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Kaiser Wilhelm im Millennium-Baum

Jubiläum: Im Oktober 1999 wurden in Hephata 24 Apfelbäume gepflanzt

hephata-baeumeSchwalmstadt-Treysa. Die Frucht vom Baum der Erkenntnis gibt es in Hephata Diakonie Schwalmstadt ungestraft – seit zehn Jahren. Am Reformationstag 1999 starteten das Gemeinschaftswerk Evangelischer Publizistik (gep) und die Nordelbische Kirche unter dem Motto „Bäume der Hoffnung“ eine bundesweite Pflanzaktion. Kirchengemeinden, Kommunen und Verbände beteiligten sich daran. Die Auftaktveranstaltung fand in Hephata statt.

Der Ertrag ist gut. Förderschule, Tagesbetreuung und Wohngruppen ernten die Früchte der 24 alten hochstämmigen Apfelsorten, die um den Spielplatz an der Ludwig-Braun-Schule und den Wohngruppen „Am alten Gutshof“ wachsen, regelmäßig fürs Gelee-Kochen. In diesem Jahr pflückten sie Jubiläumsfrüchte: Denn die Apfelbäume wurden zum Reformationstag der Jahrtausendwende gepflanzt. Sie dienen als Symbole für Mut und Zukunft. Frei nach dem Martin Luther zugeschriebenen Satz „Und wenn morgen die Welt unterginge, pflanzte ich heute noch ein Apfelbäumchen“, entschlossen sich 1999 hunderte von kommunalen und kirchlichen Einrichtungen in ganz Deutschland, Apfelbäume zu pflanzen. Die Auftaktveranstaltung dazu fand am 28. Oktober in Hephata statt: Hier hatten 1945 auf der Treysaer Kirchenkonferenz Vertreter von 24 Landeskirchen die Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschlossen.

Heute ist Horst Kurz, Arbeitsgruppenleiter Gärtnerei, für die Pflege der Bäume zuständig. Er selbst verwendet die Äpfel für den Erntedank-Teppich in der Hephata-Kirche. Und: „Ich bin auch schon von Gärtnerkollegen für Edelreis zum Pfropfen angefragt worden.“ Denn die 24 Millennium-Bäume beinhalten Sorten, die heute nur noch selten in den Gärten zu finden sind. Schneiderapfel, Schöner von Herrnhut, Purpurroter Cousinot, Horneburger Pfannkuchenapfel oder Biesterfelder Renette sind einige der klangvollen Namen. „Vom Geschmack ist die Alkmene mein Liebling“, sagt Horst Kurz. „Das ist ein süß-säuerlicher Apfel mit viel Aroma.“ Vom Geschmack her hat Kurz seinen Favoriten, vom Wuchs her sind ihm alle gleich lieb. „Mit jetzt zehn Jahren befinden sie sich noch im Erziehungsschnitt. Da muss man einen Hut durch die Äste werfen können, da müssen Licht und Luft drankommen.“ Einmal im Jahr rückt er den Bäumen deswegen an die Borke. Ansonsten werden sie nach ökologischen Gesichtspunkten gepflegt, ohne Dünger und chemische Parasitenbekämpfung.

Von den ursprünglich 24 Stämmen gingen trotz aller Fürsorge zwei ein. Sie wurden mit ebenbürtigen Nachfolgern ersetzt, seitdem baumeln die in der Reha-Werkstatt Fritzlar gefertigten Namensschilder wieder komplett in den Ästen. Nicht, dass Kurz sie benötigen würde. Aber für alle anderen, die mal an den Bäumen der Erkenntnis naschen, ist es doch schon gut zu wissen, ob sie gerade Kaiser Wilhelm oder dem Gelben Richard ins Bäckchen beißen. (me)