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„Wir leben heute“

Erika Manthey nach 26 Jahren an der Fachschule der Akademie in Altersteilzeit

Schwalmstadt-Treysa. „Hoffentlich schaffe ich das noch alles!“ Die Prüfungsthemen mussten raus, ins Archiv wollte sie noch mal, die Beurteilung der Auszubildenden schreiben – für die letzten beiden Arbeitstage hatte sich Erika Manthey (63) einiges vorgenommen. Und dann war’s das. Nach 26 Jahren an der Fachschule der Hephata-Akademie für soziale Berufe ging die kaufmännische Angestellte Ende Februar in die passive Phase der Altersteilzeit. „Auch wenn man durch den Umgang mit den jungen Leuten jung geblieben ist, merke ich, dass es der richtige Zeitpunkt ist, zu gehen. Ich bin abends kaputt.“ Deswegen freut sich die 63-Jährige darauf, gemeinsam mit ihrem Mann ausprobieren zu können, „was der dritte Lebensabschnitt so bringt“. Denn auch der Diplom-Sozialpädagoge in Diensten der Sozialen Rehabilitation  ging jetzt in die Altersteilzeit.

So, wie Erika Manthey ging, kam sie auch von Hannover nach Hephata: Mit Ehemann Jürgen, der damals in der Jugendhilfe eine Stelle als Erzieher antrat. Gemeinsam wohnten sie mit ihrem neunjährigen Sohn und den Jugendlichen in der Außenwohngruppe in Allendorf. Sie hatte ihre Stelle in Hannover aufgegeben, um mitgehen zu können und war zunächst arbeitslos. Zum 1. März 1984 trat Erika Manthey dann ihre Stelle im Büro der Fachschule an. „Als ich angefangen habe, gab es nur die Diakonen- und Erzieherausbildung, 1986 kamen dann die Heilpädagogen dazu.“ Damals gab es noch zwei Erzieher-Klassen mit 50 Plätzen. „Wir hatten Aufnahmeverfahren mit 100 Bewerbern und trotzdem eine familiäre Atmosphäre. Das waren tolle Zeiten.“

Parallel zum Ausbau der Angebote der Akademie wurden ihre Wochenarbeitsstunden aufgestockt; seit Hephata 1996 zum Fachhochschul-Standort wurde, arbeitete sie 35 Stunden in der Woche. Hinter dem Sekretariatstresen der Akademie war die 63-Jährige primär für die Fachschüler Sachbearbeiterin, Informationsstelle, Kummerkasten und Berufsberaterin. „Für mich waren immer die jungen Menschen wichtig. Dass sie hier eine gute Ausbildung bekommen und ich ihnen behilflich bin.“ Viele dankten ihr nach dem Abschluss mit Blumen und Händedruck, nachdem Mütter ihr zuvor am Telefon das Herz ausgeschüttet hatten. „Das hat für mich dazu gehört.“

Und was kommt jetzt? „Ich will das jetzt erstmal sacken lassen, für mich Abschied nehmen. Was heute ist, ist wichtig“, das war schon immer ihr Lebensmotto. Große Pläne gibt es noch nicht. Opernhaus, Museen – das steht mit Sicherheit regelmäßig an. Bestimmt wird sie auch länger schlafen, vielleicht auch wieder joggen gehen, Pilates machen. „Vielleicht setze ich mich ohne schlechtes Gewissen auch einfach mal in die Ecke und lese ein Buch.“ Und dann sind da auch noch die Fahrräder und die Ostsee. So oder so: „Ich kann gut gehen.“ Seit dem 1. Februar hat Ulrike Kissel Erika Mantheys Nachfolge angetreten, Diana Wiegand wird ab 1. April die zweite Hälfte der dann ganzen Stelle besetzen. „Ich sehe, dass alles gut weitergeht, das ist beruhigend.“ (me)