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Mit dem Talker zum Kaffeeklatsch

Neue Serie zur Dezentralisierung – Teil 2: Unterstützte Kommunikation

Schwalmstadt-Treysa. Die AG Bildsprache wurde 2007 im Geschäftsbereich Behindertenhilfe ins Leben gerufen, mit dem Ziel, einheitliche Alternativen zur gesprochenen Sprache zu schaffen. Und damit auch für Menschen mit Beeinträchtigung mehr Selbstständigkeit und Integration zu ermöglichen. Im Zuge der Dezentralisierung und Kooperation der Hephata Behindertenhilfe mit der Aktion Mensch, bei der in einem Zeitraum von zehn Jahren zirka 300 Bewohner des Hephata-Geländes die Möglichkeit erhalten, in neue, moderne Wohnobjekte in der Region zu ziehen, nimmt die so genannte Unterstützte Kommunikation nun eine Schlüsselrolle ein. „Der Umzug per se ist nicht integrativ, es gehört noch mehr dazu. Teilhabe ohne Dialog und Kommunikation ist nicht möglich“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Dorike Hentrich (31). Die Teamleiterin des Wohnverbunds Zoar und der Tagesstätte Kompass koordiniert im Geschäftsbereich Behindertenhilfe die Aufgaben der AG Bildsprache. Zwar gab es die AG schon vor der Kooperation mit der Aktion Mensch, jetzt ist ihre Arbeit aber noch zielgerichteter und notwendiger geworden. Denn: Wer kommunizieren kann, kann Gedanken und Wünsche äußern. Wer Symbole lesen kann, kann sich gut zurecht finden. Beides sind Grundlagen für ein selbstbestimmteres Leben.

Entstanden ist die Arbeitsgruppe aus der Praxis. Mitarbeitende in den Wohngruppen hatten vor  drei Jahren die Idee für die ersten Tages- und Wochenpläne, die Menschen mit Kommunikationseinschränkungen mittels Symbolen einen Überblick über Termine und Aktivitäten verschaffen. Jedoch gestalteten die Wohngruppen diese damals noch in Eigenregie. Zogen dann Bewohner um oder gingen nach der Schule in die Werkstätten, wurden sie oft mit anderen Symbolen und Bildern konfrontiert. Es fehlte die einheitliche Linie, die die AG Bildsprache nun seit 2007 immer deutlicher zieht. Zum einen für die Unterstützte Kommunikation (UK) in Form von vereinheitlichten Symbolen, Gestik, Mimik, Gebärden und bei elektronischen Geräten. Zum anderen auch in Form von leichter Sprache, beispielsweise in kurzen Sätzen und mit einfachen Wörtern. Seit Anfang 2009 leitet Dorike Hentrich die Arbeitsgruppe.

Netzwerk für alle
In der AG sitzen aus jedem Wohnbereich der Behindertenhilfe, für die Werkstätten, Tagesstätten, Kultur und Bildung sowie aus den drei Standorten der Förderschule Hephatas und für die Wohnberatung insgesamt neun Vertreter. Sechs der Mitglieder haben die Berechtigung, auf Anfragen neue Symbole zu entwickeln, die dann per Computer ins Netzwerk gestellt und für alle Einrichtungen der Behindertenhilfe und Förderschule nutzbar sind. Zusätzlich leitet jedes Mitglied in seinem Bereich einen so genannten Kreis für Unterstützte Kommunikation. „Wir versuchen so, ein breites Bewusstsein für das Thema zu schaffen“ sagt Hentrich. Ein weiterer Baustein dazu sind auf Bewohnerseite die alle sechs Wochen stattfindenden Praxistreffs der AG, in denen leichte Sprache und UK praktisch veranschaulicht werden. Im Zuge der Kooperation mit der Aktion Mensch kommen aber auch verstärkt die Schulungen der Mitarbeitenden, Vorträge auf Bereichskonferenzen und in den Werkstätten dazu. Denn: Der Mitarbeitende vor Ort muss genau schauen, welche individuelle Hilfe welcher Bewohner braucht. Das kann beim einen ein neuer Text für den Talker sein, mit dessen Hilfe er die Nachbarn zum Kaffee einlädt. Beim anderen können das neue Symbole sein, um beim Einkauf deutlich zu machen, was er möchte. „Die Bewohner werden noch viele kleine Kommunikationshilfen brauchen, um sich beteiligen zu können. Die wollen wir ihnen geben.“ (me)