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MT zeigt in Lemgo zwei Gesichter

Melsungen/Lemgo. Die Begegnung zwischen dem TBV Lemgo und der MT Melsungen am 27. Spieltag der TOYOTA Handball-Bundesliga endete mit einem entsprechend der Tabellenkonstellation standesgemäßen 35:30 (21:13) Erfolg der Ostwestfalen. Vor 4.012 Zuschauern zeigte sich der Achtplatzierte hellwach und steuerte nach den ersten 30 Minuten einem Kantersieg entgegen. Doch die auf Rang 13 liegenden Nordhessen drehten mit einer vehementen kämpferischen Steigerung im zweiten Durchgang den Spieß um und kamen zwischenzeitlich noch bis auf vier Tore heran. Holprig hatte die Partie in der Lipperland-Halle für beide Teams begonnen. Hüben wie drüben endete der jeweils erste Angriff mit Ballverlust. Als erstes berappelten sich aber die Hausherren und gingen durch Preiß mit 1:0 in Führung. Als Melsungen daraufhin erneut vertändelte, stellte Kubes auf 2:0 (2.). Vasilakis war es dann vorbehalten, den Knoten bei der MT zum Platzen zu bringen (2:1; 3.). Und Lemgo antwortete prompt – Bechtloff und erneut Preiß erhöhten auf 4:1 (5.).

Schon in diesen ersten Minuten wurde deutlich, dass die Rollen auf dem Feld klar verteilt waren. Lemgo, bis auf Geirsson in Bestbesetzung, spulte routiniert sein Programm ab. Gestützt auf eine aufmerksame Abwehr mit Ilyes und Kubes als Bollwerk in der Mitte, entwickelten die Schützlinge von Trainer Mudrow ein engagiertes Spiel nach vorne, bei dem stets der Drang zum Tor klar erkennbar war. Auf der anderen Seite Melsungen, das bis auf den nicht rechtzeitig vom Nationalmannschaftslehrgang zurückgekehrten Stojanovic ebenfalls in Bestbesetzung antrat, aber bei weitem nicht so druckvoll agierte, wie der Gastgeber. Kelentric, der schon in der Auftaktphase einige Male kalt erwischt worden war, bot nicht den gewohnten Rückhalt. Dabei konnte er umgekehrt aber auch nicht auf seine Vorderleute bauen. Die MT-Abwehr kam desöfteren einen Schritt zu spät und agierte nicht konsequent genug. Als fruchtbar hingegen erwies sich  Trainer Zinglersens Vorgabe, den Schwerpunkt am eigenen Sechs-Meter-Raum in Richtung Holger Glandorf zu setzen. Der Linkshänder, der die MT im Hinspiel mit 13 Treffern fast alleine abgeschossen hatte, wurde diesmal besser in Schach gehalten.

Insgesamt hatte der TBV aber stets Oberwasser. Als er nach gut zehn Minuten auf 9:4 davon gezogen war, reagierte Zinglersen mit einem Team Timeout. Die erhoffte Wende blieb jedoch aus. Die Fünf-Tore Differenz zugunsten von Kraus & Co. hatte auch die folgenden acht Minuten Bestand (14:9; 18.). Auf jeden MT-Treffer hatte Lemgo einfach die passende Antwort parat – und wenn es per Siebenmeter war (Kraus). Aber es kam für die Nordhessen noch schlimmer. Innerhalb von nur sechs Minuten mussten sie weitere sechs Nackenschläge in Folge einstecken und gerieten dadurch sogar mit 10 Toren in Rückstand (20:10; 24.). Da fiel der vergebene Strafwurf von Vuckovic (traf nur die Latte) kaum ins Gewicht.

Zuvor war Lechte für Kelentric ins Tor gekommen. Auf Halblinks ersetzte Sanikis Junillon, da der Franzose mit Verdacht auf Fingerbruch vom Feld musste. Schöngarth übernahm den Part von Vasilakis im rechten Rückraum und auf Rechtsaußen spielte Tzimourtos für Karipidis. Auf der anderen Seite tauschte Lemgo nur auf Halbrechts – Glandorf ging für Hermann raus. Bis zum Pausenpfiff gelang es der MT – obwohl sich die frischen Leute von der Bank schnell zurecht fanden (Lechte parierte sogar einen Strafwurf von Kraus) – den Abstand lediglich um zwei Tore zu reduzieren. Das auf der Anzeigentafel der Lipperland-Halle aufleuchtende 21:13 ließ die Lemgoer zufrieden in die Kabinen gehen (vor allem den achtfachen Torschützen Kraus) und die Melsunger mit steinernen Mienen frustriert hinterher trotten.

Den zweiten Durchgang ließ MT-Trainer Zinglersen wieder mit der Besetzung beginnen, die den ersten beendet hatte. Dabei vertraten in der Abwehr Anusic und Danner die beiden Offensivkräfte Sanikis und Vuckovic. Auch, wenn es sich zunächst nicht sonderlich im Zwischenstand niederschlug, muss man der MT mit dem Wiederanpfiff eine zunehmend kämpferische Note bescheinigen. Und zwar in Angriff und Abwehr. Apropos: Im Tor steigerte sich weiter Robert Lechte, und zeigte bisweilen Glanztaten gegen frei vor ihm auftauchende Lemgoer.

Erhöhte Schlagzahl war dann auf beiden Seiten plötzlich von den jeweiligen Halbrechten zu beobachten. Für Lemgo donnerte Hermann zweimal unnachahmlich das Leder ins Tor und nicht weniger kraftvoll tat dies Schöngarth für Melsungen. Seine Treffer zum 26:19 und zum 26:20 gegen den inzwischen für Lichtlein im Tor stehenden Galia, gefolgt von Klitgaards 26:21 (41.), ließen bei den Rotweißen sogar erstmalig zarte Hoffnungen auf eine Wende keimen. Kein Wunder, dass Lemgos Coach Mudrow zur Grünen Karte griff, um der immer kesser aufspielenden MT Einhalt zu gebieten. Danach konterte zwar gleich Spielmacher Strobel zum 27:21, aber ein griechischer Doppelschlag (Vasilakis und Tzimourtos) brachte die MT sogar auf 27:23 heran (46.).

Melsungen hätte dieses Hoch durchaus noch weiter ausbauen können. Vor allem, weil in dieser Phase Lechte immer stärker hält. Erst pariert er gegen den freistehenden Kehrmann, wird dann beim Siebenmeter von Kraus nur per Nachwurf bezwungen, und vereitelt anschließend den Strafwurf von Schmetz. Aber im Angriff schleichen sich nun Fehler ein. Mal ein überhasteter Wurf, mal ein Anspiel, das nicht ankommt, manchmal einfach Pech im Abschluss. Und diese kleinen Schwächeleien nutzt Lemgo gleich mehrfach per Konter zu einfachen Toren. Unter anderem sorgen so Bechtloff und Kehrmann bis zur 55. Minute zur 33:26-Führung.

Aber die MT gibt sich noch nicht auf, sondern schlägt zurück. Beim 34:30, nach Toren von zweimal Vasilakis, Tellander und Vuckovic, zeigt die Hallenuhr noch zwei Minuten und sieben Sekunden Restspielzeit an. Dann hält Lechte erneut spektakulär einen Wurf von Kehrmann. Der Lemgoer Außen bleibt benommen am Boden liegen. Der Ball ist inzwischen mit einem langen Pass bei dem zum Gegenstoß gestarteten Tellander angekommen. Und der verwandelt zum 34:31. Aber das Tor wird von den Referees nicht anerkannt. Stattdessen deuten sie an, sie hätten das Spiel kurz zuvor unterbrochen. Lemgos Mocsai bleibt das letzte Tor des Abends zum 35:30-Endstand vorbehalten.

Fazit: Lemgo hat das druckvollere und routiniertere Spiel abgeliefert und deshalb verdient gewonnen. Hätte die MT Melsungen den Einsatz und das kämpferische Element aus der zweiten Halbzeit auch schon im ersten Durchgang gezeigt, wäre das Spiel ganz sicher spannender, weil ausgeglichener verlaufen.

Stimmen zum Spiel
Volker Mudrow, TBV-Trainer:
Wir haben bis zur 28. Minute ein sehr gutes Spiel gesehen. Aber dann haben sich auf unserer Seite mehr und mehr Nachlässigkeiten eingeschlichen. Ich hoffe nicht, dass die Spieler schon das bevorstehende Europapokalspiel in den Köpfen hatten. Insgesamt mit ich mit dem Ergebnis natürlich zufrieden.

Ryan Zinglersen, MT-Trainer:
Glückwunsch zum Sieg an den TBV. Wir haben eine schwache erste Halbzeit gespielt und dabei nicht die Einstellung gezeigt, die man erwarten darf. In der zweiten Hälfte waren Einstellung und Kampf da und schon lief es besser – vor allem in der Abwehr. Schade, dass wir dann dort die ganze Zeit auf Franck Junillon verzichten mussten. Er hat sich wahrscheinlich den Finger gebrochen.

Statistik
TBV Lemgo – MT Melsungen 35:30 (21:13)

TBV: Lichtlein, Galia – Kraus 11/5, Ilyes 1, Preiß 3, Bechtloff 5, Glandorf 3, Schmetz, Kehrmann 3, Mocsai 2, Strobel 2, Hermann 4, Svavarsson, Kubes 1.

MT: Kelentric, Lechte (ab 21.) – Brovka, Schöngarth 3, Junillon 2, Klitgaard 6, Anusic, Tellander 1, Tzimourtos 2, Vasilakis 9/2, Danner, Sanikis 2, Karipidis, Vuckovic 5.

SR: Christian Moles / Lutz Pittner (Heddesheim / Hemsbach)

Zeitstrafen: 2 – 3 (2x Ilyes – Klitgaard, Anusic, Danner)

Strafwürfe: 8/5 – 3/2 (Kraus scheitert an Lechte, 29. u. 46. Min.; Schmetz scheitert an Lechte, 50. Min. – Vuckovic trifft die Latte, 21. Min.)

Zuschauer: 4.012, Lipperland-Halle, Lemgo

Spielfilm: 2:1 (3.), 5:3 (6.), 7:4 (9.), 10:5 (12.), 12:8 (15.), 15:9 (18.), 17:9 (21.), 20:10 (24.), 21:11 (27.), 21:13 (HZ), 22:14 (33.), 25:17 (36.), 26:19 (39.), 27:21 (42.), 27:23 (45.), 29:24 (48.), 30:25 (51.), 32:26 (54.), 34:28 (57.), 35:30 (EN).