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Neue hr-Dokumentation zum Grubenunglück in Borken

Kassel/Borken. Am Mittwoch, 7. Juli, wird ab 10.30 Uhr erstmals vor dem Landgericht Kassel zum Grubenunglück von Stolzenbach 1988 verhandelt. Grundlage für das Verfahren sind Recherchen der hr-Autoren Oliver Schmid und Nick Pietzonka. Anlässlich des ersten Verhandlungstages sendet das hr-fernsehen am gleichen Tag um 22.45 Uhr die neue 45-minütige Dokumentation „Warum die Grube Stolzenbach explodierte: Ein Unglück – Zwei Skandale“ von Oliver Schmid und Nick Pietzonka. Der Film beleuchtet die Hintergründe des Unglücks und des damit verbundenen zweifachen Skandals.

Am 1. Juni 1988 explodierte die Grube Stolzenbach im nordhessischen Borken. Die Kohlenstaubexplosion war das schwerste Unglück im deutschen Braunkohlenbergbau: 51 Männer starben, sechs konnten – 65 Stunden nach der Explosion – gerettet werden. Die Gefahr, dass der Braunkohlenstaub im Borkener Revier explosionsgefährlich war, wurde der Grubenleitung und den Bergbehörden bereits mehr als 20 Jahre vor dem Unglück bekannt. Dennoch führten sie untertage keinen Explosionsschutz ein – der erste Skandal. Die Staatsanwaltschaft Kassel, die nach der Explosion wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt ermittelte, kam zu dem Schluss – der zweite Skandal – dass das Unglück unvorhersehbar und unabwendbar gewesen sei. Sie stellte nach 16 Monaten ihre Ermittlungen ein. Dass die Gefahr längst bekannt war, hat sie nicht ermittelt.

Am 7. Juli dieses Jahres nun klagt die Witwe eines umgekommenen Bergmannes vor dem Landgericht Kassel gegen den damaligen Bergwerksdirektor und gegen die E.ON-Kraftwerke GmbH, Rechtsnachfolgerin der früheren Grubenbetreiberin Preussen Elektra. Diese Zivilklage auf Schadenersatz des ihr durch das Grubenunglück entstandenen Schockschadens kann erstmals dazu führen, dass gerichtlich geprüft wird, wie es zu der Grubenexplosion 1988 kommen konnte und wer dafür haftbar gemacht werden kann.

„Der Spiegel“ hat in seiner heutigen Ausgabe auf Grundlage der hr-Recherchen über den Fall berichtet. (red)