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Als 15-Jährige KZ und Zwangsarbeit überlebt

Zeitzeugin in der Drei-Burgen-Schule Felsberg

Felsberg. Als 15-jähriges Mädchen musste die Jüdin Blanka Pudler, die heute in Budapest lebt, schwere und gefährliche Arbeit in der Sprengstofffabrik im nahegelegenen Hessisch Lichtenau leisten. In der letzten Woche, mehr als 65 Jahre später, kehrte sie als 81-Jährige nach Deutschland zurück, um vor Schülern an Schulen in Nordhessen über ihr Schicksal zu berichten. Dabei war sie auch zu Gast an der Drei-Burgen-Schule in Felsberg.

„Als Blanka Pudler die Bücherei betrat, war es ganz still. Keiner wagte auch nur ein einziges Wort zu sagen. Als sie Platz nahm und zu erzählen begann, hörte man nicht einmal mehr seinen Sitznachbarn atmen,“ berichten Schüler der Klasse G10b nach der Veranstaltung. Was Blanka Pudler erzählt lässt den Atem stocken und macht Betroffenheit bei den Jugendlichen deutlich. Wenn sie aus ihrem Leben berichtet, durchlebt sie jedes Mal wieder, was damals mit ihr passierte. „Heute haben wir einen bewegenden Einblick in das Leben von Blanka Pudler bekommen“, waren sich die Jugendlichen einig.

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1944 gemeinsam mit vielen Tausend anderen ungarischer Juden nach Auschwitz verschleppt. Drei Tage dauerte die Fahrt in Viehwaggons. Es gab nicht genug Wasser und Luft, einige starben bereits auf dem Transport. In Auschwitz wurde Blanka von ihren Eltern getrennt, die sie nie wieder sah. Ihre Mutter wurde kurz nach der Ankunft in Auschwitz in der Gaskammer ermordet, ihren Vater verschleppte man nach Dachau, wo er an den Folgen von Zwangsarbeit und Entbehrungen starb. Die 15-Jährige Blanka wurde nach sieben schrecklichen Wochen in Auschwitz gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Aranka und 1000 anderen Jüdinnen nach Hessisch Lichtenau gebracht. Dort mussten sie schwere und gefährliche Arbeit in einer Rüstungsfabrik verrichten. Vor allem das Füllen von Bomben und Granaten mit dem heißen und flüssigen Sprengstoff TNT war ihre Aufgabe. Im Lager kamen weitere Entbehrungen und Misshandlungen durch die SS-Wachmannschaft hinzu.

Ende März 1945 wurde das Lager evakuiert und man schickte die Frauen auf einen vierwöchigen „Todesmarsch“. Völlig erschöpft und von KZ-Haft und Zwangsarbeit gezeichnet befreiten amerikanische Truppen Blanka Pudler gemeinsam mit ihrer Schwester am 25. April 1945 in der Nähe von Leipzig. Seit dieser Zeit lebt Blanka Pudler in Budapest. „Es hat jahrelang gedauert, bis wir uns mit der Ermordung unserer Eltern, dem Zerfall unseres Zuhauses abfinden, und bis wir uns ein neues Heim erschaffen konnten. Es quälen mich noch oft Alpträume von unserer gemeinsamen, grausamen Vergangenheit,“ erzählt Blanka Pudler.

Sie ist nicht gekommen, um anzuklagen, das macht sie im Gespräch mit den jungen Leuten deutlich. Ob sie keinen Hass gegen die Deutschen hege, will eine Schülerin wissen. „ Hass habe ich nur gegen die, die mir das damals angetan haben. Die heutige Generation in Deutschland ist nicht verantwortlich dafür,“ gibt sie zur Antwort. Sie möchte Brücken bauen, setzt sich für Verständigung zwischen Völkern und Nationen ein. „Sie bat uns auf den Frieden in Deutschland zu achten, da es wichtig sei, dass sich die Jugend dafür einsetze, dass so etwas nie wieder passiert“, berichteten die Schüler und weiter erzählten sie: „Nachdem wir aus der Bücherei in die Klasse kamen unterhielten wir uns über das, was sie uns erzählt hatte und waren bestürzt darüber, was diese Frau erleiden musste. Wir bewunderten sie für ihren Mut, vor uns darüber zu sprechen.“ (red)