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MT-Schüler laufen Mannschafts-Kreisrekord

Vize-Hessenmeister im Fünf-Kilometer-Straßenlauf

Marburg/Melsungen. Der Zuspruch war riesig: etwa 500 Teilnehmer aus 66 Vereinen ermittelten in Marburg bei den Landesmeisterschaften im Straßenlauf ihre Hessenmeister. Auch das Wetter war hervorragend und die Marburger Organisatoren brachten diese Veranstaltung ohne Schwierigkeiten über die Bühne. Bei so vielen positiven Aspekten konnten auch gute Leistungen nicht ausbleiben. Punkt 14.30 Uhr wurden 60 Schülerinnen und Schüler von der Stadthalle auf vier Runden in die Marburger Innenstadt geschickt, denn die Jungen und Mädchen hatten fünf Kilometer zurückzulegen. Bei dieser Leistungsschau der besten hessischen Schülerinnen und Schüler auf der Langstrecke waren auch die vielseitigen Melsunger Robin Hohmann, Tobias Stang und Michael Hiob am Start.

Alle Drei starten –  im Gegensatz zu den vielen Laufspezialisten –  am nächsten Wochenende bei den nordhessischen Mehrkampfmeisterschaften in Bad Sooden-Allendorf und stellen damit ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Bei den Schülerinnen hatte auch Melsungens Mittelstrecken-Ass Karolin Siebert gemeldet. Die hessische 800m-Hallenmeisterin testete ihre Ausdauer auf der langen 5km-Straßen-Strecke, um sich ab Mitte Mai den Wettkämpfen auf der Laufbahn zu widmen. Auch sie wird sich am kommenden Wochenende einen Mehrkampftest unterziehen und hofft, dass sie die Qualifikationsnorm für die Landesmehrkampfmeisterschaften von 1900 Punkten um sicher überbieten wird.

Vor dem Rennen wurde nicht nur die Taktik besprochen, sondern auch über einen möglichen Erfolg diskutiert. Dabei war eine Einzelmedaille von Robin Hohmann mit einer Zeit unter 18 Minuten sowie eine Mannschaftsmedaille mit einem neuem Kreisrekord ins Auge gefasst worden.  Bei den nordhessischen Straßenlaufmeisterschaften in Frankenberg lief das Melsunger Erfolgstrio 58:21 Minuten und verbesserte den Vorjahreskreisrekord um 13 Sekunden. Robin Hohmann lief als Nordhessenmeister mit 18:16 Minuten die schnellste Zeit. Tobias Stang gehörte mit seiner Frankenberger Zeit von 19:33 Minuten ebenfalls zu den Top-Ten in Hessen, und auch Michael Hiob hatte mit seinen 20:32 Minuten zur Rekordverbesserung beigetragen.  So war man auf das Mannschaftsergebnis besonders gespannt und hoffte insgeheim auf eine Silbermedaille.

Kurz nach dem Startschuss wollte man seinen Augen nicht trauen, denn Robin Hohmann, der sich wie bei den Landesmeisterschaften in der Halle an den Hanauer Ausnahmeläufer Anusan Rajeentan dranhängen und so lange wie möglich wie ein Schatten verfolgen sollte, ging das Tempo der Führungsgruppe nicht mit.  Ali Yüksel (Stadtallendorf)  und Anusan Rajeentan sprengten nach 100 m die Spitzengruppe und liefen allen angetretenen Schülern auf und davon.  Als sie die erste Aufschluss gebende Marke bei Kilometer eins passierten, lief Yüksel drei Sekunden vor Rajeentan; weitere 15 Sekunden zurück folgte eine fünfköpfigen Gruppe. Wo aber war Robin Hohmann? Er hatte nach dem ersten Kilometer bereits fast 30 Sekunden Rückstand auf den Spitzenreiter. Acht Sekunden hinter Robin Hohmann  passierte Tobias Stang in 3:48 Minuten die 1km-Marke. Auch  Michael Hiob machte zu diesem Zeitpunkt einen starken Eindruck und lag nur eine Sekunden hinter dem Malsfelder zurück.

Nach zwei Runden hatte sich Yüksel noch weiter absetzen können und auch Rajeentan erhöhte sein Tempo. Robin Hohmann lief dagegen exakt dieselbe Zeit wie in der ersten Runde und passierte die 2km-Marke in 7:20 Minuten. Damit lag er bereits über 10 Sekunden hinter der Marschroute.  Nach 7:42 Minuten – auf Bestzeit-Kurs – folgte Tobias Stang und weitere drei Sekunden dahinter Michael Hiob, der für seine Verhältnisse die ersten beiden Kilometer zu schnell anlief.

Nach der Hälfte der Strecke hatte Robin Hohmann 9:18 Minuten vorzuweisen, Tobias Stang wurde mit 9:39 Minuten und Michael Hiob mit 9:52 Minuten gestoppt.  Warum Robin Hohmann dieses Meisterschaftsrennen so langsam begonnen hatte, blieb auch für seinen Vater, der mit nach Marburg reiste, ein Rätsel.

Während die Einzelmedaillen bereits nach 3000 m vergeben waren, wurde es um die Teamwertung spannend.  Sicher war zu diesem Zeitpunkt der Mannschaftssieg für die Schüler aus Hanau-Rodenbach, die Jahr für Jahr aus einem großen Läufer-Reservoir schöpfen können.  Aber der Kampf um Platz zwei wurde immer spannender, denn sowohl Tobias Stang als auch Michael Hiob wurden langsamer, während Philipp Schneider von der LG Brechen immer stärker wurde.  Er spürte die Schwächen der beiden Bartenwetzer und lief nach drei Kilometer an ihnen vorbei.  Tausend Meter vor dem Ziel lag auch noch Marlin Löffler, der dritte Hanauer Läufer, zwei Sekunden vor Robin Hohmann, der für die 4km 14:57 Minuten benötigte. In einer fulminanten Schlussrunde holte der Nordhessenmeister Meter um Meter auf, nahm auf der letzten Runde dem Hanauer 32 Sekunden ab und erreichte hinter dem Odenwälder Joshua Weiß (18:10 Min.) nach 18:19 Minuten als Vierter das Ziel.  Den letzten Kilometer legte Robin in starken 3:22 Minuten zurück. Hätte er sich das Rennen besser eingeteilt und wäre von Beginn an mit der Spitzengruppe mitgelaufen, wäre er eine Zeit unter 18 Minuten möglich gewesen.  „Ich hatte die ersten vier Kilometer nur durch die Nase geatmet und wenig Sauerstoff bekommen“, sagte R. Hohmann etwas enttäuscht nach dem Zieleinlauf.  „Erst auf der letzten Runde, als ich durch den Mund atmete, konnte ich ein höheres Tempo laufen!“  Warum er seine Atemtechnik nicht sofort umstellte, konnte er nicht sagen.

Nachdem Tobias Stang vier Kilometer in 15:53 Minuten zurückgelegt hatte, mobilisierte er auf dem letzten Kilometer alle Energien, die ihm noch zur Verfügung standen.  Er überholte 400 Meter vor dem Ziel Philipp Schneider – schnellster Schüler der LG Brechen –  und lief die letzten 1000 Meter in 3:34 Minuten.

Robin Hohmann und Tobias Stang hatten als gemeinsame Zeit 37:46 Minuten erreicht. Nun kam es auf Michael Hiob an, der seinem schnellen Anfangstempo ab Kilometer drei Tribut zollen musste.  Während er die ersten beiden Kilometer in sehr guten 7:57 Minuten zurücklegte, benötigte er für die Kilometer drei und vier 8:33 Minuten. Jetzt kam es auf den letzten Kilometer an. Um einen neuen „Mannschaftskreisrekord“ aufzustellen, durfte er nicht langsamer als 20:23 Minuten laufen. Das bedeutete, dass er den letzten Kilometer in 4:15 Minuten zurücklegen musste. Ein fast unmögliches Unterfangen, da er den vorletzten Kilometer in 4:26 Minuten lief und immer langsamer wurde. Aber auf den letzten 600 Metern wuchs Michael über sich hinaus und schaffte das Unmögliche.  Nach 20:30 Minuten überquerte er völlig erschöpft als Zehnter die Ziellinie.  Mit 58:17 Minuten blieben Robin Hohmann, Tobias Stang und Michael Hiob drei Sekunden unter dem alten Rekord und holten sich in der Mannschaftswertung die Silbermedaille bei diesen Landesmeisterschaften.1

Im Lauf der Schülerinnen musste Karolin Siebert durch einen Meldefehler eine Altersklasse höher starten. Sie traf auf die frisch gebackene hessische Hallenmeisterin über 2000 Meter, Ronja Böhrer (Hess. Lichtenau), auf die Vorjahresbeste im 5km-Straßenlauf, Leonie Weber (Wiesbaden) und auf Kathrin Schermuly (LG Brechen), die die Bestenliste 2009 über 2000 Meter anführte. So war von vornherein nur der fünfte Platz in der Altersklasse der W15 in Erwägung gezogen worden, denn mit der amtierenden Nordhessenmeisterin Vanessa Würtz (Kaufungen), die bei ihrem Sieg in Frankenberg die 5km in 20:47 Minuten zurücklegt hatte, war eine weitere Medaillenanwärterin in dieser Altersklasse am Start.

Karolin lief den ersten Kilometer mit 3:52 Minuten sehr gut an und hatte nach 2000 Meter eine Zwischenzeit von 7:57 Minuten vorzuweisen.  Aber da zeigte sich schon, dass sie in der Spitzengruppe der hessischen Langstrecken-Asse als Mittelstreckenläuferin nicht mithalten kann. Während sie für den zweiten Kilometer 4:05 Minuten benötigte, lief sie den dritten Abschnitt in 4:23 Minuten und hatte hinter dem Führungsquartett  fast eine Minute Rückstand. Während Ronja Böhrer an der Spitze das Tempo weiter verschärfte, konnten ihre Verfolgerinnen nicht mehr mithalten und fielen zurück.  Aber auch Karolin Siebert hatte auf der vierten Teilstrecke eine Schwächeperiode und benötigte für diese 1000 Meter 4:32 Minuten.

Einen Kilometer vor dem Ziel sah es so aus, als ob Vanessa Würtz, die bei den Nordhessenmeisterschaften  35 Sekunden vor Karolin Siebert ins Ziel kam, ihren Vorsprung auf fast eine Minute ausbauen könnte. Aber auf der letzten Runden wurde auch die Nordhessenmeisterin erheblich langsamer. Es reichte zwar noch für den vierten Platz, aber es wurde spannend, denn Karolin Siebert kam auf dem letzten Teilstück immer näher heran und zeigte noch einmal ihr Kämpferherz.  Den letzten Kilometer legte sie in 4:19 zurück und überquerte nach  21:11 Minuten als Fünfte die Ziellinie. (ajw)