizieren – wie in den Gudensberger Kindergärten praktiziert. Passive Berieselung  mit Musik hingegen zeigt keinen Erfolg. (red)