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Mieten oder bauen – die Dezentralisierung Hephatas

Schwalmstadt-Treysa. Uwe Schwalm, Zentralbereichsleiter „Bau + Technik“, hat die technische Koordination bei der Kooperation von Behindertenhilfe und Aktion Mensch übernommen. Ziel der Kooperation ist es, dass innerhalb von zehn Jahren bis zu 300 Bewohner des Hephata-Geländes in Treysa die Möglichkeit haben, in modernere gemeindeintegrierte Wohnobjekte der Region zu ziehen. Doch diese 300 Plätze müssen erst mal gefunden oder gebaut werden. Und das zu den besonderen Konditionen eines nach der Hessischen Bauordnung definierten Sonderbaus.

Variante eins sieht so aus: Die Standortfrage für die neuen dezentralen Wohnungen und Häuser klärt die Behindertenhilfe. Oft haben die Mitarbeitenden schon ein bestimmtes Gebäude oder einen Standort im Auge. Doch macht es auch Sinn, dieses zu mieten? Oder sollte die Behindertenhilfe lieber die Finger davon lassen – eine Antwort darauf versucht Uwe Schwalm mit seinen Mitarbeitenden zu finden. Dafür macht er sich in einer Baubesichtigung einen ersten Eindruck, versucht abzuschätzen, was an Umbauarbeiten anfallen und was diese kosten würden. Beispielsweise: Was wäre nötig, um das Gebäude barrierefrei zu bekommen? Ist das Objekt nach der Schätzung dann immer noch für den Geschäftsbereich Behindertenhilfe interessant, gibt es Gespräche mit Gesundheits- und Veterinäramt, mit der Heimaufsicht Hessen, dem Brand- und vielleicht auch Denkmalschutz, in denen diese ihre konkreten Anforderungen formulieren? Ist ein zweites Treppenhaus als Fluchtweg nötig oder können die Bewohner im Ernstfall über einen Dachausstieg das Haus verlassen? Sind die Zimmer groß genug? Erst dann wird eine Kaufentscheidung getroffen, mit Makler oder Vermieter verhandelt. „Wir gehen doch nicht blauäugig an so etwas heran“, sagt Uwe Schwalm. Kommt es zum Kauf, koordiniert er die Umbauarbeiten, vielleicht führt sie der Zentralbereich „Bau + Technik“ auch selbst aus. Oder Schwalm beauftragt dafür Fremdfirmen, ist dann Ansprechpartner für Bauplaner und Architekten. Variante zwei: Der Neubau eines Gebäudes steht an. Dann treffen Vorstand und Uwe Schwalm die Architektenauswahl, er schließt den Architektenvertrag ab, koordiniert die Ausschreibungen und legt die eigenen Standards fest: Unter anderem ein Verbrühungsschutz bei allen Armaturen. Die Variante drei, Hauskauf, scheidet meistens aus. „Die Tendenz geht zum Mieten oder Bauen. Ein Hauskauf bedeutet meistens einen immensen Aufwand, wenn beispielsweise ein Aufzug oder Pflegebäder noch nachträglich eingebaut werden müssen“, so Schwalm.

Doch die Aufgaben von „Bau und Technik“ sind mit dem Einzug der Bewohner dann noch nicht erledigt. „Wir müssen mit der Dezentralisierung mobiler werden, weil die Gebäude, die wir betreuen, jetzt weiter verstreut sind.“ Bleibt im Hephata eigenen Haus jemand im Aufzug stecken, muss innerhalb einer Stunde Hilfe vor Ort sein. Fällt der Strom aus, auch am Wochenende, greift die 24-Stunden-Bereitschaft. „Wir müssen sehen, in welchem Unkreis wir dies künftig leisten können“, so Schwalm. Erste Maßnahme ist die langsame Umstrukturierung der Abteilung. Beispielsweise wurde die Stelle eines Malers, der in Ruhestand gegangen ist, der Betriebstechnik zugeschlagen. Und Projekte, die „Bau + Technik“ ansonsten selbst übernommen hätte, werden nun teilweise an externe Dienstleister vergeben. „Ansonsten versuchen wir, uns mit gesundem Menschenverstand den neuen Anforderungen anzupassen.“ (me)