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MT-Athleten überzeugten bei Hallenmeisterschaften

Melsungen. Jahr für Jahr ist es das gleiche Spiel. Wenn das Meisterschaftswochenende der Schülerinnen und Schüler für den Leichtathletik-Kreis Schwalm-Eder unterm Hallendach vorüber ist und alle Meistertitel vergeben sind, dann gilt es kurz inne zu halten und Bilanz zu ziehen.  Es stellen sich immer die gleichen Fragen: Waren es gute oder schlechte Titelkämpfe?  Wie sind die Aussichten für die Landes-Hallenmeisterschaften und für die Freiluftsaison?  Wer hat überrascht, wer hat enttäuscht? Wo sind neue Namen? Gab es bekannte Meister? Man könnte es sich mit der Beantwortung dieser Frage ganz einfach machen und sagen: „Es war ganz okay!“ Aber die vielfältige Sportart Leichtathletik verlangt eine differenzierte Betrachtung. Viele Kleinigkeiten sind bei dieser Bewertung zu beachten.

Wieder stellen sich Fragen: Waren alle Top-Leute am Start? Gab es Verletzte oder Kranke, die nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren? Welchen Stellenwert nimmt die Hallensaison im Trainingsplan ein? Wird ein langfristiger Aufbau nur kurzzeitig unterbrochen oder gibt es eine gezieltere Vorbereitung? Und welche Störfaktoren sind im Vorfeld aufgetreten? In den Ergebnislisten stehen nur die nackten Zahlen, aber dahinter verbergen sich viele Geschichten …

Der Melsunger Leichtathletik-Abteilungsleiter Hans-Jörg Engler will bei diesen Hallenmeisterschaften in der Melsunger Stadtsporthalle alles in allem eine „gesunde Mischung“ gesehen haben. Der 46-Jährige sprach von einem „vielfältigen Bild, was die Zuschauer auf den Rängen erlebt haben. In der Kombination von sehr guten Leistungen und normalen Meisterschaftsresultaten sowie von erwarteten und unerwarteten Siegern.“

Diese Kreis-Hallentitelkämpfe waren auch die Meisterschaften der „Altmeister“, zu denen beispielsweise  Robin Kästner, Tobias Stang, Robin Hohmann,  Karolin Siebert und Jan Ullrich gehören, die in den letzten Jahren immer wieder einen Titel unter dem Hallendach gewinnen konnten. Auch der „Titelhamster“ ist momentan in der Melsunger Leichtathletik nicht vom Aussterben bedroht. Dafür sorgten Katharina Wagner und Janina Rohde, die je dreimal gewinnen konnten.

Für den Überraschungsmoment sorgte aber Tobias Stang im Weitsprung der M15. Wer hätte gedacht, dass das Melsunger Mittelstrecken-Ass  dem Spangenberger  Raphael Strube die „Titel-Beute“ vor der Nase wegschnappen würde? Immerhin gehörte das Spangenberger Sprungtalent im Vorjahr mit 5,77 m   zu den TOP-FIVE in Hessen und hatte damit einen halben Meter Vorsprung vor dem Schüler aus Malsfeld.  Tobias Stang steigerte sich nach zwei ungültigen Sprüngen auf die neue Bestweite von 5,38 Meter und verdrängte Raphael Strube (5,14 m) auf Rang zwei.

Im 50m-Sprint der M15 zeigte sich Robin Hohmann stark verbessert und teilte sich mit 6,7 Sekunden den Meistertitel mit Raphael Strube. Schade, dass die beiden schnellen Schüler nicht in einem gemeinsamen Lauf antreten konnten.

In der abschließenden Melsunger Staffel, wo ein Quartett vier, drei, zwei und eine Runde zurücklegen musste, lieferten die Melsunger A-Schüler den zum Teil fünf Jahre älteren Jugendlichen aus Spangenberg einen erbitterten Zweikampf.  Robin Hohmann ließ den Spangenberger Mittelstreckenläufer Björn Schreck auf den vier Runden keine Chance und übergab das Staffelholz mit einem klaren Vorsprung an Tobias Stang.  Auch dieser ließ gegen den 18jährigen Kevin Krah nichts anbrennen und baute die Melsunger Führung sogar noch aus.  Michael Hiob, der nach langer Verletzungspause seinen ersten Hallenwettkampf bestritt, war jedoch nicht in der Lage, den antrittsschnellen Kevin Heckmann Paroli zu bieten, so dass er überholt wurde. Der Melsunger Schlussläufer Jan Ullrich konnte gegen Raphael Strube nichts mehr ausrichten. So siegte das Spangenberger Quartett in 3:04,0 Minuten vor den Melsunger Schülern, die zwei Sekunden später die Ziellinie erreichten.

Bei den Mädchen lieferten sich die beiden Melsunger Staffeln einen spannenden Zweikampf bis auf die Ziellinie. Stefanie Klein, Karolin Siebert, Katharina Wagner und Franziska Sommerlade liefen 3:33,0 Minuten und erreichten genau die gleiche Zeit wie die B-Jugendlichen Celine Kühnert, Stefanie Gille, Viktoria Mand und Lara Voetgen.

Bei den A-Schülerinnen meldete sich Katharina Wagner nach gesundheitlichen Beschwerden mit drei Siegen zurück. Obwohl sie noch einen großen Trainingsrückstand aufweist und immer noch angeschlagen wirkte, hielt  sie im 50m-Sprint dem Ansturm der Konkurrenz aus Schwalmstadt und Spangenberg stand. In 7,1 Sekunden setzte sie sich drei Tage vor ihrem 15. Geburtstag vom Start weg an die Spitze und hielt Marie Weitzel (7,2) und Rabea Pöppe  (7,3) in Schach. Sie war allerdings mit ihrer Zeit nicht zufrieden. „Ich konnte die letzten acht Wochen fast nicht trainieren, das hat mich doch sehr zurückgeworfen“, erzählte die hessische Hallenmeisterin im 60m-Sprint von 2009.  Auch im Weitsprung erzielte sie mit 4,75  Meter die größte Tagesweite und sprang damit sogar weiter als die Siegerin bei der weiblichen Jugend A.

Die zweite Landes-Hallenmeisterin von 2009,  Karolin Siebert, setzte mit dem souverän herausgelaufenen Titelgewinn in 2:41,5  Minuten vor Margret Puhl (2:45,9) und Judith Entzeroth aus Spangenberg (2:53,4 Min.) das vorläufige i-Tüpfelchen auf eine bislang gute Hallensaison. „Eigentlich wollte ich keinen lang gezogenen Spurt machen“, sagte sie nach dem Rennen, „aber ich hatte den Schwung und bin dann einfach durchgelaufen“. „An eine Medaille möchte ich jetzt noch nicht denken, zunächst einmal muss ich den Endlauf erreichen“, sagte die 13jährige Karolin in Hinblick auf die Landes-Hallen-meisterschaften der Schülerinnen und Schüler am 14. März in Frankfurt.

Im 50m-Sprint der M14 beeindruckte Doppelkreismeister Jan Ullrich mit 6,9 Sekunden. Jan, der in den letzten Wochen einige Zentimeter an Körpergröße zugelegt hatte,  lag im Ziel 0,6 Sekunden vor dem zweitplatzierten Läufer und setzte sich auch im Weitsprung souverän durch.

Für die B-Schülerin Janina Rohde sollten diese Hallen-Titelkämpfe ein erster Test für die Landes-Hallenmeisterschaften der A-Schülerinnen werden, wo sie die Qualifikationsnorm des Hessischen Landesverbandes im Kugelstoßen erreicht hatte. Die Mehrkämpferin sollte in Melsungen gegen eine starke Konkurrenz ihre persönliche Bestleistung steigern und somit die Kugel über die Zehn-Meter-Marke wuchten. Deshalb startete sie bei den A-Schülerinnen – immerhin waren mit Franziska Müller und  Emma Pudens (beide Borken) sowie mit Judith Entzeroth (Spangenberg) drei Mädchen vertreten, die die Kugel bereits über die 9m-Meter-Marke gestoßen hatten. Janina imponierte einen Tag nach ihrem 13. Geburtstag in ihrem ersten Wettkampf bei den A-Schülerinnen mit der persönlichen Bestweite von 10,10 Meter und belegte hinter Franziska Müller den zweiten Platz. In den nächsten Trainingseinheiten bis Ende Februar wird man sehen, ob Janina Rohde in Richtung 11 Meter marschiert.  „Mein Ziel ist am Ende des Jahres den 13 Jahre alten Kreis-Hallenrekord von Katrin Klecka (MT Melsungen) zu verbessern, der seit dem 05.02.1987 bei 10,99 Meter steht“, sagte die hochmotivierte dreifache Hallen-Kreismeisterin, die wesentlich dazu beitrug, dass die 4×1-Rundenstaffel der Melsunger B-Schülerinnen vor den Schülerinnen aus Gensungen als Erste die Ziellinie erreichten.

Bei der weiblichen Jugend B sorgte die 15-jährige Celine Kühnert für eine große Überraschung im Weitsprung. Nach einem spannenden Wettkampf setzte sie sich mit 4,53 Meter gegenüber Ann-Christin Höhne (Geismar) mit einem Zentimeter Vorsprung durch. Die B-Jugendliche aus Geismar hatte im Vorjahr als beste Leistung 5,24 Meter erzielt und lag damit fast 40 Zentimeter vor der Dreisprungspezialistin.

Bei der männlichen Jugend B meldete sich Robin Kästner nach einer zehnwöchigen Wettkampfabstinenz mit einem Sieg im Weitsprung (5,40 m) zurück.

Nach diesen Hallenmeisterschaften wurde wieder eines deutlich: Bei den Melsunger Nachwuchsathleten ist wieder eine Bewegung erkennbar. Auch wenn die absoluten Spitzenleistungen noch fehlen, so tut sich doch einiges. „Mit einigen Jahresbestleistungen ist der erhoffte Leistungsschub sicher ausreichend dokumentiert“, resümierte Trainer Alwin J. Wagner und hofft, dass er mit einer großen Anzahl seiner Schülerinnen und Schüler zu den Landesmeisterschaften fahren kann. (ajw)

Fotos:  Eric Ullrich